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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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jagte er durch die Lücke.

3
     Als ich dem Hund in die Sperrzone folgte, schnappte das scharfe Ende einer der durchtrennten Zaunmaschen zurück, traf meine Kappe und riß sie mir vom Kopf. Ich hob sie vom Boden auf, schlug den Staub an meinen Jeans ab und setzte sie wieder auf.
    Diese marineblaue Schirmmütze ist seit etwa acht Monaten in meinem Besitz. Ich fand sie in einer seltsamen Betonkammer, drei Stockwerke unter der Erde, tief in dem verlassenen Labyrinth von Fort Wyvern.
    Über dem Schirm stehen in rot gestickten Buchstaben die Worte MYSTERY TRAIN. Ich habe keine Ahnung, wem die Mütze früher gehört oder was diese rubinrote Stickerei zu bedeuten hat.
    Diese schlichte Kopfbedeckung hatte eigentlich keinen besonderen Wert, war jedoch in mancher Hinsieht von all meinen weltlichen Besitztümern das mir kostbarste. Ich hatte keinen Beweis dafür, daß sie in einem Zusammenhang mit der Arbeit meiner Mutter als Wissenschaftlerin stand, daß sie etwas mit irgendeinem Projekt zu tun hatte, an dem meine Mutter mitgewirkt hatte - ob nun in Fort Wyvern oder sonstwo ., war aber davon überzeugt. Obwohl ich bereits einige der schrecklichen Geheimnisse von Wyvern kannte, ging ich ebenfalls davon aus, daß weitere erstaunliche Wahrheiten an den Tag kommen würden, sollte es mir gelingen, die Bedeutung der gestickten Worte herauszufinden. Ich hatte eine Menge Vertrauen in diese Mütze gesetzt. Wenn ich sie einmal nicht trug, bewahrte ich sie trotzdem immer in meiner Nähe auf, denn sie erinnerte mich an meine Mutter und spendete mir daher Trost. Abgesehen von dem freigeräumten Streifen direkt hinter der Öffnung im Maschendraht, stapelten sich am Zaun Treibholz, Steppenläufer und Abfall. Ansonsten war das Bett des Santa Rosita auf der Wyvern-Seite genauso ordentlich gemacht wie auf der anderen.
    Auch jetzt waren wieder nur die Spuren des Kidnappers zu sehen. Von dieser Stelle an hatte er den Jungen offenbar wieder getragen.
    Orson lief an der Fährte entlang, und ich blieb ihm dicht auf den Fersen. Kurze Zeit später erreichten wir eine Zufahrtsstraße, die die linke Begrenzung des Flusses hinaufführte, und Orson stürmte ohne das geringste Zögern drauflos.
    Als ich das obere Ende des Flußdamms erreichte, atmete ich schwerer als der Hund, obwohl Pelzgesicht nach Hundejahren so etwa in meinem Alter war.
    Was für ein Glück, daß ich lange genug leben durfte, um das allmähliche, aber unbestreitbare Schwinden meiner jugendlichen Ausdauer und Beweglichkeit zu bemerken. Zum Teufel mit diesen hehren Dichtern, die die Schönheit und Reinheit des Sterbens in jungen Jahren bejubeln, wenn alle Kräfte noch vorhanden sind. Trotz des Xeroderma pigmentosum werde ich dankbar sein, wenn ich die süße Altersschwäche meines achtzigsten Lebensjahrs genießen darf oder sogar die köstliche Kraftlosigkeit eines Greises, auf dessen Geburtstagstorte einhundert bedrohliche Kerzen lodern. Wir sind am lebendigsten und der Bedeutung unseres Daseins am nächsten, wenn wir am verletzlichsten sind, wenn die Erfahrung uns bescheiden gemacht hat, wenn sie die Arroganz kuriert hat, die wie eine Form von Taubheit verhindert, daß wir die Lektionen hören, die diese Welt lehrt.
    Der Mond verbarg gerade sein Antlitz hinter einem Wolkenschleier, und ich schaute am Nordufer des Santa Rosita in beide Richtungen. Jimmy und sein Entführer waren nicht in Sicht.
    Und ich sah auch keinen zusammengekauerten Wasserspeier, der durch das Flußbett unter mir oder über die rechte oder linke Seite des Damms eilte. Worum auch immer es sich gehandelt hatte, die Gestalt von der Highway-Überführung war nicht an mir interessiert gewesen.
    Orson trottete zielstrebig auf einige massive Lagerhäuser zu, die fünfzig Meter vom Flußdamm entfernt standen. Diese dunklen Gebäude kamen mir trotz ihres profanen Zwecks und trotz der Tatsache, daß ich sie ziemlich gut kannte, geheimnisvoll vor.
    Obwohl sie riesig waren, handelte es sich bei ihnen nicht um die einzigen Lagerhäuser des Stützpunkts, und obwohl sie in jeder Stadt einen ganzen Häuserblock eingenommen hätten, stellten sie nur einen unbedeutenden Prozentsatz der Gebäude auf diesem eingezäunten Gelände dar. Auf dem Höhepunkt seiner Aktivität verfügte Fort Wyvern über ein Personal von 36400 Soldaten. Desweiteren hatten fast 13000 Familienangehörige und über 4000 zivile Angestellte mit der Einrichtung zu schaffen gehabt. Allein auf dem Stützpunkt hatte man 3000 Einfamilienhäuser und Bungalows

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