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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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setzte sich fort.
    Mein Glück würde nicht ewig anhalten. Sie konnten sich jeden Augenblick dazu entschließen, die Inspektion der Schränke fortzusetzen. Dem Affen, der kurz davor gewesen war, mich zu entdecken, würde vielleicht wieder einfallen, daß er in der Nähe des Besenschranks etwas Seltsames gespürt hatte.
    Ich überlegte, ob ich aus dem Schrank schlüpfen, an der Wand entlangschleichen, mich zur Tür hinausstehlen und in einer Ecke des Eßzimmers Unterschlupf suchen sollte, so weit entfernt wie nur möglich von den Hauptverkehrswegen des Trupps. Bevor die erste Suchmannschaft die Küche betreten hatte, mußte sie sich davon überzeugt haben, daß sich im Eßzimmer niemand versteckt hielt; daher würden sie es wohl kaum ein zweites Mal gründlich untersuchen.
    Mit meinem Krampf würde ich nicht sehr schnell vorankommen, doch konnte ich mich immer noch auf den Schutz der Dunkelheit, meiner alten Freundin, verlassen: Wenn ich noch länger an Ort und Stelle ausharren müßte, würden meine Nerven sich dermaßen zusammenziehen, daß ich implodierte.
    Gerade als ich mir eingeredet hatte, daß ich nicht länger warten durfte, raste einer der Affen von dem stinkenden Haufen davon, um den sich alle versammelt hatten und über den sie sich so angeregt unterhielten. Er kehrte zur Eßzimmertür zurück und fing dort zu kreischen an. Vielleicht rief er weitere Angehörige des Trupps herbei, damit sie an den übelriechenden Überresten schnüffelten.
    Selbst über das Plappern und Murmeln der Tiere hinweg, die sich um das tote Ding zusammenscharten, hörte ich, daß aus irgendeinem anderen Zimmer des Bungalows mit einem lauten Schrei geantwortet wurde.
    In der Küche war es nur unbedeutend leiser als im Affenhaus eines Zoos. Vielleicht ging gleich das Licht an, und ich würde feststellen, daß es mich in eine Episode von Twilight Zone verschlagen hatte. Vielleicht war Christopher Snow gar nicht meine derzeitige Identität, sondern nur der Name, unter dem ich in einem vorherigen Leben existiert hatte, und ich war längst einer von ihnen, reinkarniert als Rhesusaffe. Vielleicht waren wir gar nicht in einem Bungalow in der Totenstadt, sondern in einem riesigen Käfig, umgeben von Leuten, die auf uns zeigten und lachten, während wir an Seilen schwangen und uns an den nackten Ärschen kratzten. Als hätte ich das Schicksal herausgefordert, indem ich mir lediglich vorgestellt hatte, daß das Licht anging, konnte ich vor dem Haus plötzlich ein schwaches Leuchten ausmachen.
    Zuerst bemerkte ich es überhaupt nur, weil der Affe, der in der Eßzimmertür stand, sich ganz langsam aus der Dunkelheit löste, etwa so, wie ein Bild aus einem Polaroidfoto allmählich Gestalt annimmt.
    Diese neue Entwicklung schien das Tier nicht zu beunruhigen, überraschte es nicht einmal, so daß ich davon ausging, daß es höchstpersönlich um das Licht gebeten hatte.
    Ich selbst war über diese Veränderung nicht so erfreut, wie es bei dem Affen der Fall zu sein schien. Der Schleier der Dunkelheit, hinter dem ich mich verborgen hatte, war dabei, sich zu lüften.
     

8
    Da die sich nähernde Lichtquelle nicht gelb, sondern frostweiß war und sie nicht wie eine offene Flamme flackerte, handelte es sich bei ihr höchstwahrscheinlich um eine Taschenlampe. Der Strahl war nicht auf die Tür zum Eßzimmer gerichtet; vielmehr wurde der Affe, der dort stand, von indirektem Licht erhellt, was darauf schließen ließ, daß es sich bei der Lichtquelle nicht um eine kleine Funzel, sondern um eine große Stablampe handelte.
    Offensichtlich verstanden die Angehörigen des Trupps sich darauf, Werkzeuge zu benutzen, soweit ihre kleinen Hände es zuließen. Sie hatten die Taschenlampe entweder gefunden oder gestohlen - wahrscheinlich das letztere, denn diese Affen hatten genauso wenig Respekt vor dem Gesetz und dem Eigentum anderer Leute, wie sie ihn vor Freiherr von Knigges Verhaltensregeln für den täglichen Gebrauch hatten.
    Der Affe auf der Schwelle betrachtete den stetig heller werdenden Raum mit einer eigentümlichen Erwartungshaltung, vielleicht sogar mit einem gewissen Staunen.
    Am anderen Ende der Küche, außerhalb meines Blickfelds, waren die restlichen Sucher verstummt. Ich vermutete, daß ihre Positur der des Rhesusaffen entsprach, den ich von hier aus sehen konnte, sie also gleichermaßen fasziniert oder gar ehrfürchtig waren.
    Da die Quelle des Lichtscheins bestimmt nichts Exotischeres als eine Taschenlampe war, vermutete ich, daß es der

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