Im Bann der Dunkelheit
Träger der Taschenlampe war, der die Ehrfurcht der Affen hervorrief. Ich war neugierig auf dieses Geschöpf, wollte aber nicht unbedingt sterben, nur um meine Neugier zu befriedigen.
Es fiel bereits eine gefährliche Menge an Licht über die Schwelle. Schon längst herrschte keine absolute Dunkelheit mehr. Ich konnte die Umrisse der Küchenschränke grob erkennen.
Als ich an mir hinabschaute, stellte ich fest, daß ich mich zwar noch im Schatten befand, aber meine Hände und die Pistole deutlich sehen konnte. Noch schlimmer, ich sah sogar meine Kleidung und die Schuhe, die wie gesagt völlig schwarz waren.
Der Krampf loderte wieder auf. Ich versuchte, ihn nicht weiter zu beachten. Genausogut hätte ich allerdings versuchen können, einen Grizzlybären nicht zu beachten, der gerade an meinem Bein knabberte.
Um besser sehen zu können, blinzelte ich nun sowohl die unfreiwilligen Tränen als auch eine Flut kalten Schweißes weg. Die Gefahr, durch das schnelle Zurückweichen der Dunkelheit verraten zu werden, konnte ich getrost vergessen: Bald würde der Trupp trotz des üblen Verwesungsgestanks sowieso das Eau de Snow riechen können.
Als das Licht weiter vordrang, trat der Affe in der Eßzimmertür zwei Schritte zurück. Wenn das Tier jetzt in meine Richtung schaute, mußte es mich einfach sehen.
Ich kam mir fast wie bei dem Kinderspiel vor, bei dem man mit aller Macht so tat, als wäre man unsichtbar.
Dann blieb derjenige mit der Taschenlampe offensichtlich im Eßzimmer stehen und wandte sich irgend etwas Interessantem zu. Als daraufhin das Licht schwächer wurde, ging ein leises Murmeln durch die Reihe der Suchenden in der Küche.
Öliges Dunkel ergoß sich aus den Ecken, und dann hörte ich ein Geräusch, das auch die Aufmerksamkeit der Affen erregte. Das Brummen eines Motors. Vielleicht ein Lastwagen.
Es wurde lauter.
Aus dem vorderen Teil des Hauses kam ein Warnschrei. Im Eßzimmer schaltete der Lampenträger die Lampe aus.
Der Suchtrupp jagte aus der Küche. Das Linoleum knackte unter den Füßen der Tiere, aber ansonsten machten sie kein Geräusch.
Auch aus dem Eßzimmer zogen sie sich mit einer Verstohlenheit zurück, die sie auch schon unter Beweis gestellt hatten, als sie den Bungalow von der Straße aus betreten hatten.
Sie waren dabei so leise, daß mir Zweifel kamen, ob sie sich überhaupt vollständig zurückgezogen hatten. Ich rechnete halbwegs damit, daß sie nur mit mir spielten und mir gleich hinter der Eßzimmertür auflauerten. Sobald ich aus der Küche humpelte, würden sie über mich herfallen, fröhlich .Überraschung!. rufen, mir die Augen ausreißen, die Lippen abbeißen und aus meinen Gedärmen die Zukunft lesen.
Das Brummen des Motors wurde stetig lauter, obwohl das Fahrzeug, das es erzeugte, noch ein ganzes Stück entfernt zu sein schien.
In all den Nächten, in denen ich Fort Wyverns verlassene Bereiche erkundet hatte, war mir bislang noch nie ein Motor oder irgendein anderes mechanisches Geräusch zu Ohren gekommen. Im allgemeinen war dieser Ort so still, daß er ein Vorposten am Ende der Zeit hätte sein können, in einer Epoche, in der die Sonne nicht mehr aufging und die Sterne fest am Himmel klebten, wo das einzige Geräusch das gelegentliche leise Ächzen eines Windes aus dem Nichts war.
Als ich mich vorsichtig aus dem Besenschrank wagte, fiel mir etwas ein, was Bobby mich gefragt hatte, als ich ihm sagte, er solle den Stützpunkt über den Fluß betreten: Muß ich kriechen, oder kann ich aufrecht gehen?
Ich hatte erwidert, es habe keinen Sinn mehr, heimlich zu tun. Damit hatte ich allerdings auch nicht gemeint, er solle das Gelände mit lautem Trommelwirbel betreten. Ich hatte ihm auch gesagt, er solle auf seinen Arsch achtgeben. Obwohl ich mir niemals vorgestellt hätte, daß Bobby auf den Militärstützpunkt fahren würde, war ich mehr als nur halbwegs davon überzeugt, daß das sich nähernde Fahrzeug sein Jeep war. Ich hätte damit rechnen sollen. Bobby war schließlich Bobby.
Zuerst hatte ich geglaubt, der Trupp hätte mit Angst auf den Motorenlärm reagiert und wäre aus Furcht geflohen, entdeckt und verfolgt zu werden. Die Affen halten sich hauptsächlich in den Hügeln auf, in der Wildnis, kommen nur nach Sonnenuntergang nach Moonlight Bay - keine Ahnung, auf welchen geheimnisvollen Missionen - und ziehen es vor, ihre Besuche auf solche Nächte zu beschränken, in denen sie sowohl den Schutz der Dunkelheit als auch den des Nebels genießen. Selbst dann
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