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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ging tiefer in den Raum hinein und ließ das Licht der Taschenlampe über den Boden, die Wände und die Decke gleiten.
    Trotz der beiden Taschenlampen und der ungewöhnlich hohen Lichtbrechung des geheimnisvollen Materials beherrschten Schatten den Raum. Leuchtspurgeschosse, Blüten, Leuchtkugeln, Feuerräder, Farnwedel und Glühwürmchen aus Licht schwärmten über die gekrümmten Oberflächen, die meisten in goldenen und gelben Schattierungen, aber einige auch rot und andere saphirblau, und verblichen in den dunkleren Regionen ins Vergessen wie Feuerwerkskörper, die ein Nachthimmel aufgeleckt und verschluckt hat, betörend, aber wenig Licht erzeugend.
    »Der Raum ist so groß wie ein Konzertsaal«, sagte Bobby staunend.
    »Eigentlich nicht. Aber er kommt einem größer vor, als er ist, weil alle Oberflächen sich von einem wegkrümmen.«
    Während ich sprach, veränderte sich die Akustik der Kammer. Die flüsternden Echos meiner Worte verklangen, wurden schnell unhörbar, und dann verloren meine Worte selbst an Lautstärke. Die Luft fühlte sich an, als wäre sie dicker geworden und würde Töne nicht mehr so wirksam übertragen wie zuvor.
    »Was ist hier auf einmal los?« fragte Bobby, und auch seine Stimme klang gedämpft, erstickt, als würde er am anderen Ende einer schlechten Telefonverbindung sprechen.
    »Keine Ahnung.« Obwohl ich meine Stimme hob, bis ich fast schrie, blieb sie gedämpft, genauso laut, als hätte ich in normalem Tonfall gesprochen.
    Ich hätte fast geglaubt, ich würde mir die zunehmende Dichte der Luft nur einbilden, hätte ich nicht plötzlich Atemschwierigkeiten bekommen. Ich erstickte zwar nicht gerade, wurde aber so stark in Mitleidenschaft gezogen, daß ich mich aufs Atmen konzentrieren mußte. Bei jedem Atemzug schluckte ich unwillkürlich; die Luft war praktisch eine Flüssigkeit, die ich herunterzwingen mußte. Ich spürte tatsächlich, wie sie wie ein Schluck kalten Wassers meine Kehle herunterrann. Jeder flache Atemzug fühlte sich in meiner Brust drückend an, als hätte die Luft eine festere Konsistenz als gewöhnliche, als würde meine Lunge sich mit Flüssigkeit füllen, und jedesmal, wenn ich einen Atemzug abschloß, wurde ich von dem hektischen Drang überwältigt, dieses Zeug wieder loszuwerden, es auszustoßen. Ich war überzeugt, darin zu ertrinken, zwang mich aber weiterhin zu jedem Ausatmen, beinahe als würde ich mich erbrechen.
    Druck. Trotz der wachsenden Panik in mir bewahrte ich einen einigermaßen klaren Kopf. Die Luft wurde nicht durch Alchimie in eine Flüssigkeit verwandelt; vielmehr wurde nur der Luftdruck drastisch erhöht, als würde sich die Last der Erdatmosphäre über uns verdoppeln, verdreifachen und uns mit niederschmetternder Macht niederzwingen. Meine Trommelfelle flatterten, die Nebenhöhlen pochten, ich fühlte Phantomfingerspitzen, die mir hart gegen die Augäpfel drückten, und am Ende jeden Atemzugs wurden mir die Nasenlöcher zugedrückt.
    Die Knie begannen zu zittern und dann nachzugeben. Die Schultern krümmten sich unter einer unsichtbaren Last. Die Arme hingen wie Bleigewichte an mir herab. Die Hände konnten die Taschenlampe nicht mehr halten, und so schepperte sie neben mir auf den Boden. Sie prallte unhörbar auf der glasähnlichen Oberfläche auf, denn nun vernahm ich nicht das geringste Geräusch mehr, nicht einmal das Flattern der Trommelfelle oder das Dröhnen des Herzens.
    Abrupt wurde alles wieder normal.
    Der Druck hob sich mit einem einzigen Lidschlag.
    Ich hörte, daß ich nach Luft schnappte. Bobby keuchte ebenfalls.
    Auch er hatte die Taschenlampe fallen lassen, aber es war ihm irgendwie gelungen, das Schrotgewehr festzuhalten.
    »Scheiße!« sagte er explosionsartig.
    »Genau.«
    »Scheiße.«
    »Genau.«
    »Was war das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ist dir hier so was schon mal passiert?«
    »Nein.«
    »Scheiße.«
    »Genau«, sagte ich und schwelgte in der Leichtigkeit, mit der ich kühle Luft einsaugen konnte.
    Obwohl unsere Taschenlampen auf dem Boden lagen, breiteten sich immer mehr Goldregen, Feuerräder, Schlangen, Wunderkerzen und Lichtspiralen über den Boden und in den Wänden aus. »Diese Einrichtung wurde nicht stillgelegt«, sagte Bobby.
    »Und ob. Du hast es doch selbst gesehen.«
    »In Wyvern ist nichts so, wie es zu sein scheint«, sagte er mit meinen Worten.
    »Alle Räume, durch die wir gekommen sind, alle Gänge... ausgeschlachtet, aufgegeben.«
    »Was ist mit den beiden Stockwerken über uns?«
    »Nur leere

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