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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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das Licht ab und führte die gleiche Prozedur an der Tür zum Wohnzimmer durch. Sie hatten zwar weniger Zerstörung angerichtet als Beelzebub während eines zweitägigen Urlaubs von der Hölle, aber mehr als ein durchschnittlicher Poltergeist.
    Bobby hatte das Licht im Eßzimmer bereits ausgeschaltet.
    Jetzt widmete er sich bei Kerzenschein der Bescherung in der Küche, fegte zersprungenes Porzellan auf eine Kehrschaufel und kippte alles in eine große Mülltüte. »Du scheinst sehr häuslich veranlagt zu sein«, sagte ich und half ihm beim Aufräumen.
    »Ich glaube, ich war in einem früheren Leben Hausmeister einer königlichen Familie.«
    »Bei welcher?«
    »Zar Nikolaus von Rußland.«
    »Mit dem hat es schlimm geendet.«
    »Dann bin ich als Betty Grable reinkarniert worden.«
    »Der Filmstar?«
    »Natürlich, die Betty Grable, Mann!«
    »In Dolly Sisters hast du mir am besten gefallen.«
    »Gracias. Aber es tut gut, wieder auf der männlichen Seite zu sein.«
    Ich verknotete den ersten Abfallsack, während Bobby einen zweiten holte, und sagte: »Ich müßte mich beschissen fühlen.«
    »Warum? Weil ich all die vielen Leben hatte und du immer nur du gewesen bist?«
    »Er kommt hierher, um mir in den Arsch zu treten, weil er in Wirklichkeit sich selbst in den Arsch treten will.«
    »Dazu müßte er ein Schlangenmensch sein.«
    »Ich sage es nur ungern, aber er ist ein moralischer Schlangenmensch.«
    »Wenn du wütend bist, kannst du ganz schön unflätig werden.«
    »Er weiß, daß er ein gewaltiges Risiko mit Toby eingeht, und das zerfrißt ihn, auch wenn er das niemals zugeben würde.«
    Bobby seufzte. »Manuel tut mir leid. Wirklich. Aber der Kerl macht mir mehr angst als Feeney.«
    »Feeney ist im Werden«, sagte ich.
    »Was du nicht sagst. Aber Manuel macht mir angst, weil er zu dem geworden ist, was er ist, ohne im Werden zu sein. Oder?«
    »Ich weiß.«
    »Glaubst du, daß das stimmt.was er über das Serum gesagt hat?« sagte Bobby und stellte den ramponierten Toaster auf die Anrichte zurück.
    »Ja. Aber wird es auch die Wirkung haben, die man sich davon verspricht?«
    »Bisher hat jedenfalls nichts genützt.«
    »Wir wissen zumindest, daß die andere Sache stimmt«, sagte ich. »Die mit der psychischen Implosion.«
    »Die Vögel.«
    »Vielleicht auch die Kojoten.«
    »Ich würde mich um einiges behaglicher fühlen«, sagte Bobby, während er das Schlachtmesser in die Besteckschub lade zurücklegte, »wenn ich nicht wüßte, daß das Virus deiner Mutter nur ein Teil des Problems ist.«
    »Mystery Train«, sagte ich, mußte an das Ding oder die Dinge im Innern von Hodgsons Anzug denken, an Delacroix. Leiche, das Testament auf der Kassette und an die Kokons.
    Es klingelte an der Tür, und Bobby sagte: »Wenn sie noch einmal hereinkommen und Sachen kaputthauen wollen, erzähl ihnen, daß wir neue Regeln aufgestellt haben. Die Gebühr beträgt hundert Dollar, und es herrscht Krawattenzwang.«
    Ich trat in die Diele und lugte durch eine der klareren Scheiben des Buntglasfensters neben der Tür.
    Die Gestalt vor der Tür war so riesig, daß es schien, als hätte eine der Eichen ihre Wurzeln aus dem Boden gezogen, um die Stufen hochzusteigen, auf den Klingelknopf zu drücken und um einen Zentner Dünger zu bitten.
    Ich öffnete die Tür und trat beiseite, um unseren Besuch einzulassen, aber auch um dem Licht auszuweichen. Roosevelt Frost ist groß, kräftig und schwarz. Er strahlt eine Würde aus, gegen die die Gesichter im Mount Rushmore wie die Büsten von Sitcom-Stars wirken. Er hatte Rumpelmauser dabei, die blaßgraue Katze, die sich jetzt in die Beuge seines linken Arms gekuschelt hatte. Er kam herein und drückte hinter sich die Tür zu.
    Mit einer Stimme, die eine bemerkenswert tiefe Tonlage und eine musikalische und sanfte Färbung besaß, sagte er: »Guten Tag, mein Sohn.«
    »Danke, daß Sie gekommen sind, Sir.«
    »Du hast dich wieder einmal in Schwierigkeiten gebracht.«
    »Mit einer solchen Vermutung liegt man in meinem Fall nur zu häufig richtig.«
    »Viel Tod wird kommen«, sagte er ernst.
    »Wie bitte?«
    »Das sagt der Kater.«
    Ich schaute Rumpelmauser an. Wie er so gemütlich auf Roosevelts riesigem Arm lag, schien er keine Knochen im Leib zu haben. Der Kater war so schlaff, daß man ihn mit einer Stola oder einem dicken Schal hätte verwechseln können, wenn Roosevelt dazu geneigt hätte, Dinge wie Stolas oder Schals zu tragen. Nur die grünen, goldgesprenkelten Katzenaugen waren wachsam,

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