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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Aufklärung betrieben. Falls dem so war, wußten sie, daß wir nur zu zweit und selbst mit unseren Schußwaffen einer Horde gereizter Primaten nicht gewachsen waren. Noch schlimmer war, daß sie mich vielleicht als Christopher Snow erkannt hatten, Sohn der Wisteria Snow, die bei ihnen vielleicht als Wisteria von Frankenstein bekannt war.
    Bobby zog den Reißverschluß hoch und kehrte unbehelligt zum Jeep zurück. »Das war das erste Mal, daß mir jemand Feuerschutz gegeben hat, während ich gepinkelt habe.«
    »De nada.«
    »Fühlst du dich wieder besser, Bruder?«
    Er kannte mich gut genug, um sich zusammenzureimen, daß mein offensichtlicher Anfall von Hypochondrie in Wirklichkeit unausgesprochene Besorgnis um Orson war.
    »Tut mir leid, daß ich mich wie ein Wichser benommen habe«, sagte ich.
    Er löste die Handbremse und legte den Gang ein. »Wichsen ist menschlich«, sagte er, »und Bobby ist die Vergebung in Person.«
    Als wir langsam vorwärts rollten, legte ich das Gewehr ab und hob wieder den Scheinwerfer. »So werden wir sie nicht finden.«
    »Hast du .ne bessere Idee?«
    Bevor ich antworten konnte, schrie etwas. Der Schrei war unheimlich, aber nicht völlig fremdartig; schlimmer noch, er war eine beunruhigende Mischung aus dem Vertrauten und dem Unbekannten. Es schien das klagende Heulen eines Tieres zu sein, doch gleichzeitig hatte es eine nur allzu menschliche Eigenschaft, einen verzweifelten Unterton des Verlusts und der Sehnsucht.
    Bobby bremste. »Wo war das?«
    Ich hatte den Suchscheinwerfer bereits wieder eingeschaltet und richtete ihn auf die Straße zu der Stelle, wo ich den Ursprung des Schreis vermutete. Die Schatten von Balustraden und Dachpfosten streckten sich, um dem Lichtstrahl zu folgen, und schufen die Illusion von Bewegung vor der Veranda eines Bungalows. Die kahlen Baumäste krochen eine Schindelwand hinauf.
    »Unhold-Alarm«, sagte Bobby und zeigte mit dem Finger nach links.
    Ich richtete den Scheinwerfer auf die Stelle, auf die er gedeutet hatte, und bekam gerade noch mit, daß etwas durchs hohe Gras lief und hinter einer langen, brusthohen Buchsbaumhecke verschwand, die die Rasenflächen vor vier Bungalows von der Straße trennte.
    »Was war das?« sagte ich. »Vielleicht... das, wovon ich dir erzählt habe.«
    »Bighead?«
    »Bighead.«
    Während langer, heißer Monate ohne Niederschläge war die Hecke eingegangen, selbst die ergiebigen Regenfälle vom letzten Winter hatten sie nicht wiederbeleben können. Obwohl kein einziger grüner Fleck zu sehen war, bestand die Hecke dennoch aus einem dichten Gewirr spröder Äste, und hier und da hingen Büschel brauner Blätter, die wie Fetzen angekauten Fleisches aussahen.
    Bobby hielt den Jeep auf der Straßenmitte, fuhr aber langsam parallel zur Hecke weiter.
    Obwohl die tote Buchsbaumhecke über keine neuen Triebe verfügte, war sie so voll entwickelt, daß ihr dorniges Skelett das Geschöpf, das hinter ihr kauerte, wirksam abschirmte. Ich bezweifelte, daß ich das Tier überhaupt zu Gesicht bekommen würde, aber dann erblickte ich es doch. Zwar war es in einem ähnlichen Braun gefärbt wie der hölzerne Schleier vor ihm, aber die weicheren Linien seines Körpers bildeten einen Kontrast zu dem zerklüfteten Aussehen der kahlen Hecke. Ich richtete den Strahl durch die zahlreichen Fugen in den vielen Schichten aus Buchsbaumgebeinen und enthüllte zwar keine Einzelheiten, erhaschte aber immerhin einen Blick auf leuchtende Augen, die so grün wie die gewisser Katzen waren.
    Das Ding war zu groß für eine Katze. Es hätte schon ein Berglöwe sein müssen. Es war aber kein Berglöwe.
    Als das Geschöpf merkte, daß es entdeckt worden war, blökte es erneut und rannte so schnell an dem abschirmenden toten Holz entlang, daß ich es nicht im Lichtkegel halten konnte. Eine Lücke in der Hecke machte den Bungalow von der Straße aus zugänglich, aber Bighead - oder Bigfoot, oder der Wolfsmensch, oder das Ungeheuer von Loch Ness in einem Schleppnetz, oder was auch immer das war, verdammt noch mal - ließ die Öffnung blitzschnell hinter sich, kurz bevor der Lichtschein ihn erreichte. Ich bekam nur seinen zottigen Arsch zu sehen, und den nicht einmal besonders deutlich. Andererseits wäre ein deutlicher Blick auf seinen Arsch vielleicht weder besonders informativ noch erfreulich gewesen.
    Ich hatte also lediglich vage Eindrücke bekommen. Daß er wie ein Affe halbwegs aufrecht lief, die Schultern nach vorn geneigt und den Kopf gesenkt, wobei die

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