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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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war und nichts mehr aufnehmen konnte. Ich öffnete den Mund, als könnte ich die dunkle Energie dieses geisterhaften Geschreis durch ihn wieder ausstoßen.
    Während ich um Fassung kämpfte und die Augen zusammenkniff, um die Tür deutlicher sehen zu können, wurde mir klar, daß selbst eine Bande professioneller Safeknacker diese Barriere wohl kaum ohne Sprengstoff überwinden könnte.
    Um einfache Menschen einzusperren, war diese Tür grotesk übertrieben gesichert. Endlich bekam ich die furchterregende Wahrheit zu fassen.
    Sinn und Zweck dieser im Übermaß gepanzerten Tür war es, außer Menschen und atmosphärischem Druck noch etwas anderes zurückzuhalten. Etwas Größeres, Stärkeres, Gerisseneres als ein Virus. Irgendein verdammtes Ding, das nicht einmal meine bekannterweise lebhafte Phantasie sich ausdenken konnte.
    Ich schaltete die Taschenlampe aus, wandte mich von der Stahlkammertür ab und rief nach Bobby.
    Er war von dem Feuerwerk und der Schattenshow wie hypnotisiert, wurde vom Lärm des Windes und den Schreien geschüttelt und hörte mich nicht, obwohl er nur drei Meter von mir entfernt stand.
    »Bobby!« rief ich noch einmal.
    Als er den Kopf drehte, um zu mir zu sehen, frischte der Wind abrupt an Lautpegel wie auch an Stärke auf und fegte durch den Ovalen Raum, durchpeitschte unser Haar, zerrte an meiner Jacke und an Bobbys Hawaiihemd. Er war heiß und feucht und brachte den Geruch von Teerdämpfen und verrottender Vegetation mit.
    Ich konnte die Quelle des Windstoßes nicht bestimmen, denn die Kammer wies keinerlei Belüftungsschächte in den Wänden auf, nicht die geringste Unterbrechung in der nahtlosen, glasähnlichen Oberfläche, abgesehen vom Abschlußring des runden Eingangs. Falls der stählerne Korken, der dieses Loch verstopfte, tatsächlich nur ein Trugbild war, kamen diese Windstöße vielleicht durch den Tunnel, der den Ovalen Raum mit der Luftschleuse verband, und bliesen durch die nichtexistente Tür; aber der Wind brauste von allen Seiten heran und nicht nur aus einer Richtung.
    »Deine Lampe!« rief ich. »Schalt sie aus!«
    Bevor Bobby tun konnte, was ich verlangte, brachte der stinkende Wind eine weitere Erscheinung mit sich. Eine Gestalt kam geradewegs durch die gekrümmte Wand, als wären anderthalb Meter stahlverstärkten Betons nicht stofflicher als ein Dunstschleier.
    Bobby ließ die Taschenlampe fallen, ohne sie auszuschalten, und setzte die Schrotflinte an. Der gespenstische Besucher war verblüffend nah, keine sechs Meter von uns entfernt. Wegen der schwärmenden Lichter und Schatten, die ihm als sich ständig verändernde Tarnung dienten, konnte ich den Eindringling zuerst nicht deutlich sehen. Ich erhaschte nur flackernde Bruchstücke von ihm, und er sah einmal menschenähnlich aus, dann wieder eher wie eine Maschine und dann, so verrückt es sich auch anhören mag, genau wie eine plumpe Stoffpuppe.
    Bobby schoß die Flinte nicht ab, vielleicht glaubte er immer noch, nur eine Illusion zu sehen, entweder einen Geist oder eine Halluzination oder gar eine seltsame Mischung aus beidem. Ich vermute, daß ich mich verzweifelt an dieselbe Auffassung klammerte, denn ich wich nicht zurück, als die Gestalt sich uns schwankend näherte.
    Nachdem sie drei unsichere Schritte auf uns zugemacht hatte, konnte ich sie deutlich genug sehen, um sie als Mann in einem weißen, hermetischen Raumanzug aus Kunststoff zu erkennen. Wahrscheinlich handelte es sich bei diesem Kleidungsstück um eine modifizierte Version der üblichen Ausrüstung, wie sie die NASA für die Astronauten entwickelt hat; der Anzug sollte den Träger aber wohl nicht vor dem eisigen Vakuum des interplanetaren Raums schützen, sondern vor einer tödlichen Infektion in einer biologisch kontaminierten Umgebung.
    Der große Helm wies eine überdimensionierte Sichtscheibe auf, aber trotzdem konnte ich die Person dahinter nicht ausmachen, weil die Reflexe der wirbelnden Licht- und Schattenschau über das Plexiglas strömten. Über der Scheibe stand in schablonierter Schrift ein Name auf dem Helm: HODGSON.
    Vielleicht blendete ihn nur das Feuerwerk, wahrscheinlich hatte ihn aber das nackte Entsetzen blind gemacht, jedenfalls erweckte Hodgson nicht den Eindruck, als hätte er Bobby und mich gesehen. Er kam schreiend herein, und seine Stimme war die bei weitem lauteste von denen, die der üble Wind mit sich trug. Nachdem er ein paar Schritte von der Wand weggestolpert war, drehte er sich zu ihr um und hob beide Hände, wie um

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