Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Bruder.«
    »Kommt nicht viel Interessantes im Fernsehen.«
    »Versuch.s mal mit Briefmarkensammeln.«
    »Ist mir viel zu aufregend.«
    Als Bobby den Wagen von dem zerfurchten Rasen herunter und über den Bürgersteig auf die Straße setzte, steckte ich die 9mm-Pistole wieder ein und bat ihn, nach rechts zu fahren.
    »Halt«, sagte ich zwei Häuserreihen später. »Hier haben sie den Kanaldeckel kreiseln lassen.«
    »Wenn sie die Welt übernommen haben, werden sie das wahrscheinlich zur olympischen Disziplin erheben.«
    »Ist jedenfalls aufregender als Synchronschwimmen.«
    »Wohin willst du?« fragte er, als ich ausstieg.
    »Fahr den Wagen vor, und bleib mit einem Rad auf dem Deckel stehen. Ich glaube zwar nicht, daß sie noch hier sind. Sie sind bestimmt weitergezogen. Aber nur für alle Fälle... Ich will nicht, daß sie sich von hinten anschleichen, während wir drin sind.«
    »Wo drin?«
    Ich trat vor den Wagen und wies Bobby ein, bis der rechte Vorderreifen genau auf dem Kanaldeckel stand.
    Er schaltete den Motor ab und stieg mit dem Gewehr in der Hand aus.
    Die schwache auflandige Brise wurde etwas stärker, und die Wolken im Westen, die den Mond verschluckt hatten, dehnten sich langsam nach Osten aus und verschlangen dabei die Sterne.
    »Wo drin?« sagte Bobby noch einmal.
    Ich zeigte auf den Bungalow, in dem ich mich in den Besenschrank gequetscht hatte, um mich vor dem Trupp zu verstecken. »Ich will sehen, was da in der Küche vor sich hin modert.«
    »Du willst es?«
    »Ich muß es«, sagte ich und ging auf den Bungalow zu.
    »Pervers«, sagte er und schloß zu mir auf.
    »Der Trupp ist von dem Ding fasziniert gewesen.«
    »Wollen wir uns auf die Affenebene herablassen?«
    »Vielleicht ist das wichtig.«
    »Ich hab den Bauch voller Kibby und Bier«, sagte er.
    »Na und?«
    »Nur eine freundliche Warnung, Bruder. Im Augenblick habe ich eine ganz niedrige Kotzschwelle.«

11
     Die Haustür stand offen, genauso wie ich sie zurückgelassen hatte. Das Wohnzimmer roch noch immer nach Staub, Schimmel, Trockenfäule und Mäusen; jetzt hing aber auch noch der Gestank räudiger Affen in der Luft.
    Mit meiner Taschenlampe, die ich zuvor nicht zu benutzen gewagt hatte, leuchtete ich auf eine Reihe zehn Zentimeter langer, gelblichweißer Kokons, die in der Ecke hingen, wo die hintere Wand gegen die Decke stieß. Wohl das Heim sich entwickelnder Motten oder Schmetterlinge oder gar die Eiablage einer außergewöhnlich fruchtbaren Spinne. Hellere Rechtecke an den ausgebleichten Wänden verrieten, wo einmal Bilder gehangen hatten. Der Verputz war nicht so stark gerissen, wie man es in einem Haus erwartete, das über sechzig Jahre alt und seit fast zwei Jahren unbewohnt war. Ein Netz feiner Sprünge verlieh den Wänden jedoch das Aussehen von Eierschalen, die von Schlüpflingen aufgehackt wurden.
    In einer Ecke lag eine rote Kindersocke auf dem Boden. Sie konnte nichts mit Jimmy zu tun haben, denn sie war so verkrustet, als befände sie sich schon geraume Zeit dort.
    »Hab mir gestern ein neues Brett gekauft«, sagte Bobby, als wir zur Eßzimmertür gingen.
    »Die Welt geht unter, und du gehst einkaufen.«
    »Meine Freunde bei Hobie haben es für mich angefertigt.«
    »Heiß?« fragte ich, als ich ihn ins Eßzimmer führte.
    »Bin noch nicht darauf geritten.«
    An der Decke hing in einer Ecke eine Traube aus Kokons, die denen im vorherigen Zimmer ähnelten. Sie waren ebenfalls groß, jeweils zehn, fünfzehn Zentimeter, und hatten an ihrer breitesten Stelle etwa den Durchmesser von dicken Würstchen. Außerhalb des Bungalows hatte ich solche Seidengebilde noch nie gesehen. Ich trat genau unter sie und richtete das Licht auf sie.
    »Ich hab schon mal etwas nicht so Unheimliches gesehen«, sagte Bobby.
    In ein paar der Kokons befanden sich dunkle Gestalten, die wie Fragezeichen zusammengerollt waren, aber sie waren so dicht in Seidenfäden eingesponnen, daß ich keine Einzelheiten erkennen konnte.
    »Siehst du, ob sich da etwas bewegt?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    »Vielleicht sind sie tot.«
    »Ja«, sagte ich, obwohl ich keineswegs davon überzeugt war. »Nur ein paar große, tote, halbfertige Motten.«
    »Motten?«
    »Was sonst?« sagte ich.
    »Dafür sind sie aber ziemlich groß.«
    »Vielleicht neuartige Motten. Eine neue, größere Spezies. Die gerade im Werden sind.«
    »Insekten? Die im Werden sind?«
    »Wenn das bei Menschen, Hunden, Vögeln und Affen möglich ist... warum dann nicht auch bei

Weitere Kostenlose Bücher