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Im Bann der Engel

Im Bann der Engel

Titel: Im Bann der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Gref
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Nicht der leiseste Atem streifte sie.
    »Dann prüfen Sie doch einmal seinen Puls«, verlangte Elena.
    Wesley seufzte. »Ich muss Ihnen etwas erklären.« Er zog Elena aus der Zelle. »Der Mann befindet sich in der so genannten Vorbereitung.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Wesley runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. »Wenn die Häftlinge in Engel transformiert werden, was fällt Ihnen dann auf?«
    »Sie haben eine ungesunde gelbe Hautfärbung, wirken ausgezehrt und sind geistig entrückt, was ich persönlich auf die Gabe von Ambrosia zurückgeführt habe. Bestätigt dadurch, dass bei allen die Pupillengröße verändert war.«
    »Sie sind gelb, weil sie tot waren, vergiftet, um genau zu sein. Wenn Sie mit Ihren Mystikern, liebe Miss Winterstone, den Ritus zelebrieren, dann ist das erst der Schlusston eines sehr langen Liedes.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Das soll Ihnen der Boss selbst erzählen.«
    »Mein Gott, wie lange sind sie tot, ehe sie in die Transformation gehen?«
    »Höchstens einen Tag. Und wo Sie gerade Gott erwähnen, der hat damit nichts zu tun. Das, was die Objekte erleben, kommt eher einem Besuch in der Hölle gleich.«
    »Das ist mir völlig neu. Gibt es darüber Aufzeichnungen?«
    »Folgen Sie mir«, sagte Wesley.
    Sie kehrten in den Labortrakt zurück. Wesley steuerte die dicke Tür mit dem Metallrad in der Mitte an. Elena hatte sich schon oft gefragt, was wohl dahinter liegen mochte. Wesley kurbelte mehrmals unter großer Anstrengung an dem Rad, schließlich öffnete sich die Tür. Sie quietschte erbärmlich. Kaum überschritten Elena und Wesley die Schwelle, flammten an der Decke fahle Lichter auf. Das Stampfen der Maschinen über ihren Köpfen erklang in diesem Raum viel lauter und unheimlicher. Der Raum selbst maß etwa zehn Yards in der Länge und vier in der Breite und war mit schlichten Metallregalen eingerichtet, die sich über die gesamte Länge erstreckten. Aktenstapel lagen auf den Ablagebrettern. Schilder waren darunter befestigt.
    »Hier ist vermerkt, um wessen Akte es sich handelt«, erläuterte Wesley und tippte auf eines der Schilder.
    »Es sind Nummern«, entfuhr es Elena.
    »Natürlich. Sie selbst arbeiten doch auch nicht mit den Taufnamen der Objekte. Dieses Buch beinhaltet eine genaue Auflistung der Nummern und der dazugehörigen Taufnamen.« Er deutete auf einen ledernen Folianten, der auf einem Pult lag.
    Elena ging auf das dicke Buch zu und legte ihre Hand auf den Deckel, als könne sie damit den Hass all derer besänftigen, die unter ihren Händen gestorben oder bereits tot zu ihr gebracht worden waren. Als sie sah, dass Wesley sie beobachtete, zog sie rasch ihre Hand fort. Er drehte sich um und schritt am Regal entlang.
    »Der hier, der war interessant.«
    Er reichte Elena ein Aktenbündel. Auf der Oberseite stand in roter Tinte eine Nummer und der Vermerk »geheim« geschrieben.
    »Ich warne Sie, es ist grausam, was Sie lesen werden. Als Gute-Nacht-Lektüre empfehle ich Ihnen dies jedenfalls nicht.«
    Elena presste die Mappe an ihre Brust und strebte dem Ausgang entgegen.
    »Danke für die Warnung, Wesley, ich werde es trotzdem heute Abend lesen.«

    Aufgeregt zupfte Sophia an der Zierkordel, die den Kragen ihres geborgten Kleides säumte. Alles war vorbereitet. Der Wein war temperiert, das Besteck und die Gläser auf Hochglanz poliert, die Blumen verströmten süßen Geruch. An der Seite von Madame Hazard durchschritt sie die Räume, um alles einer letzten Inspektion zu unterziehen.
    »Es wäre aber nicht deine Aufgabe gewesen, Hand an die niederen Arbeiten zu legen.«
    »Das macht mir nichts aus«, sagte Sophia und lächelte versonnen.
    »Gut, ich sehe, hier ist nichts mehr zu tun. Mit Albert habe ich ebenfalls gesprochen. Du kannst mir nun beim Ankleiden behilflich sein.«
    Sophia war erleichtert, dass ihr peinliches Hereinplatzen in Alberts Schreibstube mit keiner Silbe erwähnt wurde.
    Eine Stunde später sah Madame Hazard besser aus als je zuvor. Es hatte Sophia einige Mühe gekostet, die rostroten Schmutzreste unter Madame Hazards Fingernägeln zu entfernen. Lehm war es nicht, soviel stand fest. Aber wie immer stellte Sophia keine Fragen.
    Es klopfte an der Tür zum Ankleidezimmer. Sophia ging nachsehen. Marcellus zwängte sich, ohne sie eines Blickes zu würdigen, an ihr vorbei und verneigte sich vor Madame Hazard.
    »Es ist getan«, sagte er. Marcellus klang erschöpft. Sophia starrte ihn an, doch alles, was sie zu sehen bekam, waren seine

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