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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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beschränken.
    Es gab jeweils nur ein solches Ereignis pro Kalenderjahr.
    Wenn sich Johnny dann aber seiner jährlichen Tat hingab, ließ er sich richtig gehen, verbrannte all seine überschüssige Energie und schwitzte jeden Tropfen aufgestauter Galle aus. Wie dem auch sei, für einen lebenslangen Serienkiller mit solch beeindruckender Karriere waren seine dreihundertvierundsechzig Tage der Selbstbeherrschung gegenüber einem Tag des mörderischen Schlachtfests bestimmt ohne Präzedenzfall in den Annalen der soziopathischen Kapitalverbrechen. Was hatte er nur in diesen vielen Tagen der Selbstbeherrschung getan? Worauf hatte er all seine schlummernde Gewaltenergie gelenkt?
    Während ich diese Memo-Montage aus Johnnys Karrieremappe überflog, war meine Klaustrophobie im Nu verflogen, allerdings nur um einem viel tieferen Schrecken Platz zu machen. Das beharrliche, wenn auch schwache elektronische Summen, das Güterzugrumpeln und das seltenere, aber furchteinflößende Kreischen übertönten gemeinschaftlich jedes Geräusch, das wir verursachten, während wir uns dem Versteck des Mörders näherten. Dieselbe Kakophonie konnte jedoch auch die Geräusche tarnen, die Johnny machte, während er sich an uns heranschlich.
    Ich bildete das Schlußlicht unserer Prozession, und jedesmal, wenn ich mich umschaute - was etwa alle zehn Sekunden geschah ., war ich überzeugt, daß der alte Johnny Randolph irgendwo hinter uns lauerte, um gleich über mich herzufallen, daß er wie eine Schlange auf dem Bauch kroch oder wie eine Spinne über die Decke krabbelte.
    Wie es aussah, war er sein ganzes Leben lang ein brutaler Killer gewesen. Einer, der sich jetzt im Werden befand? War das der Grund, weshalb er die Kinder entführt und sie an diesen unheimlichen Ort geschafft hatte - zusätzlich zu dem Wunsch nach Rache an denen, die bewiesen hatten, daß er der Mörder seiner Eltern war, und die ihn eingesperrt hatten?
    Wenn ein guter Mensch wie Father Tom so tief in Wahnsinn und Verrohtheit sinken konnte, wie tief würde dann John Randolph ins Herz der Finsternis stürzen? Zu welch unvorstellbarer Bestie würde er werden, wenn man seine Ausgangsposition berücksichtigte?
    Rückblickend ist mir bewußt, daß ich meine Phantasie geradezu ermutigte, mehr als unter normalen Umständen über die Stränge zu schlagen, denn solange sie panisch immer schlimmere Schreckensbilder der Mordbestie produzierte, konnte sie mich nicht mit der Vorstellung quälen, wie Bobby Halloway allein und hilflos neben dem Aufzug verblutete.
    Während ich Sasha, Doogie und Roosevelt folgte, ließ ich den Infrarotstrahl über die letzte Gruppe von Zeitungsausschnitten wandern.
    Vor zwei Jahren hatte sich die Frequenz der Morde urplötzlich erhöht. Den Dokumenten an der Wand nach zu urteilen, traten sie nun alle drei Monate auf. Die Überschriften verkündeten jetzt keine Einzelopfer mehr, sondern sensationelle Massenmorde: drei bis sechs arme Seelen auf einen Schlag.
    Vielleicht hatte Johnny zu diesem Zeitpunkt beschlossen, sich einen Partner ins Geschäft zu holen: den untersetzten Charmeur, der sich in den Gängen unter dem Lagerhaus so tatkräftig bemüht hatte, meinem Schädel etwas sportliche Abwechslung zu verschaffen. Wo pflegen sich Mörderteams zu treffen? Vermutlich nicht in der Kirche. Wie teilen sie die Arbeit unter sich auf? Oder beschränken sie sich nur darauf, einander beim anschließenden Aufräumen zu helfen?
    Mit diesem Spielkameraden hatte Johnny sein Einzugsgebiet offenbar erweitern können, denn die Zeitungsausschnitte an der Wand belegten, daß er sich bis Connecticut und dann nach Süden ins sonnige Georgia vorgewagt hatte. Und weiter nach Florida. Dann eine Spritztour rüber nach Louisiana. Und eine lange Fahrt hinauf zu den beiden Dakotas. Ein vielgereister Mann.
    Johnnys Wahl der Waffen hatte sich geändert: Jetzt waren es keine Hämmer mehr, keine Eisenrohre, keine Messer, keine Fleischerbeile, keine Eispickel, keine Äxte, nicht einmal arbeitsparende Kettensägen oder Bohrmaschinen. Seit kurzem machte er es am liebsten mit Feuer.
    Und seit kurzem entsprachen seine Opfer einem deutlichen, konsequenten Profil. In den letzten zwei Jahren waren es allesamt Kinder gewesen.
    Waren es ausschließlich die Kinder oder Enkelkinder von Personen, die ihm irgendwann einmal Schwierigkeiten gemacht hatten? Oder war er bis zu den allerjüngsten Entführungen nur durch den Kitzel an der ganzen Sache motiviert worden?
    Meine Angst um die vier Kinder, die

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