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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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einmal den prachtvollen Anblick vorbeiflanierender Mädchen in knappsten Bikinis und ist dabei so konzentriert und geduldig, daß einem im Gegensatz zu ihm diese Steinköpfe auf den Osterinseln schon fürchterlich nervös vorkommen. Doch wenn er einmal sieht, was er braucht, und auf seinem Brett hinauspaddelt, wackelt er draußen nicht wie eine Boje herum. Dann wird er zu einem wahrhaftigen, rasenden Schwertmeister, der die Wellen aufreißt, selbst die gewaltigsten donnernden Brecher zähmt und so total in seinem Element ist, daß er einen Hai, der ihn mit einem Leckerbissen verwechseln würde, einfach auf den Rücken werfen und wie auf einem Surfbrett auf ihm reiten würde. »Ja, wirklich, ein Riesenspaß«, sagte ich, als wir auf den Zaun prallten.
    Verwitterte weiße Pfähle flogen zerberstend über die Motorhaube des Jeeps, klapperten über die Windschutzscheibe und schepperten gegen den Überrollbügel, und ich war felsenfest davon überzeugt, daß einer davon genau im richtigen Winkel abprallen würde, um sich durch eines meiner Augen zu bohren und aus meinem Gehirn Schaschlik zu machen, aber dazu kam es nicht. Dann überquerten wir auch schon den rückwärtigen Rasen des Hauses, das an der Parallelstraße lag.
    Der Garten, den wir hinter uns gelassen hatten, war eben gewesen, doch der hier war voller Furchen und Hügel und tiefer Löcher, durch die wir mit solchem Überschwang preschten, daß ich mir die Mütze festhalten mußte, damit sie mir nicht vom Kopf flog.
    Trotz der ernsten Gefahr, mir die Zunge abzubeißen, falls wir plötzlich irgendwo zu hart aufschlagen sollten, sagte ich mit einem Stottern, das Schweinchen Dick zur Ehre gereicht hätte: »Siehst du ihn?«
    »Bin ihm auf den Fersen!« versicherte er mir, obwohl die Scheinwerferstrahlen mit dem sich wild gebärdenden Jeep so heftig auf und ab sprangen, daß ich bezweifelte, ob er irgend etwas Kleineres als das Haus sehen konnte, auf das er zuhielt.
    Ich schaltete den Suchscheinwerfer aus, weil ich sowieso nur meine Knie und irgendwelche Sternennebel anstrahlte, und wenn ich gleich in meinen Schoß kotzte, wollte ich mir die Suppe nicht unbedingt im hellen Licht ansehen.
    Das Terrain zwischen den nächsten Bungalows war ebenso zerklüftet wie der Garten hinter uns, und der Boden vor dem Haus erwies sich auch nicht als besser. Wenn nicht jemand tote Kühe auf dem Gelände begraben hatte, mußten die Wühlmäuse hier so groß wie friesische Rinder sein.
    Wir kamen schaukelnd zum Stehen, bevor wir die Straße erreichten. Hier gab es keine Hecken, hinter denen man sich verstecken konnte, und die Stämme der Bäume waren noch nicht einmal dick genug, um ein an Bulimie leidendes Supermodel zu verbergen, geschweige denn unseren Sasquatch.
    Ich schaltete den Suchscheinwerfer wieder ein und ließ das Licht über die Straße gleiten. Nichts zu sehen.
    »Ich dachte, du wärst ihm auf den Fersen«, sagte ich.
    »War ich auch.«
    »Und jetzt?«
    »Nicht mehr.«
    »Und?«
    »Neuer Plan muß her«, sagte er.
    »Ich warte.«
    »Du bist doch der große Planer«, sagte Bobby und stellte die Automatik auf Parken ein.
    Wieder war ein unheimlicher Schrei zu hören - wie Fingernägel, die über eine Tafel scharren, wie das Todesklagen einer Katze und das Schluchzen eines verängstigten Kindes zusammengepackt und von einem Musiker, der auf Speed war, auf einem kaputten Synthesizer neu gemischt ., ein Schrei, der uns glatt aus den Sitzen riß, nicht nur weil er so schauerlich war, daß er unsere Adern schnappen ließ, als wären sie Gummibänder, sondern weil er direkt hinter uns ertönte.
    Ich bekam gar nicht mit, daß ich die Beine anzog, mich drehte, den Überrollbügel ergriff und plötzlich auf meinem Sitz stand. Ich mußte mich aber erhoben haben, und das mit der schnellen Anmut eines Olympioniken, denn ich fand mich aufgerichtet wieder, während der Schrei in ein Crescendo überging, um dann abrupt abzubrechen.
    Genausowenig hatte ich bewußt mitbekommen, daß Bobby sich das Gewehr geschnappt, die Fahrertür aufgestoßen hatte und aus dem Jeep gesprungen war, aber er stand draußen, hielt die Mossberg Kaliber 12 in der Hand und sah in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren.
    »Licht«, sagte er.
    Ich hielt den Scheinwerfer noch in der Hand. Ich schaltete ihn ein, bevor Bobby ganz ausgesprochen hatte.
    Kein Missing link der Evolution sprang hinter dem Jeep hoch. Das kniehohe Gras seufzte leise, als der Wind es mit einem sanften Flüstern umschmeichelte.

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