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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Merkmalen des Geschöpfs nicht ein so breites Spektrum von Spezies zu sehen bekam, daß der genetische Querschnitt sich weit über die warmblütigen Klassen der Wirbeltiere hinaus erstreckte und gar reptilische Eigenschaften beinhaltete - oder sogar etwas Schlimmeres.
    »Extrem unholdig«, sagte Bobby und wich zum Jeep zurück.
    »Schon gewaltig abartig«, mußte ich ihm beipflichten.
    Auf dem Dach wandte Bighead das Gesicht gen Himmel, als wollte er die Sterne betrachten, wobei er sich immer noch hinter der Maske aus Armen verbarg.
    Plötzlich ertappte ich mich dabei, daß ich mich mit diesem Geschöpf verglich. Seine Positur, die ganze Haltung, verriet mir, daß es sein Gesicht aus Verlegenheit oder Scham verbarg, damit wir nicht erkennen konnten, wie es aussah, weil es wußte, daß wir es abstoßend finden würden, was wiederum bedeutete, daß es sich abstoßend fühlen mußte. Vielleicht war ich imstande, sein Verhalten deshalb zu interpretieren und seine Gefühle zu erahnen, weil ich achtundzwanzig Jahre lang als Außenseiter gelebt habe. Ich habe zwar nie das Bedürfnis verspürt, mein Gesicht zu verstecken, doch als kleines Kind hatte ich den Schmerz wohl gekannt, ein Ausgestoßener zu sein, weil grausame Kinder mich Nachtschleicher, Dracula, Ghoul und Schlimmeres genannt hatten. In meinem Kopf hallte meine eigene Stimme wider, ich hörte das, was ich gerade gesagt hatte - schon gewaltig abartig ., und zuckte zusammen. Unsere Verfolgung des Geschöpfs erinnerte mich auf einmal daran, wie brutale jugendliche Schläger mich verfolgt hatten, als ich noch ein Kind war.
    Auch nachdem ich gelernt hatte, mich zu verteidigen und zu wehren, ließen sie sich manchmal selbst auf die Gefahr einer Abreibung hin nicht davon abbringen, mich zu schikanieren und zu quälen. Da Orson und Jimmy in Gefahr waren, hatten Bobby und ich natürlich guten Grund, jeder Spur nachzugehen. Wir waren nicht von Gemeinheit getrieben worden; doch in der Rückschau erfüllte mich das seltsame, dunkle, wilde Vergnügen, mit dem wir die Verfolgungsjagd angegangen waren, mit Besorgnis.
    Der Sternengucker wandte seine Aufmerksamkeit wieder vom Himmel ab und schaute zu uns herunter. Das Gesicht hielt er immer noch verborgen.
    Ich richtete den Scheinwerfer auf das dunkle Ziegeldach, auf dem das Geschöpf stand, damit es nur von dem zurückgeworfenen Licht erhellt wurde, anstatt es direkt mit dem Lichtstrahl zu attackieren.
    Meine Diskretion ermutigte Bighead allerdings nicht, die Arme zu senken. Er stieß jedoch ein Geräusch aus, das den vorherigen Schreien überhaupt nicht ähnelte, eines, das sich so gar nicht mit seiner furchterregenden Erscheinung vertrug: eine Mischung aus dem Gurren von Tauben und dem gutturaleren Schnurren einer Katze.
    Bobby drehte sich ganz kurz einmal um die eigene Achse und suchte die Nachbarschaft ab.
    Bei mir hatte sich ebenfalls ein haarsträubendes Gefühl eingestellt, daß Bighead uns vielleicht nur von einer direkteren Bedrohung ablenkte.
    »Superfriedlich«, lautete Bobbys Bericht.
    »Im Augenblick jedenfalls.«
    Bigheads Gurren und Schnurren wurde lauter und ging dann zu einer fließenden Abfolge exotischer Geräusche über, schlicht und rhythmisch und einem regelmäßigen Schema folgend, aber nicht lediglich wie bloße tierische Laute. Sie waren als Silbengruppen moduliert, voller Betonung, gesprochen mit Dringlichkeit und Gefühl, und es war keineswegs zu weit hergeholt, sie für Worte zu halten. Wenn dieser Monolog auch noch nicht komplex genug war, um als Sprache a la Englisch, Französisch oder Spanisch zu gelten, so war sie zumindest ein primitiver Versuch, Bedeutung zu übertragen, eine in der Entstehung begriffene Sprache.
    »Was will er?« sagte Bobby.
    Ob Bobby das nun bewußt war oder nicht, seine Frage war auch Ausdruck der Erkenntnis, daß das Geschöpf nicht nur schnatterte, sondern zu uns sprach.
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    Bigheads Stimme war weder tief, noch klang sie bedrohlich. Obwohl sie mir so seltsam wie ein Dudelsack in einer Reggaeband vorkam, hörte sie sich eher an wie die eines neun- oder zehnjährigen Kindes, nicht ganz menschlich, aber auf halbem Weg dorthin, nervös, auf unheimliche Weise singend, ohne musikalisch zu sein, mit einem bittenden Unterton, der trotz des Urhebers Mitgefühl hervorrief.
    »Armes Arschloch«, sagte ich, als das Geschöpf wieder verstummte.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ein verdammt bemitleidenswertes Viech.«
    Bobby betrachtete diesen Quasimodo, der

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