Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Insekten?«
    Bobby runzelte die Stirn. »Wäre wahrscheinlich nicht so klug, sich noch Pullis aus reiner Wolle zu kaufen.«
    Ein kalter Schauer der Übelkeit durchfloß mich, als mir klar wurde, daß ich mich in völliger Finsternis in diesen Räumen befunden hatte, ohne etwas von den fetten Kokons an der Decke zu ahnen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wieso dieser Gedanke mir noch im nachhinein so unheimlich und bedrohlich vorkam. Schließlich war ich ja wohl kaum Gefahr gelaufen, von einem Rieseninsekt an die Wand genagelt zu werden, um dann jämmerlich in einem Kokon zu ersticken. Andererseits waren wir hier in Fort Wyvern, und da hatte ich vielleicht genau in solch einer Gefahr geschwebt.
    Zum Teil wurde die Übelkeit sicher auch vom Gestank verursacht, der von der Küche hereinzog. Ich hatte ganz vergessen wie widerwärtig er war. Bobby hielt das Gewehr in der rechten Hand und bedeckte Mund und Nase mit der linken. »Sag mir, daß der Gestank nicht noch schlimmer wird«, sagte er flehend.
    »Er wird nicht noch schlimmer.«
    »Also doch.«
    »O ja.«
    »Beeilen wir uns.«
    Als ich den Lichtstrahl der Taschenlampe von den Kokons abwandte, glaubte ich zu sehen, wie eine der dunklen, zusammengerollten Formen darin in einem Seidenbeutel zuckte.
    Ich richtete das Licht wieder auf die Traube.
    Keines der geheimnisvollen Insekten bewegte sich.
    »Nervös?« sagte Bobby.
    »Du nicht?«
    »Aber wie.«
    Wir wagten uns in die Küche vor, wo das Linoleum unter unseren Tritten nur so knackte und knallte und der Fäulnisgestank so dick in der Luft hing wie eine Wolke verdampften, ranzigen Fritierfetts in der Küche einer schmierigen Imbißbude.
    Bevor ich nach der Quelle des Gestanks suchte, richtete ich das Licht zuerst einmal zur Decke. Die Hängeschränke waren unter einer Laibung angebracht, und in dem Winkel zwischen diesem Abschluß und der Decke hingen mehr Kokons als in den beiden vorherigen Räumen zusammen. Dreißig oder vierzig. Die meisten waren zwischen zehn und fünfzehn Zentimeter groß, einige aber bis zu zwanzig. Zwei Dutzend weitere hingen um die lange, schmale Neonröhre in der Mitte der Decke.
    »Gar nicht gut«, sagte Bobby.
    Ich senkte die Taschenlampe und entdeckte sofort die Quelle des durchdringenden Gestanks. Auf dem Boden vor der Spüle lag ein Toter.
    Zuerst dachte ich, er müsse von dem unbekannten Getier getötet worden sein, das die Kokons gesponnen hatte. Ich erwartete, daß ihm Seidenknäuel aus dem Mund ragten, gelbweiße Beutel, die aus seinen Ohren quollen, dünne Fäden, die aus seiner Nase hingen. Doch die Kokons hatten nichts damit zu tun. Es handelte sich offenbar um einen Fall von Selbstmord.
    Der Revolver lag auf dem Bauch, wohin der Rückstoß und die Todeskrämpfe ihn geworfen haben, mußten. Der geschwollene Zeigefinger der rechten Hand war noch um den Abzug gekrümmt. Der Verletzung in der Kehle nach zu urteilen hatte der Mann sich die Mündung unters Kinn gehalten und sich eine Kugel geradewegs ins Gehirn gejagt.
    Als ich zuvor in dieser Nacht die dunkle Küche betreten hatte, war ich direkt zur Hintertür gegangen, wo ich mit der Hand auf dem Knauf innegehalten hatte, weil der Schatten eines Affen hinter der Scheibe hochgesprungen war. Als ich mich der Tür genähert und dann wieder von ihr entfernt hatte, konnten nur ein paar Zentimeter gefehlt haben, und ich wäre auf die Leiche getreten.
    »Hast du mit so was gerechnet?« fragte Bobby. Seine Stimme wurde durch die Hand gedämpft, mit der er den widerlichen Geruch fernhalten wollte.
    »Nein.«
    Ich wußte nicht, womit ich gerechnet hatte, aber das hier war bestimmt nicht das Schlimmste, was in den tiefsten Kellern meiner Phantasie lauerte. Beim Anblick der Leiche war ich eher erleichtert gewesen - als hätte ich mir im Unterbewußtsein eine ganz bestimmte und viel schlimmere Entdeckung als diese vorgestellt, einen Schrecken der grauenvollsten Art, der mir nun Gott sei Dank erspart blieb.
    Der Tote war mit weißen Turnschuhen, festen Baumwollhosen und einem rotgrün karierten Hemd bekleidet. Er lag flach auf dem Rücken, den linken Arm an der Seite, die Handflächen nach oben, als wollte er um ein Almosen betteln. Er sah aus, als ob er ziemlich fett gewesen wäre, weil sich die Kleidung straff über einigen Körperteilen spannte, aber das war nur eine Folge der von Bakterien gebildeten Gase, die seinen Körper hatten anschwellen lassen.
    Das Gesicht war aufgedunsen, lichtundurchlässige Augen traten aus den Höhlen, die

Weitere Kostenlose Bücher