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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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Gläser Gin zu viel gewesen.
    Die Tür seines Büros öffnete sich und Madame Hazard betrat den Raum. Im Gegensatz zu ihm wirkte sie ausgeruht. Sie trug ein dunkelrotes Ensemble, das ihr feuerrotes Haar noch flammender erscheinen ließ.
    »Guten Morgen, Magnus, bist du gut nach Hause gekommen?«
    Grape verschluckte sich beinahe an seinem Keks. Die Witwe duzte ihn?
    »Ja, in der Tat«, gab er unbeholfen zurück.
    Ohne Aufforderung nahm sich Madame Hazard einen Stuhl und setzte sich. »Ich hoffe, du hast unseren Termin nicht vergessen. Wir wollten über die Sache gestern sprechen.«
    Grape kannte seine Sekretärin mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie spätestens jetzt die Ohren spitzte. Betont gelangweilt schlug sie eine Seite ihres Schreibblockes um und zückte den Bleistift.
    »Sie können gehen. Sollte etwas zu protokollieren sein, werde ich Sie rufen«, sagte Grape schnell, um etwaigen weiteren Anspielungen Madame Hazards zuvorzukommen.
    Die Sekretärin knickste und verließ das Büro.
    Amüsiert zog Madame Hazard eine Augenbraue nach oben. »Sieht ganz so aus, als hätten wir deine verklemmte Schreibkraft schockiert.«
    Grape tupfte sich den Schweiß von der Stirn. »Was kann ich für Sie tun?«
    Madame Hazard schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Mein Lieber, gestern hast du dich so ins Zeug gelegt und gesagt, nach dieser Sache könnten wir uns nicht mehr förmlich begegnen. Und nun verleugnest du deine eigene Aussage? Du bist mir vielleicht ein Gentleman.«
    Sie sagt es zynisch, ging es Grape durch den Kopf.
    Bei Gott, was habe ich dieser Frau getan? Habe ich laut ausgesprochen, was ich über sie denke. Dass ich sie für ein vulgäres Weibsbild halte, das nur in besseren Kreisen verkehrt, weil es Geld hat?
    »Ich verstehe nicht«, sagte Grape laut.
    »Seltsam, allzu betrunken schienst du mir nicht gewesen zu sein. Hier, sieh.«
    Sie griff in ihre Handtasche und hielt ihm etwas entgegen. Es war eine Daguerreotypie, auf Karton gezogen. Grape starrte eine geschlagene Minute auf das Bild. Dann kniff er die Augen zu, öffnete sie wieder in der Hoffnung, dass alles nur ein Trug war.
    »Was sagst du dazu?«, fragte Madame Hazard kalt.
    »Ich … Es tut mir leid. Ich kann mich nicht erinnern. Das wollte ich nicht.«
    Madame Hazard seufzte. »Gestern warst du nicht so kleinlaut.«
    Sein Blick wanderte erneut zu der Daguerreotypie. Darauf war er nackt zu sehen, wie er es Madame Hazard von hinten besorgte. Was dem Ganzen die Krone aufsetzte war, dass ihre Hände gefesselt waren und sie mit schmerzverzerrtem Gesicht direkt in die Kamera blickte. Und seiner Miene nach zu urteilen, genoss er es offensichtlich, ihr weh zu tun.
    Grape schluckte, weil er sich im Geiste ausmalte, welche unangenehmen Folgen eine Veröffentlichung des Bildes haben würde.
    »Wie wäre es, wenn wir die Aufnahme als Basis für ein kleines Geschäft nutzen?«
    Grape nickte eifrig. »Kannst du mir dann verzeihen?«
    »Wenn die Bedingungen stimmen, kann ich dir möglicherweise vergeben.«
    Er wollte nach dem Bild greifen, doch sie war schneller. Mit einem Klicken schloss sich der Riegel ihrer Handtasche.
    »Ich werde es selbstverständlich vernichten, sobald wir einen Vertrag aufgesetzt haben.«
    »Natürlich.«
    Grape ahnte, dass dieser Tag noch sehr lang werden würde.

    Elena erfuhr von Wesley, dass der Boss heute nicht in die Fabrik kommen würde. Also beschloss sie, den Tag zu nutzen und suchte das Archiv auf. Sie benötigte unbedingt mehr Informationen über die Versuchsobjekte, wollte diese miteinander vergleichen und den roten Faden finden. Mit den Phonokopien, die sämtlichen Akten beigefügt waren, steuerte sie den Raum der Clearer an. Sie hatte Glück, es gab einen freien Arbeitsplatz. Kaum hatte sie die erste Scheibe in den Greifarm eingelegt, erschien Wesley.
    »Miss Winterstone, ich muss Ihnen noch einige Dinge erläutern.«
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich bin beschäftigt.« Elena sträubte sich gegen Wesleys langatmige Ausführungen. Der Ausflug in die Tiefen der Verliese war aufregend gewesen, gewiss, aber Wesley neigte zu nicht enden wollenden Vorträgen, in denen er seine Gesprächspartner verbal stets herabsetzte. Er blieb neben ihr stehen.
    »Gibt es noch etwas?«
    »Mich würde interessieren, was Sie bei den Clearern zu tun haben.«
    Elena schwieg.
    »Gestern Nacht hat sich jemand unbefugten Zutritt in diesen Raum verschafft. Dieser Jemand muss an demselben Gerät gearbeitet haben wie Sie nun.«
    »Was wollen Sie

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