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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Räume.« »Und unter uns ist nichts mehr?«
    »Nein.«
    »Da muß etwas sein.«
    »Ich habe jedenfalls nichts gefunden.«
    Wir hoben unsere Taschenlampen auf, und als die Strahlen über den Boden und die Wände zogen, verdreifachten, vervierfachten sich die prächtigen Lichteruptionen in der tiefen glasähnlichen Oberfläche: eine betörende Fülle feuriger Blüten. Wir hätten an einem Heißluftballon herabhängen und mitten in einem Feuerwerk zum Nationalfeiertag stecken können. Ein Sperrfeuer von Raketen explodierte um uns herum, Heuler, Knallkörper, Fontänen und Kreisel, aber alle lautlos, nur böse funkelndes Licht ohne Geknalle. Das alles erinnerte dermaßen an das Feuerwerk am Unabhängigkeitstag, daß man den Salpeter und den Schwefel und die Aktivkohle fast riechen, den mitreißenden Marsch von John Philip Sousa geradezu hören und den üblichen Hot dog mit Senf und kleingehackten Zwiebeln schmecken konnte.
    »Hier passiert noch irgend etwas«, sagte Bobby.
    »Hauen wir ab?«
    »Warte.«
    Er betrachtete die Lichtmuster, die sich unaufhörlich veränderten und immer bunter wurden, als enthielten sie eine so explizite Bedeutung wie etwas Gedrucktes, das er krampfhaft zu entziffern versuchte.
    Obwohl ich bezweifelte, daß die erstaunlich hellen, sich brechenden Lichtexplosionen mehr ultraviolette Strahlung abgaben als die Lichtstrahlen der Taschenlampen, durch die sie erzeugt wurden, war ich solch eine Helligkeit nicht gewöhnt. Strahlende Wirbel, Sprühregen und Bäche strömten über mein ungeschütztes Gesicht und die Hände, ein Sturm sprühender Tätowierungen, aber selbst wenn dieser Lichtregen ein wenig Tod in mich hineinspülte, war das Spektakel unwiderstehlich und erhebend. Mein Herz raste, getrieben zum Teil von Furcht, hauptsächlich aber von Staunen.
    Dann sah ich die Tür.
    Ich drehte mich gerade und war dermaßen fasziniert von dem Festspiel des Lichts um mich herum, daß mein Blick zunächst an der Tür vorbeiwanderte. Ich war so abgelenkt von all der Pyrotechnik, daß mir erst nicht klar wurde, was ich gesehen hatte. Massiv, anderthalb Meter Durchmesser, aus matt abgezogenem Stahl, umgeben von einer architravähnlichen Einfassung aus poliertem Stahl: Das Ganze ähnelte dem, was man am Eingang eines Banktresors zu sehen erwartete, und stellte zweifellos einen hermetischen Verschluß dar.
    Verblüfft drehte ich mich wieder zur Tür zurück - aber sie war verschwunden. Durch ein Pandämonium wieselflinker Lichter und sie verfolgender Schatten sah ich das kreisrunde Loch in der Wand, wie es gewesen war, als wir den Raum dadurch betreten hatten: offen, mit einem dunklen Betontunnel dahinter, der zu der ehemaligen Luftschleuse führte.
    Ich trat ein paar Schritte auf die Öffnung zu und bekam gerade noch mit, daß Bobby etwas zu mir sagte. Während ich mich zu ihm umdrehte, erhaschte ich erneut einen Blick auf die Stahlkammertür, wieder nur aus den Augenwinkeln. Als ich das verdammte Ding direkt ansah, war es wieder nicht mehr da.
    »Was geht hier vor?« sagte ich gereizt.
    Bobby hatte seine Taschenlampe ausgeschaltet. Er zeigte auf meine. »Mach sie aus.«
    Ich tat wie geheißen.
    Das Feuerwerk in der glasähnlichen Oberfläche des Raums hätte eigentlich sofort in der absoluten Dunkelheit verschwinden müssen. Statt dessen stiegen weiterhin bunte Leuchtgeschosse und Chrysanthemen und funkelnde Feuerräder in diesem magischen Material empor, schwärmten durch den Raum, strahlten ein Allerlei aus Licht und Schatten aus und verblichen kurz, bevor sie zu einer neuen Eruption ansetzten. »Er läuft von allein ab«, sagte Bobby.
    »Wer?«
    »Der Prozeß.«
    »Was für ein Prozeß?«
    »Der Raum, die Maschine, der Prozeß, was auch immer.«
    »Das kann nicht von allein ablaufen«, entgegnete ich voll im Widerspruch zu dem, was um mich herum geschah.
    »Liegt vielleicht an der Strahlenergie?« sagte er nachdenklich.
    »Was?«
    »Von den Lichtstrahlen der Taschenlampe.«
    »Könntest du dich vielleicht noch unklarer ausdrücken?«
    »Aber sicher, Bruder. Also, die Strahlen müssen das alles in Gang gesetzt haben. Die Energie in den Lichtstrahlen der Taschenlampen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ist völlig unlogisch. In den Lichtstrahlen steckt so gut wie keine Energie.«
    »Dieses Zeug hat das Licht aufgesogen«, sagte er beharrlich und schob einen Fuß auf dem strahlenden Boden vor und zurück, »und verwandelte es in mehr Energie. Es hat das, was es absorbiert hat, benutzt, um mehr Energie zu

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