Im Bann der Dunkelheit
aufflammen lassen.
Ein Mitglied des zweiten Kommandos kam langsam auf mich zu. Die hellen Augen glitten nervös von einer Seite zur anderen, während es sich den Weg durch das übersättigte Dunkel bahnte. Als das kluge kleine Biest sich näherte, hörte ich, wie es mit der Hand rhythmisch gegen die Wand schlug, damit es nicht die Orientierung verlor.
Aus einer anderen Ecke des Raums war das rostige Quietschen von Scharnieren zu hören. Eine der Türen schlug zu, wobei die lockeren Gelenke klapperten.
Offensichtlich öffneten sie jetzt die Schränke und griffen blindlings hinein.
Ich hatte gehofft, daß sie nicht so intelligent waren, um eine gründliche Suche vorzunehmen, oder aber - umgekehrt - zu intelligent, um sich in Gefahr zu bringen, indem sie blindlings an Orten herumstocherten, an denen vielleicht ein Bewaffneter wartete, um sie in die Affenhölle zu schicken. Na schön, sie waren klug genug, um gründlich vorzugehen, aber zu unbesonnen, um so vorsichtig zu sein, wie die Situation es verlangte. All das hatte ich schon aufgrund bisheriger Begegnungen von ihnen gewußt; nachdem ich mich nun aber in den Besensarg gezwängt hatte - was ich schon in dem Augenblick bereute, in dem ich es tat ., hatte ich es mir jedoch nicht eingestehen wollen.
Der Affe, der gegen die Wand klopfte, kam noch immer auf mich zu und war jetzt nur noch gut einen Meter von mir entfernt. Die lodernden Augen suchten die Dunkelheit weiterhin in alle Richtungen ab, nur nicht in meiner.
Wieder quietschten Scharniere. Eine Schranktür, die wohl verzogen war, ließ sich offenbar nur mit Mühe knarrend öffnen. Eine andere wurde zugeschlagen.
Der Wadenkrampf wurde plötzlich schlimmer. Heiß. Scharf. Ich biß die Zähne zusammen, um nicht laut aufzustöhnen.
Und ich hatte auch Kopfschmerzen. Der Mützenknopf fühlte sich an, als hätte er sich durch den Schädelknochen in mein Gehirn gedrückt und arbeitete sich nun durch das rechte Auge wieder hinaus. Mein Nacken schmerzte. Meine gekrümmten Schultern fühlten sich auch nicht allzu gut an. Ich hatte einen bohrenden Schmerz im Kreuz, neben einem der oberen rechten Backenzähne war der Gaumen etwas wund, ich hatte auf einmal das mulmige Gefühl, daß ich schon im zarten Alter von achtundzwanzig Jahren schlimme Hämorrhoiden bekam, und fühlte mich ganz allgemein ziemlich... na ja... beschissen. Als der Wandklopfer die Ecke erreichte und die Küchenzeile entdeckte, hörte er auf, die Wand abzuklopfen. Er stand jetzt unmittelbar vor mir.
Ich war weit über einen Meter größer und bestimmt sechzig Kilo schwerer als dieser Affe. Und obwohl er nervenaufreibend intelligent war, war ich viel klüger als er. Trotzdem schaute ich mit Schrecken und Abscheu zu ihm hinab und krümmte mich innerlich, und ich verspürte nicht weniger Ekel und Angst um mein Leben, als wäre mein Gegenüber ein Dämon gewesen, der ohne Umwege aus der Hölle emporgestiegen war.
Wenn man sich in sicherer Entfernung vom Trupp befindet, kann man leicht Witze über ihn reißen. Ein direkter Zusammenstoß jedoch reduziert einen auf eine Urangst, erfüllt einen mit dem Gefühl, dem Fremdartigen an sich gegenüberzustehen, daß einem das Blut in den Adern gefriert, und versieht den hellichten Tag mit jener äußerst wirklichkeitsnahen, aber gleichzeitig surrealen Atmosphäre, die auch der schrecklichste Alptraum aufweist.
Das Mitgefühl, das ich zuvor für sie empfunden hatte, war noch da, wenn auch wesentlich schwächer, aber Mitleid konnte ich überhaupt nicht mehr empfinden. Also gut.
Der Richtung, in die die hellen Augen schauten, und den fummelnden Geräuschen seiner Hände nach zu urteilen, erkundete der Affe gerade die Vorderseite des Besenschranks, an dem eigentlich die Tür hätte angebracht sein sollen. Die Glock wog keine zwei Pfund, fühlte sich aber so schwer an wie ein Grabstein aus Granit. Ich krümmte den Finger etwas um den Abzug.
Achtzehn Schuß.
Eigentlich nur siebzehn.
Ich würde die Schüsse mitzählen müssen, wenn ich sie abfeuerte - um die letzte Kugel für mich selbst zu reservieren.
Über den anderen Geräuschen in der Küche hörte ich, wie der Affe an einem der lockeren und zerbrochenen Scharniere rupfte, an denen die Tür des Besenschranks einst gehangen hatte.
Die Gesamttiefe meines jämmerlichen Verstecks betrug vielleicht gerade mal sechzig Zentimeter, was bedeutete, daß ich mich nur ein paar Zentimeter von dem neugierigen Primaten entfernt befand. Falls er hineingriff, bestand nicht
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