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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eingedrungen war und Hodgson so schnell überwältigt hatte, daß er nicht weniger plötzlich gestorben war, als hätte man ihm mitten ins Herz geschossen. Und nun reagierten diese zuckenden Dinger auf den Lichtstrahl der Taschenlampe, indem sie gegen die innere Oberfläche der Plexiglasscheibe brandeten und vor obszöner Erregung durcheinanderwimmelten.
    Ich sprang auf, taumelte zurück und glaubte, Bewegungen in einigen der Löcher von Hodgsons beschädigtem Druckanzug zu sehen, als wollten die Dinger, die ihn getötet hatten, aus diesen Öffnungen schäumen.
    Auch Bobby zuckte zurück. Er gab zum Glück keinen Schuß aus der Flinte ab, wozu ihn der Schock und das Entsetzen leicht hätten treiben können. Aber er zog den Abzug nicht durch. Eine oder zwei Schrotladungen - oder zehn - hätten nicht einmal die Hälfte des höllischen Schwarms in Hodgsons Druckanzug ausgemerzt, jenen wahrscheinlich aber in einen noch rasenderen Mordrausch versetzt.
    Während ich davonlief, schaltete ich die Taschenlampen aus, denn das Feuerwerk in den Wänden gewann wieder an Geschwindigkeit und Stärke. Obwohl Bobby weiter vom Ausgang entfernt gewesen war als ich, erreichte er ihn vor mir.
    Die Stahlkammertür war so massiv wie jede verdammte andere Tresorraumtür auch.
    Was ich aus der Ferne gesehen hatte, bestätigte sich aus der Nähe: Es gab weder ein Rad noch einen anderen Mechanismus, mit dem man die Verriegelung hätte öffnen können.

14
    Weiter in der Mitte des Raums, etwa zwölf Meter von der Tür entfernt, lag Hodgsons Druckanzug noch so da, wie wir ihn zurückgelassen hatten. Da er nicht wie ein geplatzter Ballon in sich selbst zusammengeschnurrt war, ging ich davon aus, daß er noch von der alptraumhaften Kolonie und den verbliebenen Resten Hodgsons gefüllt war, an denen diese wimmelnden Geschöpfe sich gütlich taten.
    Bobby schlug mit dem Lauf der Schrotflinte gegen die Tür.
    Der Ton war so echt wie Stahl, der auf Stahl trifft.
    »Ein Trugbild?« sagte ich und gab ihm damit seine unzulängliche Erklärung zurück, während ich die eine Taschenlampe unter meinen Gürtel schob und die andere in eine Jackentasche steckte.
    »Das ist alles Schwindel.«
    Als Antwort schlug ich mit der Hand gegen die Tür.
    »Alles Schwindel«, sagte er noch einmal. »Sieh mal auf deine Uhr.«
    Ich interessierte mich weniger für die Uhrzeit als dafür, ob irgend etwas aus Hodgsons Druckanzug gekrochen kam.
    Schaudernd merkte ich, daß ich mir mit den Händen über die Jackenärmel fuhr, über den Nacken und übers Gesicht, um kriechende Viecher loszuwerden, die gar nicht vorhanden waren.
    Getrieben von einer lebhaften Erinnerung an die sich windende Horde in dem Helm, hakte ich die Finger in die Nut am Türrahmen und zog. Ich ächzte, fluchte und zerrte dann noch stärker, als könnte es mir tatsächlich gelingen, ein paar Tonnen Stahl zu bewegen, indem ich den Energievorrat anzapfte, den ich mit einem Frühstück aus Kuchen und Kakao angelegt hatte.
    »Sieh auf deine Uhr«, sagte Bobby wieder.
    Er hatte den Ärmel seines Baumwollpullovers hochgeschoben, um selbst eine Uhr freizulegen. Das überraschte mich. Er hatte noch nie zuvor eine getragen, und jetzt hatte er auf einmal eine, die genau wie meine aussah.
    Als ich auf die digitale Leuchtanzeige auf dem übergroßen Zifferblatt meiner Armbanduhr schaute, sah ich: 16:08.
    Die richtige Zeit mußte natürlich etwa vier Uhr morgens lauten.
    »Meine auch«, sagte er und zeigte mir, daß unsere Uhren übereinstimmten.
    »Beide gehen falsch?«
    »Nein. Genauso spät ist es. Hier. Jetzt. An diesem Ort.«
    »Verhext.«
    »Salem pur.«
    Dann bemerkte ich das Datum in dem getrennten Fenster unter der digitalen Zeitanzeige. Wir hatten den 12. April.
    Meine Uhr behauptete, es sei Mon Feb 19. Bobbys Uhr zeigte dasselbe an.
    Ich überlegte, welches Jahr die Uhr wohl enthüllen würde, wäre das Datumsfenster nur um vier Ziffern größer gewesen.
    Irgendwas in der Vergangenheit. Ein denkwürdiger katastrophaler Nachmittag für die hochrangigen Wissenschaftler des Mystery-Train-Teams, ein Nachmittag, an dem die Kacke dampfte.
    Die Geschwindigkeit und die Helligkeit der sich drehenden und explodierenden und fließenden Lichter in den Wänden nahm langsam, aber merklich ab.
    Ich schaute zu dem Bioschutzanzug hinüber, der genauso wenig Schutz gegen feindselige Organismen geboten hatte wie ein flacher Herrenhut und ein Feigenblatt, und sah, daß das, was auch immer sich darin befand, sich bewegte, rastlos

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