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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und ab ging. Soziopathische Mörder sind generell stolz auf ihre Errungenschaften, dürfen es aber nur in den seltensten Fällen wagen, ihre Alben und grausigen Souvenirsammlungen von Familie oder Nachbarn bestaunen zu lassen. Sie sind gezwungen, sich im verborgenen zu brüsten. Dann hatte ich gedacht, die Galerie sei nichts anderes als eine Art Pornographie des Kriminellen, an der sich ein zutiefst verschrobener Geist aufgeilt. Für dieses Monstrum mochten die Zeitungsschlagzeilen das Äquivalent obszöner Dialoge darstellen. Die Fotos der Opfer und Tatorte erregten ihn vielleicht mehr als das härteste Pornovideo.
    Aber nun erkannte ich, daß die Ausstellung eine Opfergabe war. Sein ganzes Leben war eine Opfergabe. Der Doppelmord an seinen Eltern, die Einzelmorde alle zwölf Monate, seine jährlich dreihundertvierundsechzig Tage der strengsten Enthaltsamkeit und in jüngster Zeit die Flut der Kindesmorde.
    Brandopfer. Beim Betrachten der abscheulichen Galerie wußte ich nicht, wem diese schrecklichen Gaben galten oder welchem Zweck sie dienten. Allerdings wäre ich schon zu diesem Zeitpunkt bereit gewesen, eine vage Vermutung anzustellen.
    Der Tunnel endete mit einem zweieinhalb Meter großen Schleusentor, das den gesamten Querschnitt ausfüllte und früher wohl einmal durch einen Elektromotor bedient worden war.
    Doogie legte die Maschinenpistole auf den Boden und zwängte die Finger in einen Spalt des Schleusentors. Er konnte die Sperre auch ohne motorisierte Unterstützung so mühelos öffnen wie die Schiebetür eines Kleiderschranks.
    Obwohl sie vielleicht seit mehr als zwei Jahren nicht mehr benutzt worden war, verursachte sie kaum Geräusche, als sie durch die Nuten glitt, was aber ohnehin im zunehmend bedrohlicheren Lärm unterging, der durch diese ausgeschlachteten Gedärme des .Temporalversetzers. rumorte und kreischte. Komischerweise mußte ich an die schiffbrüchigen, von Ehrfurcht ergriffenen Seeleute denken, die von Kapitän Nemo in 20 000 Meilen unter dem Meer gerettet werden und dann von dem Größenwahnsinnigen zu einem Rundgang durch das Labyrinth der mechanischen Eingeweide der Nautilus eingeladen werden. Irgendwann mochten sie sich an Bord dieses U-Boot-Leviathans soweit eingelebt haben, um ein Liedchen anzustimmen und einen fröhlichen Tanz auf die Planken zu legen; doch selbst die geselligsten und anpassungsfähigsten Menschen, die durch die scheinbar endlosen Metallgedärme hier unter dem Ovalen Raum streiften, würden immer das Gefühl haben, sich auf fremdartigem und feindseligem Territorium zu befinden.
    Obwohl Doogie die türartige Schleusensperre nur einen Meter weit öffnete, flutete Licht aus dem dahinter liegenden Raum heraus und drang mit blendender Helligkeit durch meine Infrarotlinsen.
    Ich schob die Brille in die Stirn, schaltete die Infrarotlampe aus und steckte sie mir unter den Gürtel. Das Licht hinter dem Durchgang war gar nicht so hell, wie ich zunächst gedacht hatte. Die Linsen hatten es verstärkt. Sie waren eben nicht für die Benutzung im normalen ultravioletten Spektrum konstruiert. Auch die anderen nahmen die Brillen ab.
    Hinter dem Schleusentor lag ein vielleicht fünf Meter langer Tunnel, der mit nahtlos verbundenen Platten aus poliertem rostfreien Stahl verkleidet war und vor einem zweiten Schleusentor endete, das baugleich mit dem ersten war. Dieses stand bereits etwa genauso weit offen, wie Doogie das erste aufgezwängt hatte, und nun war zu erkennen, daß das Licht aus dem dahinter befindlichen Raum kam.
    Sasha und Roosevelt blieben am ersten Durchgang zurück.
    Mit der .38er in der Hand würde Sasha dafür sorgen, daß uns niemand von hinten den Weg blockierte, der wahrscheinlich  unser einziger Rückweg sein würde. Roosevelt, dessen linkes Auge wieder stärker angeschwollen war, blieb bei ihr, weil er nicht bewaffnet war und unsere lebenswichtige Kontaktperson zur Katze darstellte.
    Auch der Mäusejäger hielt sich in Sashas und Roosevelts Nähe, in sicherer Entfernung von der weiter vorn stattfindenden Aktion. Wir hatten während unseres bisherigen Vorstoßes keine Spur aus Brotkrumen hinterlassen und waren uns nicht hundertprozentig sicher, ob wir ohne felide Führung zu Bobby und dem Aufzug zurückfinden würden.
    Ich folgte Doogie zum inneren Schleusentor. Das Licht dahinter schien von einer einzigen Quelle zu kommen.
    Nachdem er durch den Spalt gelugt hatte, hob er zwei Finger, um mir anzuzeigen, daß sich dahinter nur zwei Personen aufhielten,

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