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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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von einem Lachen gekrümmt. Ihr Strahlen.
    Da ich mich möglichst vorsichtig angestellt hatte, wußte der Kidnapper bestimmt noch nicht, daß ich hier war, was wiederum bedeutete, daß er keinen Grund hatte, seinem üblen Werk ohne die Hilfe einer Lampe nachzugehen. Das Entsetzen seines Opfers nicht sehen zu können hätte sein perverses Vergnügen sicherlich geschmälert. Die absolute Dunkelheit schien mir also eher ein Beweis dafür zu sein, daß er sich nicht in der Nähe befand, sondern in einem anderen Raum, der zwar nicht unbedingt weit entfernt, von hier aus aber zumindest nicht einsehbar war.
    Und daß ich bisher keine Schreie gehört hatte, konnte nur bedeuten, daß er das Kind noch nicht angerührt hatte. Für dieses Raubtier kam das Vergnügen des Hörens dem des Sehens gleich; die Schreie seiner Opfer mußten für ihn Musik sein.
    Da ich nicht den geringsten Schimmer einer Lampe sehen konnte, in deren Licht er arbeitete, konnte er auch nicht den meiner sehen. Ich zog also die Taschenlampe wieder aus dem Gürtel und schaltete sie ein.
    Ich stand in der ausgesparten Nische vor dem Fahrstuhl.
    Soweit nichts Besonderes. Nach rechts und weiter herum ging ein Korridor, der etwa zweieinhalb Meter breit und ziemlich lang war, dessen Boden aus aschgrauen Keramikfliesen bestand und dessen Gußbetonwände in einem hellen, glänzenden Blau gestrichen waren. Er führte nur in eine einzige Richtung: unter dem Lagerhaus entlang, das ich soeben im Erdgeschoß in entgegengesetzter Richtung durchquert hatte.
    In diese Tiefen, in denen die Luft so ruhig und kalt war wie in einer Leichenhalle, war noch nicht viel Staub vorgedrungen. Der Boden war zu sauber, um Fußabdrücke zu zeigen.
    Hier hatte man die Glühbirnen und Neonröhren in der Decke belassen. Da diese Gebäude aber schon lange nicht mehr an die Stromversorgung angeschlossen sind, stellten die Lampen keine Gefahr für mich dar. Während eines meiner nächtlichen Besuche hatte ich festgestellt, daß die offiziellen Räumtrupps nur aus bestimmten Bereichen des Stützpunkts Gegenstände, die noch einen gewissen Wert darstellten, entfernt hatten. Vielleicht waren die Buchhalter des Verteidigungsministeriums während der Operation auf den Trichter gekommen, daß die Kosten für den Abbau höher waren als der Liquidationswert der ausgebauten Gegenstände.
    Zu meiner Linken war die Wand des Gangs durchgehend.
    Auf der rechten Seite befand sich eine Reihe unlackierter Türen aus rostfreiem Stahl, die alle keinerlei Beschriftung aufwiesen.
    Obwohl ich zur Zeit meinen klugen vierbeinigen Bruder nicht um Rat fragen konnte, kam ich irgendwie selbst zu dem Schluß, daß das Zuschlagen von zwei dieser Türen den Lärm erzeugt haben mußte, der mich nach unten gelockt hatte. Der Korridor war so lang, daß ich mit der Taschenlampe nicht bis zu dessen Ende strahlen konnte. Es war also nicht auszumachen, wie viele Räume von hier abzweigten, ob es weniger als sechs oder mehr als sechzig waren, aber ich vermutete, daß der Junge und sein Entführer sich in einem davon befanden.
    Es fühlte sich so an, als würde die Taschenlampe in meiner Hand allmählich heißer, obwohl mir klar war, daß das nur Einbildung war. Der Strahl war nicht sehr intensiv, und ich richtete ihn von mir fort; sorgsam hielt ich meine Finger von der hellen Linse fern. Trotzdem war ich offenbar dermaßen daran gewöhnt, das Licht zu meiden, daß ich, nur weil ich diese Lichtquelle so lange gehalten hatte, allmählich zu empfinden schien, was der unglückselige Ikarus gefühlt haben mußte, als er zu nah an die Sonne herangeflogen war und ihm der Gestank brennender Federn in die Nase stieg.
    Statt mit einem Drehknauf war die erste Tür mit einer Klinke versehen, und statt mit einem Schlüsselloch mit einem Schlitz zum Einschieben einer Magnetkarte. Entweder waren die elektronischen Schlösser unbrauchbar gemacht worden, als man den Stützpunkt geräumt hatte, oder sie hatten sich automatisch geöffnet, als der Strom abgeschaltet worden war.
    Ich drückte ein Ohr an die Tür. Aus dem Raum dahinter drang nicht das geringste Geräusch.
    Behutsam drückte ich die Klinke nach unten. Ich hatte bestenfalls ein hohes, verräterisches Kreischen und schlimmstenfalls den .Halleluja.-Chor aus Händels Messias erwartet.
    Statt dessen funktionierte die Klinke so geräuschlos, als wäre sie erst gestern geölt worden.
    Ich stieß die Tür mit der Schulter auf. In der einen Hand hielt ich die Glock, in der anderen die

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