Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
natürlichste Sache der Welt. »Ich wollte Ihnen eine Frage stellen. Nun, eigentlich mehrere.«
    Seine dunklen Augen waren alles andere als freundlich, als er fragte: » Und was kann die Ehrenwerte Miss Duncan in diesen Teil Londons geführt haben?«
    »Ich besuchte eine alte Hausangestellte zum Tee«, schwindelte sie schlagfertig. »Sie wohnt in der Kensington High Street, über einem Laden ... über einem Bäckerladen. Wir - meine Schwestern und ich - besuchen sie abwechselnd einmal im Monat. Die arme alte Frau ist sehr einsam. Ich wollte eben gehen, als ich Sie um die Ecke biegen sah, und da dachte ich, es wäre eine günstige Gelegenheit, Ihnen meine Fragen zu stellen.«
    Douglas blinzelte sie ungläubig an. »Sie folgten mir sechs relativ anständige Straßen entlang in die Abgründe dieses Viertels, nur um mich etwas zu fragen?«
    »Warum ist das so merkwürdig?«, schoss Chastity mit einem Anflug von Hochmut zurück, von dem sie hoffte, er würde ihrer Geschichte mehr Wahrscheinlichkeit verleihen. »Wenn ich jemanden auf der Straße sehe, mit dem ich sprechen möchte, ist es doch nicht merkwürdig, wenn ich ihm folge und seine-Aufmerksamkeit zu wecken versuche?«
    Douglas schüttelte ungeduldig den Kopf. »Warum haben Sie nicht gerufen, als Sie mich sahen?«
    Gute Frage, dachte Chastity, doch spürte sie, dass eine ehrliche Antwort ihr an diesem Punkt nicht helfen würde. Douglas wirkte nicht so, als hätte er viel Verständnis für schlichte Neugierde. »Ich tat es«, log sie. »Aber Sie hörten mich nicht. Und Sie gingen sehr schnell. Ehe ich wusste, wie mir geschah, hatte ich mich verirrt, so dass mir nichts übrig blieb, als Ihnen zu folgen. Wo sind wir eigentlich?«, setzte sie hinzu.
    Sein Mund verkniff sich. Er konnte den Abscheu in ihren braunen Augen sehen, hörte ihn aus ihrer Frage heraus. Fast glaubte er Marianne zu hören, die ihm dieselbe Frage im selben Ton stellte. »Leider befinden Sie sich hier nicht auf gewohntem Terrain«, sagte er mit unüberhörbarer Verachtung.
    Chastity errötete leicht. »Ich hätte nicht gedacht, dass es Ihres ist«, sagte sie. »Das ist wohl kaum die Harley Street.«
    Er musterte sie schweigend, und sie kam sich wie ein Insekt unter dem Mikroskop vor, bis er trocken sagte: »Nein, das ist es nicht. Aber wenn Sie für' sich bleiben, nichts oder niemanden anfassen und nicht zu tief atmen, bleibt zu hoffen, dass Sie sich nichts Unappetitliches holen.«
    Ihre Röte wurde tiefer. Gewiss, sie war hier ein ungebetener Eindringling, doch hatte sie nichts getan, um seine Verachtung zu verdienen. »Ich gehe jetzt und suche eine Droschke«, sagte sie mit so viel Würde, wie ihr zu Gebote stand.
    »Eine absurde Idee«, fuhr er sie an. »Sie glauben doch wohl nicht, dass Droschken in diesen Straßen ihrem Gewerbe nachgehen.«
    Chastity tat einen tiefen, beruhigenden Atemzug. »Wenn Sie mir sagen würden, wie ich aus diesem Straßenlabyrinth herausfinde und einen Punkt erreiche, der mir einigermaßen bekannt ist, überlasse ich Sie Ihrer Arbeit. Auf Sie warten viele Patienten.«
    Er antwortete nicht sofort, doch die Zornesfalten auf seiner Stirn über den dichten Brauen wurden tiefer. Dass diese feine Dame ihre Nase in seine diffizilen Angelegenheiten steckte, war das Allerletzte, was er brauchte. Wenn sie nämlich nicht den Mund halten konnte, würde es in kürzester Zeit die ganze Stadt erfahren. Und wie viele reiche Patienten würden gewillt sein, einen Arzt zu konsultieren, der gleichzeitig eine Praxis in den Slums hatte? Sie würden ihn tunlichst meiden. Doch nun war der Schaden schon geschehen, und er konnte sie nicht guten Gewissens unbegleitet ziehen lassen.
    »Ich bezweifle sehr, ob Sie in dem Straßenlabyrinth, wie Sie es nennen, selbst auf sich achten können«, sagte er schließlich. »Sie können sicher sein, unwillkommene Aufmerksamkeit zu erregen. Auch wenn diese Umgebung Sie anwidert, müssen Sie warten, bis ich Zeit habe, Sie nach Hause zu bringen. Setzen Sie sich dorthin.« Er deutete auf einen Stuhl neben dem Fenster.
    Sie wollte ihm sagen, dass anwidern nicht das richtige Wort war. Sie fand die Umgebung armselig, ja verzweifelt; sie erfüllte sie mit Entsetzen und Mitgefühl, doch angesichts seines ironischen Tones wollte sie verdammt sein, wenn sie ihm das sagte. »Ich setze mich ins Wartezimmer«, erklärte sie und wandte sich zum Gehen.
    »Das halte ich nicht für empfehlenswert«, warnte Douglas. »Dort lauern jede Menge ansteckender Krankheiten auf eine

Weitere Kostenlose Bücher