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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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handelte.
    Als ich den Finger um den Abzug lockerte, merkte ich, daß mir eine klebrige Masse die Kehle emporgestiegen war - vielleicht mein Herz, vielleicht mein Abendessen. Ich mußte schlucken, um das Zeug herunterzubekommen und wieder atmen zu können.
    Während ich mit dem Blick den des Affen erwiderte, hatte sich mein Geist auf seltsame Weise so vollständig von meinem Körper gelöst, daß ich die schmerzhaften Krämpfe in der Wade nicht mehr gespürt hatte. Nun kehrte der Schmerz zurück, schlimmer als zuvor. Da alle Mitglieder der Suchmannschaft abgelenkt waren und herumlärmten, lockerte ich den verkrampften Muskel, so gut ich konnte, indem ich mein Gewicht fest von der Ferse zu den Zehen des linken Fußes und wieder zurück verlagerte.
    Die Bewegung linderte den Schmerz ein wenig, aber keineswegs so sehr, daß ich anmutig das Tanzbein hätte schwingen können, hätte einer der Affen mich zum Walzer aufgefordert.
    Die sich beratenden Angehörigen der Suchmannschaft plapperten inzwischen noch lauter aufeinander ein. Sie waren hörbar aufgebracht. Obwohl ich nicht davon ausging, daß sie auch nur im entferntesten Sinne eine Sprache wie wir besaßen, klang ihr Meckern und Zischen und Knurren und Trällern irgendwie streitlustig. Auch schienen sie vergessen zu haben, wonach sie ursprünglich gesucht hatten. Leicht abzulenken, schnell durcheinanderzubringen, geneigt, gemeinsame Interessen zugunsten von Streitigkeiten untereinander aufzugeben - zum erstenmal kamen mir diese Burschen fast wie Menschen vor.
    Je länger ich ihnen zuhörte, desto mehr wuchs meine Hoffnung, lebend wieder aus diesem Bungalow herauszukommen.
    Ich bewegte den Fuß immer noch auf und ab, spannte den Wadenmuskel und ließ ihn wieder locker, als einer der Streithähne sich auf einmal vom Rest der Suchmannschaft trennte und durch die Küche zur Eßzimmertür lief. In dem Augenblick, in dem ich seine leuchtenden Augen sah, unterbrach ich sofort die Bewegung und tat so, als wäre ich ein Besen.
    Der Affe blieb an der Tür stehen und kreischte. Er schien die anderen Angehörigen des Trupps zu rufen, die wahrscheinlich noch auf der Veranda warteten, wenn sie nicht gerade mit der Durchsuchung der Schlafzimmer beschäftigt waren.
    Sofort erklangen antwortende Stimmen. Sie kamen näher.
    Die Aussicht, die kleine Küche mit noch mehr Affen zu teilen - vielleicht sogar mit dem gesamten Trupp ., durchbohrte meine halbwegs aufgeblähte Hoffnung auf Überleben. Als meine wacklige Zuversicht schnell zuversichtlicher Verzweiflung wich, überdachte ich noch einmal alle Möglichkeiten, die sich mir vielleicht boten, fand aber keine neuen. Die Tiefe meiner Verzweiflung war so unendlich, daß ich mich tatsächlich fragte, was der unsterbliche Jackie Chan in solch einer Situation tun würde. Die Antwort war einfach: Jackie würde mit einem athletischen Satz, der ihn mitten zwischen die suchenden Affen brachte, aus dem Besenschrank springen, noch im Flug einem zwischen die Beine treten und dann zwei andere mit Karateschlägen gegen den Nacken ausschalten, während er seinen Salto vollendete, daraufhin einen flotten Spruch loslassen, gleichzeitig mit einer erstaunlichen Pirouette aus vorschnellenden Fäusten und Füßen zahlreichen Widersachern die Arme und Beine brechen, sein ausdrucksstarkes Gesicht zu bezaubernden und rasend komischen Fratzen verziehen, wie man sie seit der Glanzzeit von Buster Keaton und Charlie Chaplin nicht mehr gesehen hatte, über die Köpfe der verbleibenden Angehörigen des Trupps hinweg zum Fenster über dem Abfluß steppen, durch die Scheibe springen und in die Nacht hinaus fliehen. Jackie Chan bekommt außerdem niemals Wadenkrämpfe.
    Mittlerweile war mein Wadenkrampf so schmerzhaft geworden, daß mir die Tränen in den Augen standen.
    Einige Affen betraten die Küche. Sie plapperten dabei alle vor sich hin, als wäre die Entdeckung irgendeines verwesenden Viechs der ideale Anlaß, alle Verwandten einzuladen, ein Faß Bier aufzumachen und einen Liederabend zu veranstalten.
    Ich konnte nicht feststellen, wie viele sich mittlerweile zu den ursprünglichen sechs Suchern gesellt hatten. Vielleicht zwei. Vielleicht vier. Bestimmt nicht mehr als fünf oder sechs.
    Jedenfalls zu viele.
    Keiner der Neuankömmlinge zeigte das geringste Interesse für die Ecke des Raums, wo ich mich befand. Sie gesellten sich zu den anderen um den faszinierenden Haufen verfaulenden Fleisches herum, den sie entdeckt hatten, und das lebhafte Streitgespräch

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