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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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errichtet, die später nicht abgerissen wurden, wenngleich sie inzwischen nicht mehr instand gehalten werden.
    Einen Augenblick später befanden wir uns zwischen den Lagerhäusern, und Orsons Nase führte ihn schnell durch ein Labyrinth von Zufahrtsstraßen zu dem größten Gebäude in der Ansammlung. Wie die meisten in der Umgebung war auch dieses rechteckig und hatte zehn Meter hohe Wellblechwände, die sich aus einem Betonfundament zu einem gebogenen Metalldach hoben. Am einen Ende befand sich ein aufschiebbares Tor, das groß genug war, um vollbeladene Lastwagen passieren zu lassen. Es war geschlossen, doch daneben stand eine normale Tür weit offen. Hatte Orson bislang einen kühnen Eindruck gemacht, so näherte er sich diesem Eingang aber nur zögerlich. Der Raum jenseits der Schwelle war noch dunkler als der Zufahrtsweg um uns herum, der auch nur von Sternenlicht erhellt wurde.
    Der Hund schien nicht ganz der Fähigkeit seiner Nase zu vertrauen, eine Bedrohung im Lagerhaus wahrnehmen zu können, als würden die Gerüche, auf die er sich sonst verlassen konnte, von der undurchdringlichen Dunkelheit in dem Gebäude gefiltert und völlig unkenntlich gemacht.
    Mit dem Rücken zur Wand schob ich mich an dem Gebäude entlang zur Tür. Ich blieb dicht neben dem Pfosten stehen. Die Pistole hatte ich gehoben, die Mündung war auf den Himmel gerichtet. Ich lauschte, hielt den Atem an, war fast so leise wie ein Toter - wäre da nicht das schwache Gurgeln meines Magens gewesen, der noch an einem Mitternachtssnack aus Käse, Zwiebelbrot und scharfen Jalapenos arbeitete. Falls jemand mir direkt hinter der Tür auflauerte, mußte er tatsächlich tot sein, denn dann war er noch leiser als ich. Ob nun tot oder nicht, sein Atem würde wohl zweifellos besser riechen als meiner.
    Obwohl Orson ungefähr so gut auszumachen war wie ein Tintenfleck auf nasser schwarzer Seide, bemerkte ich, daß er vor dem Eingang verharrte. Nach einem Zögern, das mir vorkam, als würde es völliger Verwirrung entspringen, wandte er sich von der Tür ab und wagte sich ein paar Schritte über den Zufahrtsweg zum nächsten Gebäude weiter.
    Auch er war leise - kein Scharren der Klauen auf dem Pflaster, kein Hecheln, nicht mal ein Verdauungsgeräusch ., als wäre er nur der Geist eines Hundes. Eindringlich spähte er in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren. Seine Augen waren aufgrund der Reflexion des Sternenlichts schwach zu erkennen; die mattweißen Spitzen seiner entblößten Zähne kamen mir vor wie das beunruhigende phosphoreszierende Grinsen einer Erscheinung. Ich hatte nicht das Gefühl, daß sein Zögern von der Furcht vor dem ausgelöst wurde, was vielleicht vor uns lag. Irgendwie schien er sich nicht mehr sicher zu sein, wohin die Spur führte.
    Ich sah auf die Armbanduhr. Jede schwach aufblinkende Sekunde markierte nicht nur das Verstreichen der Zeit, sondern auch das Verbleichen von Jimmy Wings Lebenskraft. Er war mit ziemlicher Sicherheit nicht entführt worden, um ein Lösegeld zu erpressen, sondern um an ihm dunkle Bedürfnisse zu befriedigen; vielleicht sollte er sogar Brutalitäten erleiden, über die ich gar nicht nachzudenken wagte.
    Ich wartete, kämpfte gegen meine lebhafte Phantasie an und versuchte sie, so gut es ging, zu unterdrücken. Als Orson sich dann schließlich wieder zu der offenen Tür des Lagerhauses wandte, ohne eine größere Zuversicht zu zeigen, daß die Gesuchten sich darin befanden, entschloß ich mich zu handeln. Das Glück ist auf der Seite der Mutigen. Der Tod natürlich auch.
    Mit der linken Hand griff ich nach der Taschenlampe, die an meinem Rücken im Hosenbund steckte. In der Hocke schlich ich zur Tür, über die Schwelle und flitzte dann nach links. Gleich nachdem ich die Taschenlampe eingeschaltet hatte, rollte ich sie über den Boden, eine simple und vielleicht törichte List, um eventuelle Schüsse von mir abzulenken.
    Aber es knallten keine Schüsse auf. Nachdem die Taschenlampe dann ausgerollt und liegengeblieben war, herrschte in dem Lagerhaus eine so tiefe Stille wie die auf einem toten, atmosphärelosen Planeten. Ich wagte wieder zu atmen und stellte zu meiner gelinden Überraschung fest, daß ich es noch konnte.
    Ich hob die Taschenlampe wieder auf. Der größte Teil des Lagerhauses bestand aus einem einzigen Raum von einer solchen Länge, daß der Lichtstrahl nicht vom einen Ende bis zum anderen vordrang. Er schaffte es nicht einmal, über die Hälfte der viel schmaleren Breite des

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