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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Falls irgendein Raubtier versuchte, sich von hinten an uns heranzuschleichen, und dabei das Gras als Deckung benutzte, würde es das vornehme Säuseln stören, das die zarte Liebkosung der Brise hervorrief, und wäre leicht auszumachen.
    Dieser Bungalow gehörte zu jenen, die nicht über eine Veranda verfügten, sondern nur über einen offenen, über zwei Stufen erreichbaren Vorbau. Die Tür war geschlossen. Die drei Fenster waren unbeschädigt, aber hinter keiner dieser verstaubten Scheiben stand der Schwarze Mann, um uns mit finsteren Blicken zu mustern.
    »Der Schrei ist von hier gekommen«, sagte Bobby. »Hat sich jedenfalls so angehört.«
    »Als ob er direkt unter meinem Hintern war.«
    Bobby hielt das Gewehr fest umklammert. Schaute sich um, sah in die Nacht hinaus. Ihre trügerische Friedfertigkeit jagte ihm wohl, genau wie mir, eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Das stinkt«, sagte er.
    »Aber ganz gewaltig.«
    Ein argwöhnischer Ausdruck schlich sich auf Bobbys Gesicht, und er trat langsam vom Jeep zurück. Mir war nicht klar, ob er etwas unter dem Fahrzeug gesehen hatte oder nur von einer Ahnung getrieben wurde.
    Die Totenstadt war jetzt noch stiller, als ihr Name andeutete. Die schwache Brise war zwar noch zu spüren, aber nicht zu vernehmen.
    Ich stand noch immer auf dem Beifahrersitz und schaute an der Seite des Jeeps zu den sich sanft wiegenden Grashalmen hinab. Wenn jetzt irgendein übler Unhold unter dem Wagen hervorsprang, konnte er an der Tür hochklettern und mir in den Hab beißen, noch bevor ich ein Kruzifix oder eine auch nur halbwegs ansehnliche Kette mit Knoblauchzehen auftreiben konnte.
    Da ich nur eine Hand für den Scheinwerfer brauchte, zog ich mit der anderen die Glock aus dem Schulterhalfter.
    Nachdem Bobby drei oder vier Schritte vom Jeep zurückgetreten war, ließ er sich auf ein Knie hinab. Um ihm dort, wo er suchen wollte, ein wenig heimzuleuchten, hielt ich den Scheinwerfer aus dem Jeep und richtete den Lichtstrahl auf das Fahrwerk auf meiner Seite.
    Vielleicht konnte er ja so sehen, was auch immer sich dort verbarg.
    In der klassischen Hocke des erfahrenen Monsterjägers, der auf alles gefaßt war, neigte Bobby den Kopf und senkte ihn langsam, um unter den Jeep zu spähen.
    »Nada«, sagte er.
    »Nichts?«
    »Null.«
    »Ich war ganz heiß drauf«, sagte ich.
    »Ich wollte ihn unbedingt erwischen.«
    »Hätte ihm gern in den Arsch getreten.«
    Wir belogen uns selbst. Als Bobby sich wieder erhob, zerriß ein weiterer Schrei die Nacht: dasselbe Klagen eines defekten Synthesizers - zusammengesetzt aus kratzenden Fingernägeln, einer sterbenden Katze und einem schluchzenden Kind ., das uns vor ein paar Augenblicken wie vom Blitz getroffen hatte hochfahren lassen.
    Diesmal konnte ich den Ursprung des Schreis besser ausmachen, weshalb ich meine Aufmerksamkeit ganz auf das Bungalowdach richtete, wo der Scheinwerferstrahl dann auch auf Bighead traf. Es bestand nicht der geringste Zweifel: Das war das Geschöpf, das Bobby Bighead genannt hatte, denn der Kopf war unbestreitbar groß.
    Es kauerte an einem Ende des Dachs, genau auf der höchsten Stelle, vielleicht fünf Meter über uns, wie King Kong auf dem Empire State Building, wenngleich in einer Neuverfilmung, die lediglich für den Videomarkt bestimmt war, weil die Produktion nicht über das Budget für größere Bauten, Kampfflugzeuge oder auch nur eine Dame in Not verfügte.
    Während Bighead mit den Armen das Gesicht bedeckte, als würde der Anblick von uns scheußlichen Menschen ihn verängstigen und abstoßen, betrachtete er Bobby und mich mit strahlend grünen Augen, die wir durch die Lücke zwischen seinen überkreuzten Armen sehen konnten, Obwohl das Gesicht des Ungetüms jetzt verdeckt war, konnte ich feststellen, daß der Kopf unverhältnismäßig groß für den Körper war. Wahrscheinlich war er auch mißgebildet.
    Mißgebildet nicht nur nach menschlichem Maßstab, sondern auch nach dem Schönheitsideal der Affen.
    Ich konnte nicht feststellen, ob er in erster Linie aus Rhesusaffen oder aus anderen Primaten hervorgegangen war. Er war mit einem verfilzten Fell bedeckt, das dem eines Rhesus nicht unähnlich war, hatte lange Arme und gekrümmte Schultern, die eindeutig affenähnlich waren, obwohl er kräftiger als ein normaler Affe zu sein schien, so gewaltig wie ein Gorilla, wenngleich er diesem sonst in keiner Hinsicht ähnelte. Meine hyperaktive Phantasie war nicht erforderlich, um sich zu fragen, ob man bei gewissen

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