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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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tote Büsche, aus denen beinerne Schatten hervorsprangen.
    Obwohl ich den Strahl von mir weghielt, war das Umlicht so stark, daß ich es als lästig empfand. Meine Augen wurden schnell müde; sie fühlten sich überanstrengt an, als wäre Sand darin. Ich hätte meine Sonnenbrille aufsetzen können, die ich gelegentlich sogar nachts trage, aber eine Ray-Ban hätte die Suche bestimmt nicht erleichtert.
    Bobby fuhr ganz langsam und schaute ebenfalls in die Nacht hinaus. »Was ist mit deinem Gesicht los?« fragte er.
    »Nichts, meint Sasha.«
    »Dann braucht sie eine Nottransfusion guten Geschmacks. Was popelst du da?«
    »Ich pople nicht.« »Hat dir deine Mama nicht beigebracht, daß du nicht an dir rumpopeln sollst?«
    »Ich taste nur ab.«
    Während ich mit der rechten Hand den Griff des Scheinwerfers hielt, der wie der einer Pistole geformt war, hatte ich mit der linken unbewußt an der wunden Stelle in meinem Gesicht herumgefingert, die ich vorhin entdeckt hatte.
    »Siehst du hier einen blauen Fleck?« fragte ich und zeigte auf die münzgroße empfindliche Stelle an meiner linken Wange.
    »Nicht in dem Licht hier.«
    »Tut weh.«
    »Tja, dann hast du dich halt irgendwo gestoßen.«
    »So fängt es an.«
    »Was?«
    »Krebs.«
    »Ist wahrscheinlich bloß ein Pickel.«
    »Zuerst ist es nur eine wunde Stelle, die dann zu einer Läsion wird, und dann, weil meine Haut keine Abwehrmöglichkeit hat... bilden sich ganz schnell Metastasen.«
    »Du bist .ne richtige Stimmungskanone«, sagte Bobby.
    »Ich bin nur Realist.«
    Bobby bog in eine andere Straße ab. »Was hat es einem je gebracht, Realist zu sein?«
    Noch mehr schäbige Bungalows. Noch mehr tote Hecken.
    »Kopfschmerzen habe ich auch«, sagte ich.
    »Du bereitest mir Kopfschmerzen, und das nicht allzu knapp.«
    »Eines Tages bekomme ich vielleicht wegen eines neurologischen Schadens, den das XP verursacht hat, Kopfschmerzen, die nie wieder weggehen.« »Du Trottel hast mehr psychosomatische Symptome, als Onkel Dagobert Taler hat.«
    »Danke für die Analyse, Doktor Bob. Also, ich hab in den letzten siebzehn Jahren nie was Nettes von dir gehört.«
    »Das brauchst du nicht.«
    »Manchmal schon«, sagte ich.
    Schweigend fuhr er eine Straße weiter. »Du bringst mir gar keine Blumen mehr mit«, sagte er dann.
    »Was?«
    »Du sagst mir nie, daß ich hübsch bin.«
    Unwillkürlich mußte ich lachen. »Arschloch.«
    »Siehst du? Du bist ziemlich gemein.«
    Bobby hielt den Jeep mitten auf der Straße an.
    Ich sah mich aufmerksam um. »Ist was?«
    »Würde ich in Neopren stecken, Mann, müßte ich nicht anhalten«, sagte er. Mit Neopren meinte er den Taucheranzug, den ein Surfer trägt, wenn die Wassertemperatur zu niedrig ist, um nur in einer Badehose auf das Brett zu steigen.
    Wenn Surfer sich lange im Wasser aufhalten, etwa weil sie auf die Riesenwelle warten, erleichtern sie sich manchmal, indem sie einfach in den Taucheranzug pinkeln. Das Wort dafür lautet Urinophorie, und gemeint ist damit jenes schöne warme Gefühl, das erst mit dem schwachen Eindringen des Meerwassers wieder weggespült wird.
    Wenn Surfen nicht der romantischste, schillerndste Sport überhaupt ist, dann weiß ich nicht, welcher es sonst sein soll.
    Golf mit Sicherheit nicht.
    Bobby stieg aus und ging zum Bordstein. Er hatte mir den Rücken zugewandt. »Hoffentlich bedeutet der Druck auf die Blase nicht, daß ich Krebs habe.«
    »Erzähl mal was Neues«, sagte ich. »Dieser ungeheure Drang, mich zu erleichtern. Mann, das ist... megabösartig.«
    »Beeil dich lieber.«
    »Wahrscheinlich habe ich es so irrsinnig lange zurückgehalten, daß ich jetzt .ne Harnsäurevergiftung habe.«
    Ich hatte den Scheinwerfer ausgeschaltet. Ich legte ihn auf den Sitz und ergriff das Gewehr.
    »Wahrscheinlich werden mir die Nieren implodieren, das Haar wird mir ausfallen, die Nase verfaulen. Ich bin verloren.«
    »Allerdings, wenn du jetzt nicht die Klappe hältst.«
    »Selbst wenn ich nicht sterbe... welche Wahine wird sich schon von einem kahlköpfigen Burschen ohne Nase und mit implodierten Nieren ausführen lassen?«
    Falls sich jemand oder etwas, das uns feindselig gesinnt war, in der Nähe aufhielt, hatten wir durch die Motorgeräusche, die Autoscheinwerfer und das Suchlicht vielleicht ungewollte Aufmerksamkeit auf uns gezogen. Die Affen des Trupps hatten sich verborgen, als Bobby auf das Gelände gefahren war und sie das Dröhnen des Motors gehört hatten, doch vielleicht hatten sie seitdem ein wenig

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