Im Bann der Dunkelheit
etwas... Metaphysisches. Gibt.s das?
Ich habe etwas Benzin aus dem Auto abgezapft. Und dann habe ich noch ein paar Liter in einem anderen Kanister. Ich werde mit dem Benzin das Feuer entfachen, bevor... bevor ich meinem eigenen Leben ein Ende setze. Ich werde nicht zulassen, daß wir vier in die Hände irgendwelcher überqualifizierter Hausmeister der Projektleitung fallen. Sie würden nur etwas Dummes tun. Beispielsweise uns in Säcke stecken und Autopsien durchführen. Und diese verdammte Geschichte weiterverbreiten. Ich werde bei der Projektleitung anrufen, nachdem ich zum Briefkasten gegangen bin und diese Kassette an dich abgeschickt habe, bevor ich das Feuer entzünde und... mich töte. Innerlich bin ich jetzt völlig ruhig. Sehr ruhig. Im Augenblick. Aber wie lange noch? Ich würde gern glauben, daß...«
Delacroix unterbrach sich mitten im Satz und hielt den Atem an, als würde er auf etwas horchen. Dann schaltete er den Recorder aus.
Ich stoppte das Band. »Diese Kassette hat er an niemanden abgeschickt.«
»Hat sich.s anders überlegt. Was meint er damit - etwas Metaphysisches?«
»Das war meine nächste Frage«, sagte ich.
Als Delacroix die Aufzeichnung fortsetzte, klang seine Stimme schwerer, langsamer, bleierner, als hätte er jetzt jede Furcht und jede Trauer weit hinter sich gelassen, als würde er aus einer tiefen Grube der Verzweiflung sprechen.
»Ich dachte, ich hätte in einem Schlafzimmer etwas gehört. Pure Einbildung. Die Leichen sind... noch da, wo ich sie zurückgelassen habe. Völlig still. Völlig still. Das war nur meine Einbildung. Jetzt wird mir übrigens erst bewußt, daß du überhaupt nicht weißt, worum es hier eigentlich geht. Ich habe völlig falsch angefangen. Es gibt so vieles, was ich dir erzählen muß, wenn du die Sache im großen Stil aufdecken willst, aber mir bleibt nur wenig Zeit. Also gut. Was du wissen mußt... die grundlegenden Fakten sind, daß es ein Geheimprojekt in Fort Wyvern gab. Die Codebezeichnung lautete Mystery Train. Weil sie glaubten, sie würden sich auf eine geheimnisvolle Zauberreise begeben. Gigantomanische Geistesgestörte. Und ich hab dazugehört. Nightmare Train wäre ein besserer Name gewesen. Eine Höllenfahrt mit dem Alptraumzug. Und ich war genauso begeistert wie alle anderen, den Zug besteigen zu dürfen. Ich verdiene keine Loblieder, großer Bruder. Ich nicht... Hier sind die Schlüsselpersonen. Nicht alle. Nur diejenigen, die ich kannte oder an die ich mich jetzt noch erinnern kann. Einige sind bereits tot. Viele leben noch. Vielleicht wird einer der Lebenden reden, einer der Schweinehunde von den oberen Rängen, die viel mehr als ich wissen dürften. Sie alle müßten große Angst haben, und einige dürften unter einem sehr schlechten Gewissen leiden. Du bist doch gut darin, undichte Stellen aufzuspüren.«
Delacroix listete daraufhin über dreißig Personen auf und bezeichnete sämtliche Männer und Frauen entweder als zivile Wissenschaftler oder militärische Offiziere: Dr. Randolph Josephson, Dr. Sarabjit Sanathra, Dr. Miles Bennell, General Deke Kettleman...
Meine Mutter war nicht darunter.
Ich erkannte nur zwei Namen wieder. Der erste war William Hodgson, bei dem es sich zweifellos um den armen Teufel handelte, dem wir während der bizarren Episode im Ovalen Raum begegnet waren. Der zweite war Dr. Roger Stanwyk, der zusammen mit seiner Frau Marie ein Stück weiter in meiner Straße wohnte, nur sieben Häuser rechts von meinem. Dr. Stanwyk, ein Biochemiker, war einer von vielen Kollegen meiner Mutter gewesen und hatte mit den genetischen Experimenten in Wyvern zu tun gehabt. Wenn Mystery Train also nicht das Projekt war, das aus der Arbeit meiner Mutter entwickelt worden war, hatte Dr. Stanwyk mehr als nur einen Gehaltsscheck eingestrichen und mehr als den üblichen Anteil dazu beigetragen, die Welt zu zerstören.
Delacroix. Stimme wurde leise, und er sprach bedächtiger, während er die letzten sechs oder acht Namen nannte, und beim letzten Namen schien es fast, als würde dieser an seiner Zunge festkleben und niemals ausgesprochen werden. Ich war mir nicht sicher, ob er das Ende der Liste erreicht oder aufgehört hatte, ohne ans Ende gelangt zu sein. Er schwieg eine halbe Minute lang. Dann gewann seine Stimme unvermittelt neue Energie, und er rasselte einige Sätze in einer Fremdsprache, wie es schien, heraus, bevor er den Recorder ausschaltete.
Ich stoppte die Kassette und blickte Bobby an. »Was war das?«
»Jedenfalls war
Weitere Kostenlose Bücher