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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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selbst.«
    »Vielleicht mit seiner Familie.«
    Mit seiner toten Familie.
    Offenbar ging Delacroix umher, denn die Lautstärke seiner Stimme veränderte sich unabhängig von dem, was ich mit dem Regler tat.
    Irgendwann kam er noch einmal durch die Küche oder daran vorbei, und wir konnten ihn deutlich genug hören, um zu erkennen, daß er wieder in dieser fremden Sprache redete. Er schimpfte heftig erregt vor sich hin, aber nicht mehr mit der dumpfen Stimme, die zuletzt aus dem Recorder geklungen hatte.
    Schließlich verstummte er, und eine Weile darauf kehrte er zum Recorder zurück. Er schaltete ihn aus, und ich vermutete, daß er erst überlegen mußte, wo er weitermachen sollte.
    Als die Aufzeichnung weiterging, war seine Stimme wieder tief, schleppend und niedergedrückt.
    »Computeranalysen ergaben, daß die rote Farbe des Himmels authentisch war. Kein Fehler im Videosystem. Und die Bäume, die den Himmelsausschnitt einrahmten... sie waren grau und schwarz. Keine Schatten. Es war ihre echte Farbe. Die der Rinde. Der Blätter. Hauptsächlich schwarz mit grauen Sprenkeln. Wir bezeichneten sie als Bäume, nicht weil sie wie uns bekannte Bäume aussahen, sondern weil ihre Gestalt der von Bäumen am nächsten kam. Sie waren glatt... fleischig... eher wie tierisches als pflanzliches Gewebe. Vielleicht eine Art Pilz. Ich weiß es nicht. Niemand wußte es. Acht Stunden mit unverändert rotem Himmel und denselben schwarzen Bäumen - und dann auf einmal etwas am Himmel. Es flog. Dieses Ding. Es flog niedrig. Und sehr schnell. Weniger als eine Sekunde lang, wegen der hohen Geschwindigkeit war es nur verschwommen zu erkennen. Wir haben es natürlich vergrößert und mit dem Computer bearbeitet. Aber es war immer noch nicht richtig klar. Aber klar genug. Es gab viele Meinungen. Viele Interpretationen. Diskussionen. Ich wußte, was es war. Ich glaube, die meisten von uns wußten es, als wir die vergrößerte Aufnahme sahen. Ein deutliches Gefühl sagte uns, was es war. Aber wir wollten es einfach nicht wahrhaben. Eine psychische Blockade. Wir debattierten uns bis zur Wahrheit durch, bis die Wahrheit hinter uns lag und wir es nicht mehr sehen mußten. Ich habe mir etwas vorgemacht, genauso wie alle anderen, aber jetzt mache ich mir nichts mehr vor.«
    Er verfiel in Schweigen. Ein Gluckern und Platschen deutete darauf hin, daß er sich aus einer Flasche etwas in ein Glas goß. Dann trank er.
    Schweigend nahmen Bobby und ich einen Schluck aus unseren Bierflaschen.
    Ich fragte mich, ob es in jener Welt mit dem roten Himmel und den fleischigen schwarzen Bäumen Bier gab. Obwohl ich gelegentlich ganz gern ein Bier trinke, hätte ich keine Schwierigkeiten, dauerhaft darauf zu verzichten. Doch in diesem Augenblick war die Flasche Corona, die ich hielt, für mich der Inbegriff der zahllosen bescheidenen Freuden des täglichen Lebens, all der Dinge, die durch menschliche Arroganz verlorengehen können. Ich hielt die Flasche fest in der Hand, als wäre sie wertvoller als Diamanten, was sie in gewisser Weise auch war.
    Dann sprach Delacroix wieder in dieser unverständlichen Sprache, doch diesmal wiederholte er murmelnd ständig dieselben Worte, als würde er ein Mantra flüstern. Obgleich für mich wie zuvor kein einziges Wort Sinn ergab, hatten diese Silben etwas Vertrautes, und ihre Melodie bohrte sich mir wie ein Eiszapfen in die Wirbelsäule.
    »Er ist betrunken oder abgetickt«, sagte Bobby. »Oder beides.«
    Als ich mir bereits Sorgen machte, daß möglicherweise keine weiteren Enthüllungen von Delacroix zu erwarten waren, sprach er plötzlich auf Englisch weiter.
    »Wir hätten niemals eine bemannte Expedition nach drüben schicken sollen. Das war auch erst für Jahre später geplant gewesen, vielleicht wäre es sogar nie dazu gekommen. Aber es gab da ein anderes Projekt in Wyvern, eins von vielen anderen, bei dem etwas schiefging. Ich weiß nicht, was. Etwas Großes. Ich glaube, die meisten Projekte... sind nur Geldvernichtungsmaschinen. Aber bei dem ging.s um was ganz Wichtiges. Die hohen Tiere waren ziemlich aus dem Häuschen. Wir standen plötzlich unter gewaltigem Druck, den Mystery Train in Fahrt zu bringen. Sie wollten einen brauchbaren Blick in die Zukunft werfen. Um zu sehen, ob es überhaupt eine Zukunft gab. So haben sie es natürlich nicht ausgedrückt, aber jeder Beteiligte war überzeugt, daß das dahintersteckte. Um zu sehen, ob die Panne mit dem anderen Projekt schwerwiegende Konsequenzen haben würde. Also

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