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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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einen Angriff durch etwas abzuwehren, das ich nicht sehen konnte. Er zuckte, als wäre er von mehreren großkalibrigen Kugeln getroffen worden.
    Obwohl ich keine Schüsse gehört hatte, mußte ich mich unwillkürlich ducken.
    Hodgson stürzte zu Boden und landete auf dem Rücken.
    Er wurde vom Sauerstoffbehälter und dem aktentaschengroßen Wiederaufbereitungssystem, die auf seinem Rücken befestigt waren, in einer seltsamen Position halb zwischen Liegen und Sitzen gehalten. Die Arme hingen schlaff an ihm herab.
    Ich mußte ihn nicht erst untersuchen, um zu wissen, daß er tot war. Ich hatte zwar keine Ahnung, was ihn getötet haben könnte, aber meine Neugier war nicht so groß, daß ich den Versuch gewagt hätte, es herauszufinden.
    Aber wenn er bereits ein Geist gewesen war - wie konnte er dann noch einmal sterben?
    Es gibt Fragen, die man lieber unbeantwortet läßt. Neugier ist einer der Motoren des menschlichen Fortschritts, aber kein besonders wertvoller Überlebensmechanismus, wenn sie einen dazu bewegt, einmal nachzusehen, wie es hinter den Zähnen eines Löwen aussieht.
    Ich bückte mich, hob Bobbys Taschenlampe auf und schaltete sie aus.
    Ein augenblickliches Nachlassen der Schärfe des Windes schien die Theorie zu bestätigen, daß die minimale Energiezufuhr der Strahlen aus unseren Lampen diese gesamte bizarre Aktivität ausgelöst hatte.
    Der Gestank dampfenden Teers und verfaulender Vegetation wurde ebenfalls schwächer.
    Ich erhob mich wieder und sah zur Tür. Sie war noch da.
    Groß und glänzend. Nur allzu real.
    Ich wollte unbedingt hier raus, ging aber nicht zum Eingang. Ich hatte Angst, die Tür wäre tatsächlich da, wenn ich sie erreichte, woraufhin sich der bisherige Wachtraum dann in einen Wachalptraum verwandeln würde. Die pyrotechnischen Effekte auf der Oberfläche setzten sich unvermindert fort. Als wir zuvor die Taschenlampen ausgeschaltet hatten, hatte dieses außergewöhnliche Spektakel sich auch noch eine kurze Weile selbst aufrechterhalten, diesmal würde es wahrscheinlich nur etwas länger andauern.
    Ich betrachtete voller Argwohn die Wände, den Boden und die Decke. Ich rechnete irgendwie damit, daß sich eine weitere Gestalt in dem hellen, sich unaufhörlich verändernden Zyklorama bildete, etwas Bedrohlicheres als der Mann in dem Bioschutzanzug.
    Bobby näherte sich Hodgson. Offensichtlich beeinträchtigte die verwirrende Wirkung der Lightshow seinen Gleichgewichtssinn nicht so stark wie den meinen.
    »Paß auf, Bruder«, sagte ich.
    »Immer cool.«
    »Tu.s nicht.«
    Er hatte eine Schrotflinte. Er glaubte wohl, daß sie irgendeinen Schutz darstellte.
    Ich hingegen war der Auffassung, daß die Waffe möglicherweise genauso gefährlich wie die Taschenlampen war. Eine Bleikugel, die nicht ihr Ziel erreichte, könnte wahrscheinlich mit tödlicher Geschwindigkeit zwischen Decke, Boden und Wand hin und her prallen. Und jedesmal, wenn das Stück Blei auftraf, könnte die kinetische Energie des Aufpralls von dem glasähnlichen Material absorbiert werden und damit weitere unheimliche Phänomene erzeugen.
    Der Wind schwächte sich zu einer Brise ab.
    Noch immer funkelten und loderten Jahrmärkte und Katastrophen in allen gekrümmten Oberflächen der Kammer, Riesenräder aus rotierenden blauen Lichtern und orangerote Entladungen, die an Vulkanausbrüche erinnerten.
    Die Tür des Gewölbes kam mir entmutigend massiv vor. Kein Geist hatte jemals so echt ausgesehen wie die Leiche in dem Raumanzug. Weder Jacob Marley, der vor dem Geizkragen Scrooge mit den Ketten rasselte, noch der Geist des zukünftigen Weihnachtsfests, weder das Gespenst von Canterville noch Hamlets Papa, und ganz bestimmt nicht Casper.
    Überrascht stellte ich fest, daß mein Gleichgewichtssinn wiederhergestellt war. Vielleicht war die kurze Störung gar keine Reaktion auf die sich drehenden Lichter und Schatten gewesen, sondern lediglich ein weiterer Übergangseffekt, ähnlich dem Druckanstieg, der zuvor unsere Stimmen gedämpft und uns das Atmen erschwert hatte.
    Die heiße Brise - und mit ihr der Gestank - verschwand.
    Die Luft war wieder kühl und still. Auch das Geräusch des Windes ließ allmählich nach.
    Als nächstes würde sich der Mann in dem Raumanzug vielleicht in eine Spirale aus eisigem Dunst auflösen, die dann emporstieg und sich auflöste wie ein Gespenst, das in die Geisterwelt zurückkehrte, in die es gehörte. Bitte schnell. Bevor wir es uns näher ansehen mußten. Bitte.
    Überzeugt davon, Bobby doch

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