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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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öffnete Darius die Augen.
    »Ich habe nie von einem Vinen gehört, der sich Zyracc nennt«, meinte er nachdenklich.
    »Ich glaube nicht, dass Zyracc ein Vine ist. Er hat schwarzes Haar, und klein ist er auch nicht«, warf Timothy ein. »Also, ich kenne mich natürlich nicht so genau aus, aber er wirkte eher wie ein Bellare.«
    »Oh, nein, nein. Bellaren können sich nicht tarnen, Timothy.«
    »Tarnen?«, hakte Timothy nach.
    »Ein effektvoller Trick. Wenn dieser Zyracc scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht ist, muss er sich vorher getarnt und erst danach seine Gestalt verändert haben, aber ich habe dich unterbrochen. Fahre bitte fort.«
    Als Timothy schließlich von den annähernd Tausend Homorden erzählte, die sich in der Grotte versammelt hatten, sah er Darius das erste Mal fassungslos.
    »Bisher hielt ich die Homorden für einen Haufen rebellischer Dummköpfe«, murmelte er zwischen seinen Fingern hervor, die er vor seinen Mund gepresst hielt, als wollte er ein Aufstöhnen unterdrücken. »Dass es so weit gekommen ist. Ich weiß nicht, was ich sagen soll …«
    Timothy starrte in die zuckenden Flammen des Kamins, während er an Zyracc dachte. Verbissen versuchte er sich jedes Detail in Erinnerung zu rufen, um Darius ein möglichst genaues Bild von den Geschehnissen zu geben. Der Dan stand mit geschlossenen Augen an die Kaminwand gelehnt und stieß immer wieder erstaunte Rufe aus oder stöhnte unwillkürlich auf, während er dem Jungen folgte. Dabei versuchte Timothy um jeden Preis zu vermeiden, dass Darius von seinen eigenen begeisterten Rufen erfuhr, die ihm in dem machttrunkenen Gefühl der Gemeinschaft entwichen waren, und konzentrierte sich ganz auf Zyraccs flammende Rede, doch anscheinend hatte der Älteste der Dan seine unerklärliche Hingabe bereits gelesen.
    »Es gibt keinen Grund, dich für deine Begeisterung zu schämen«, unterbrach er Timothy. »Es war nicht deine eigene Stimme, die –«
    »Doch! Das war es!«, gab Timothy heftig zurück, obwohl er sich ertappt fühlte. »Niemand hat mich gezwungen, den Arm hochzureißen und ausgerechnet dem Mann zuzujubeln, der mich fast …« Timothy rang mit den Händen. »Ich habe mich plötzlich so sicher und … überlegen gefühlt … Es war wie ein Rausch. Ich habe diesen Mann verehrt! Verehrt! Versteht Ihr?«
    Darius legte behutsam die Hand auf Timothys bebende Schulter und schnalzte mit der Zunge, als wollte er ein kleines Kind beruhigen.
    »Es war nicht deine Entscheidung, Timothy«, sagte er nachdrücklich. »Wir haben dich viel zu wenig auf unsere, sagen wir, unsere Eigenarten vorbereitet. Du warst den Stimmen der Dan vollkommen ungeschützt ausgesetzt.«
    »Den Stimmen der Dan?«, echote Timothy verständnislos.
    »So ist es«, erwiderte der Älteste schlicht und kehrte seinem Gast plötzlich den Rücken zu, um ohne ein weiteres Wort über die Wurzel hinweg durch die Portraits seiner Vorfahren in einen Nebenraum zu verschwinden.
    Während Timothy ratlos auf die Portraits starrte, kehrten seine Gedanken wieder zu Loo und Avy zurück. Das Letzte, was er von ihnen gesehen hatte, war das starre Bild ihrer entsetzten Gesichter, und er hatte keine Ahnung, ob seine Freunde ihre Tarnung aufgegeben hatten, um ihn zu suchen.
    Das wäre ihr sicherer Tod , dachte Timothy gerade voller Grauen, als ihm vollkommen unpassenderweise das Wort Schokolade durch den Kopf schoss. Ein fast unstillbares Verlangen nach der braunen Süßigkeit verdrängte seine düsteren Gedanken. Bestimmt würde er wissen, was zu tun war, wenn er nur erst ein paar Brocken Konfekt oder wenigsten einige Tintenzuckerkringel oder Twisslers gegessen hätte …
    »Eine kleine Auswahl der erlesensten Petit Fours des gesamten Lemurischen Reiches«, vernahm er Darius plötzlich hinter sich und glaubte, seinen Augen nicht zu trauen, als ein Tablett voll mit kleinen, schokoladenüberzogenen Törtchen auf einer runden Holzplatte vor ihn gestellt wurde.
    »Wie ich zugeben muss, ist dieses köstliche Naschwerk eine meiner größten Schwächen«, sagte der Älteste augenzwinkernd. »Daher bin mir sicher, dass es auch dein Verlangen nach Schokolade stillen wird, nicht wahr?«
    Timothy griff gierig nach den Leckerbissen und stopfte sich, ohne weiter nachzudenken, drei davon in den Mund.
    »Wunderbar«, brachte er dankbar heraus, nachdem er die Petit Fours heruntergeschlungen hatte, und langte sofort erneut nach dem Tablett. »Ihr müscht wirklisch meine Geganken geleschen habn.«
    »Nein.« Darius schmunzelte.

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