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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Taschenlampe.
    Der Raum vor mir wirkte groß, vielleicht zwölf Meter breit und doppelt so lang. Da der Strahl der kleinen Taschenlampe kaum die Breite des Raums durchdringen konnte, also schon gar nicht die Länge, konnte ich die genauen Ausmaße nur schätzen.
    Soweit ich sehen konnte, hatte man keine Geräte, Möbel oder Vorräte zurückgelassen. Höchstwahrscheinlich war das alles in die nebelverhangenen Berge von Transsylvanien gekarrt worden, um damit Viktor Frankensteins Labor neu einzurichten.
    Auf dem graugefliesten Boden lagen Hunderte kleiner Skelette verstreut.
    Vielleicht wegen der so zerbrechlich aussehenden Brustkörbe glaubte ich einen Augenblick lang, es würde sich um die Überreste von Vögeln handeln - was völlig widersinnig war, da es keine gefiederte Spezies gibt, die gern in unterirdischen Räumen herumfliegt. Als ich den Lichtstrahl über ein paar kalkfarbene Schädel gleiten ließ und sowohl deren Größe als auch den Mangel an Flügelknochen bemerkte, wurde mir klar, daß es sich um die Skelette von Ratten handeln mußte. Hunderten von Ratten. Die meisten Skelette lagen separat da, jeweils ein Stück von den anderen entfernt, doch an einigen Stellen konnte ich auch Knochenstapel erkennen, die so aussahen, als hätten Dutzende halluzinierender Nager sich gegenseitig erstickt, während sie sich um ein und denselben imaginären Brocken Käse balgten.
    Am seltsamsten waren jedoch die Muster, wie die Schädel und Knochen, die ich hier und da bemerkte, angeordnet waren. Diese Überreste schienen auf ganz eigentümliche Weise ausgelegt worden zu sein - nicht so, als wären die Ratten dort gestorben, wo sie zufällig zusammengebrochen waren, sondern als hätten sie sich gewissenhaft so positioniert, daß sie komplizierte Linien bildeten, die denen in einem Veve eines haitianischen Voodoopriesters ähnelten.
    Ich weiß alles über Veves, weil mein Freund Bobby Halloway mal mit einer umwerfend schönen Surferin namens Holly Keene gegangen ist, die auf Voodoo stand. Die Beziehung hat nicht lange gehalten.
    Ein Veve ist ein Muster, das die Gestalt und Macht einer Astralkraft darstellt. Der Voodoopriester bereitet fünf große Kupferschüsseln vor, von denen jede eine andere Substanz enthält: weißes Mehl, Maismehl, rotes Ziegelpulver, gemahlene Holzkohle und pulverisierte Tanniswurzel. Mit diesen Substanzen zieht er die heiligen Muster auf den Boden, wobei er jede Substanz in genau bemessener Menge aus der hohlen Hand schüttet. Er muß Hunderte komplizierter Veves freihändig und aus dem Gedächtnis ziehen können. Denn selbst beim bescheidensten Ritual sind mehrere Veves erforderlich, um die Aufmerksamkeit der Götter auf den Hounfort zu leiten, den Tempel, in dem die Riten abgehalten werden.
    Holly Keene hatte damals gute oder Weiße Magie praktiziert, sie war ein selbsternannter Houngan gewesen und kein Bokor, der Schwarze Magie betreibt. Sie sagte, es sei absolut uncool, Zombies zu schaffen, indem man Tote reanimiert, Flüche auszusprechen, die die schlagenden Herzen ihrer Feinde in verrottende Hühnerköpfe verwandeln, und so weiter - auch wenn sie, wie sie betonte, dazu imstande sei. Dazu brauche sie nur ihren Houngan-Eid aufzukündigen und der Bokor-Gewerkschaft beizutreten. Sie war im Prinzip ein netter Mensch, wenn auch ein bißchen seltsam, und sie hatte mir nur ein einziges Mal Unbehagen bereitet, nämlich als sie mit leidenschaftlichem Engagement verkündete, die größte Rockband aller Zeiten sei die Partridge Family.
    Na ja... zurück zu den Rattenknochen. Sie mußten schon ziemlich lange hier liegen, denn an ihnen haftete überhaupt kein Fleisch mehr, soweit ich das erkennen konnte - oder wollte. Einige waren weiß, andere fleckig gelb, rostrot oder sogar schwarz.
    Bis auf ein paar vereinzelte graue Haarbüschelchen hatten die Felle der Ratten die Zersetzung überraschenderweise nicht überstanden. Daher kam mir kurz der Gedanke, ob die Ratten nicht vielleicht woanders getötet und ihre abgenagten Knochen dann später hier abgelegt worden waren, und zwar von jemandem, der düstereren Motiven nachging als Holly Keene, die Houngan im knappen Bikini.
    Dann sah ich, daß die Bodenfliesen unter vielen der kleinen Skelette Flecken aufwiesen. Diese abscheulich aussehenden Rückstände schienen ursprünglich klebrig gewesen, mit der Zeit aber getrocknet zu sein. Andernfalls hätten sie der kühlen, trockenen Luft bestimmt einen widerlichen Geruch verliehen.
    In einer ganz tief unten

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