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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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stellten wir trotz erheblicher Bedenken von fast allen die erste Expedition zusammen.«
    Wieder Schweigen.
    Dann erneut der rhythmische, geflüsterte Singsang.
    »Damit wäre deine Mutter im Spiel, Bruder«, sagte Bobby.
    »Das .andere Projekt., das den hohen Tieren Angst wegen der Zukunft macht.«
    »Also war sie nicht direkt am Mystery-Train-Projekt beteiligt.«
    »Ursprünglich war es wahrscheinlich nur als eine Art Erkundung gedacht. Aber dann ging auch dort etwas schief. Vielleicht war die Panne mit dem Mystery Train sogar die schlimmere von den beiden.«
    »Was glaubst du, was das auf der Videoaufzeichnung war?« sagte ich. »Das fliegende Ding, meine ich.«
    »Ich hoffe, daß der Kerl uns das noch verraten wird.«
    Das Flüstern ging noch etwa eine Minute weiter, bis Delacroix mittendrin die Stopptaste drückte.
    Als er eine neue Aufzeichnung startete, befand er sich an einem anderen Ort. Die Tonqualität war nicht mehr so gut wie zuvor, und es gab ständige Hintergrundgeräusche.
    »Er fährt«, sagte Bobby.
    Das Geräusch eines Motors, das leise Rauschen des Windes und das Summen von Reifen, die über Asphalt jagten: Delacroix war unterwegs.
    Auf seinem Führerschein stand eine Adresse in Monterey, ein paar Autostunden die Küste hinauf. Dort mußte er die Familie umgebracht haben.
    Ein Flüstern setzte ein. Delacroix führte ein Selbstgespräch, aber so leise, daß wir kaum wahrnehmen konnten, daß er in der unbekannten Sprache redete. Allmählich erstarb das Gemurmel. Nachdem er eine Weile geschwiegen hatte, sprach er wieder, und zwar auf Englisch, aber seine Stimme war nicht so klar, wie wir es uns gewünscht hätten. Das Mikrophon war seinem Mund nicht nahe genug. Der Recorder lag entweder auf dem Beifahrersitz oder sogar auf dem Armaturenbrett.
    Seine Depression war wieder der Furcht gewichen. Er sprach schneller, und seine Stimme versagte häufiger vor Besorgnis.
    »Ich bin auf dem Highway 1, Richtung Süden. Ich kann mich irgendwie daran erinnern, daß ich in den Wagen gestiegen bin, aber nicht... daß ich schon so weit gefahren bin. Ich habe Benzin über sie geschüttet. Sie in Brand gesteckt. Ich erinnere mich dunkel, wie ich es getan habe. Ich weiß, nicht, warum ich nicht... warum ich mich selbst nicht getötet habe. Ich habe meiner Frau die Ringe von den Fingern gezogen. Und ein paar Fotos aus dem Album mitgenommen. Es wollte nicht, daß ich es tue. Aber ich... nahm mir trotzdem die Zeit. Und den Recorder. Es wollte nicht, daß ich gehe. Ich glaube, ich weiß, wohin ich fahre. Ich glaube, ich weiß es.«
    Delacroix weinte.
    »Er verliert die Beherrschung«, sagte Bobby.
    »Aber nicht so, wie du es meinst.«
    »Ha?«
    »Er verliert nicht etwa den Verstand. Sondern die Selbstbeherrschung, die Kontrolle... an etwas anderes.«
    »Du meinst«, sagte Bobby, während wir auf Delacroix. Weinen lauschten, »er wird immer mehr beherrscht von...?«
    »Ja.« »Von dem, was flattert.«
    »Ja.«
    »Alle sind gestorben. Alle Teilnehmer der ersten Expedition. Drei Männer und eine Frau. Blake, Jackson, Chang und Hodgson. Und nur einer kehrte zurück. Nur Hodgson kehrte zurück. Nur daß im Anzug gar nicht mehr Bill Hodgson steckte.«
    Delacroix schrie in plötzlichem Schmerz auf, als hätte er einen Stich erhalten.
    Auf den gequälten Schrei folgte eine überraschende Tirade heftiger Flüche, die jede Obszönität enthielt, von der ich jemals gehört oder gelesen habe, dazu weitere, die entweder nicht zu meiner Allgemeinbildung gehören oder von Delacroix erfunden wurden, ein unflätiger Schwall aus stakkatohaft ausgestoßenen Vulgaritäten und Blasphemien. Dieser haßerfüllte Erguß kam so giftig, knurrend und aggressiv hervor, daß ich mich persönlich davon getroffen fühlte, obwohl ich es nur mit einer Aufzeichnung zu tun hatte.
    Offenbar wurde Delacroix. Wutausbruch von unkontrolliertem Fahrverhalten begleitet. Seine Flüche wechselten sich mit dem Hupen vorbeifahrender Autos und Lastwagen ab.
    Dann verstummten die Flüche stotternd. Ein letztes Hupen ertönte. Eine Weile war Delacroix. heftiges Atmen das lauteste Geräusch auf dem Band. Dann: »Kevin, vielleicht erinnerst du dich, daß du einmal zu mir gesagt hast, die Wissenschaft allein könne unserem Leben keinen Sinn geben. Du hast gesagt, die Wissenschaft würde das Leben nicht mehr lebenswert machen, wenn es ihr jemals gelänge, alles zu erklären und das Universum jeglichen Geheimnisses zu berauben. Zum Leben brauchen wir das Geheimnis, hast du

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