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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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abgeschlossen. Ich ging mit der Kassette zum Tisch und nahm mir einen Filzschreiber. »Was wäre ein guter Titel für einen Neo-Buffett-Song?«
    »Neo-Buffett?«
    »Das, was Sasha in letzter Zeit schreibt. Jimmy-Buffett-Zeug. Tropische Rhythmen, die Weltanschauung eines Müßiggängers, Spaß im Sonnenschein - aber mit einem etwas ernsteren Touch als Konzession an die Realität.«
    »Wie war.s mit .Mezcal Worms.«, sagte er.
    »Das ist brauchbar.« Ich schrieb den Titel auf das Etikett und schob die Kassette in das Regal, wo Sasha ihre Kompositionen aufbewahrte.
    Dort befanden sich Kassetten in rauhen Mengen, die alle genauso aussahen.
    »Bruder«, sagte Bobby, »wenn es jemals hart auf hart kommt, ballerst du mir den Kopf weg. Würdest du das für mich tun?«
    »Jederzeit.«
    »Aber warte, bis ich dich dazu aufgefordert habe.«
    »Klar. Tust du mir denselben Gefallen?«
    »Bitte mich darum, und du bist tot.«
    »Das einzige Flattern, daß ich momentan spüre, kommt vom Magen«, sagte ich.
    »Ich schätze, das ist im Augenblick völlig normal.«
    Ich hörte ein scharfes Schnappen und mehrere Male ein Klicken, dann noch einmal dieselbe Abfolge von Geräuschen.
    Schließlich das unmißverständliche Knarren der sich öffnenden Hintertür. Bobby schaute mich verwundert an. »Sasha?«
    Ich ging in die Küche, die nur vom Kerzenschein erhellt wurde, und sah Manuel Ramirez in voller Uniform dastehen.
    Die Geräusche, die ich gehört hatte, waren also von einem elektronischen Dietrich gekommen, wie ihn die Polizei gern benutzt. Er stand vor dem Küchentisch und starrte auf meine 9mm-Glock, die er offenbar trotz der schwachen Beleuchtung sofort erspäht hatte. Ich hatte die Pistole ja auf den Tisch gelegt, als Bobby mich mit der Nachricht von der Entführung Wendy Dulcineas umgehauen hatte.
    »Diese Tür war abgeschlossen«, sagte ich zu Manuel, während Bobby hinter mir in die Küche trat.
    »Genau«, sagte Manuel.
    Er zeigte auf die Glock. »Hast du die legal erworben?« »Mein Vater.«
    »Dein Vater hat Lyrik unterrichtet.«
    »Ist ein gefährlicher Beruf.«
    »Wo hat er die Waffe gekauft?« fragte Manuel und hob die Pistole auf.
    »Thor. s Gun Shop.«
    »Hast du die Quittung?«
    »Ich kann sie holen.«
    »Schon gut.«
    Die Tür zwischen der Küche und der Diele im Erdgeschoß schwang nach innen auf. Frank Feeney, einer von Manuels Deputies, blieb zögernd auf der Schwelle stehen. Für einen Moment glaubte ich, in seinen Augen einen Schleier aus gelbem Licht zu sehen, der sich wie Gardinen vor einem Fenster aufbauschte, doch dann war er verschwunden, bevor ich mir sicher sein konnte, ihn wirklich gesehen zu haben. »Habe eine Schrotflinte und eine .38er in Halloways Jeep gefunden«, sagte Feeney.
    »Gehört ihr Jungs irgendeiner rechtsradikalen Miliz oder so was an?« fragte Manuel.
    »Wir bereiten uns gerade auf ein Lyrikseminar vor«, sagte Bobby. »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Reißen Sie einen Fetzen von der Küchenpapierrolle da ab«, sagte der Polizeichef. »Dann stelle ich einen für Sie aus.« Hinter Feeney war am anderen Ende der Diele ein zweiter Deputy als Schattenriß vor dem Buntglasfenster zu sehen. Ich konnte ihn nicht deutlich genug sehen, um zu erkennen, wer es war.
    »Wie bist du hier reingekommen?« fragte ich.
    Manuel starrte mich dermaßen lange an, daß mir wieder klar wurde, daß er nicht mehr mein Freund war.
    »Was geht hier vor?« fragte ich fordernd. »Eine schwere Verletzung deiner Bürgerrechte«, sagte Manuel, und sein Lächeln besaß die ganze Wärme einer Stichwunde im Bauch einer Leiche.

19
      Frank Feeney hatte das Gesicht einer Schlange ohne die Giftzähne. Giftzähne brauchte es bei ihm aber auch nicht, da ihm das Gift aus allen Poren strömte. Die Augen hatten den starrenden kalten Blick einer Schlange, und der Mund war ein Schlitz, aus dem jederzeit eine gespaltene Zunge hätte hervorschießen können, ohne daß sich irgendwer darüber gewundert hätte, nicht einmal ein Fremder, der ihm eben erst begegnet war. Schon vor dem Wyvern-Fiasko war Feeney sozusagen ein durch und durch verdorbenes Polizeifrüchtchen gewesen, und er war immer noch so toxisch veranlagt, daß er mit einem einzigen Blick glatt tausend Schneewittchen ins Koma werfen konnte.
    »Wollen Sie, daß wir hier nach weiteren Waffen suchen, Chief?« fragte er Manuel.
    »Ja. Aber macht nicht zuviel kaputt. Der gute Mr. Snow hat vor einem Monat seinen Vater verloren. Er ist jetzt ein Waisenkind. Wir wollen ihm

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