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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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vertrautes Terrain durch das gewundene Straßengewirr gefunden hätte. Sie musste sich ihm zu erkennen geben, obwohl er vermutlich unwirsch reagieren würde, wenn er merkte, dass sie ihm in diese Gegend gefolgt war. Sie warf die Münzen weit weg hinter sich auf die Straße, drehte sich um und nahm die Verfolgung ihrer Beute wieder auf, während die Jungen sich als raffendes, balgendes Rudel auf das Geld stürzten.
    Douglas, der sie nach wie vor nicht bemerkt hatte, bog in eine enge Gasse hinter einer Kirche ein und blieb vor einer Tür in der Mitte der Häuserreihe stehen. Instinktiv wurde Chastity langsamer und hielt den Atem an. Er öffnete die Tür und verschwand im Inneren. Ein eisiger Windstoß pfiff durch die enge Straße und erfasste Unrat vom Pflaster - mit Schmutz durchsetztes Stroh, dreckige Papierfetzen, Kartoffelschalen und anderen, nicht identifizierbaren Abfall. Chastity schauderte, als die Kälte durch ihren dicken Mantel drang. Sie konnte hier nicht ewig stehen bleiben. Die Schultern straffend ging sie zur Tür und stieß sie auf. Sie trat direkt in einen kleinen, trostlosen Vorraum voller Menschen - in der Mehrzahl Frauen und Kinder.
    Verwirrt schaute sie um sich. Das Elend, das sie umgab, war überwältigend und verströmte einen unverkennbaren Geruch, der ihr den Atem raubte. Der Raum war sowohl kalt als auch stickig, das Kohlenfeuer verbreitete stinkenden Qualm, der sich mit dem Geruch des Öls in den Lampen mischte.
    Douglas, der mit dem Rücken zu ihr gebeugt dastand, sprach mit einer auf einem wackligen Schemel sitzenden Frau mit einem Baby in den Armen. Er griff nach dem Kind, das er ganz selbstverständlich an seine Schulter drückte. »Schließen Sie die Tür«, sagte er, ohne sich umzuwenden. Nun erst merkte Chastity, dass sie noch immer im offenen Eingang stand und kalte Luft hereinströmte. Sie hatte hier nichts zu suchen. Schon im Begriff zurück auf die Straße zu treten und die Tür hinter sich zu schließen, sah sie, dass er einen Blick über seine Schulter warf.
    Ungläubig starrte er sie an, während seine große Hand das Köpfchen des Kindes an seine Schulter drückte. »Chastity? Was zum Teufel...«
    »Ich sah Sie draußen und folgte Ihnen«, unterbrach sie ihn hastig. »Und dann forderten plötzlich ein paar Jungen Geld von mir, und ich bekam es mit der Angst zu tun. Albern, ich weiß.« Sie sah ihn hilflos an, wohl wissend, dass es eine erbärmliche Erklärung für etwas war, das unleugbar eine eklatante Übertretung darstellte.
    Das Baby fing plötzlich zu greinen an, und als Douglas sofort seine Aufmerksamkeit dem Kind zuwandte, war es, als hätte er damit seine unwillkommene Besucherin fortgeschickt. Er berührte das winzige Ohr, und das Kind schrie auf. »Schon gut«, sagte er leise und wiegte das Kleine, während die Mutter mit einer Mischung aus Hoffnung und Hilflosigkeit in den müden Augen zu ihm aufblickte. »Es sieht nach einer Infektion im Ohr aus. Ich denke, wir können etwas für ihn tun«, sagte er mit einem beruhigenden Lächeln. »Kommen Sie ins Sprechzimmer, Mrs. Croaker.« Mit dem weinenden Kind in den Armen trat er durch eine Tür am anderen Ende, und die Frau folgte ihm.
    Chastity blieb an der Eingangstür stehen und überlegte, ob sie einfach verschwinden und so tun sollte, als wäre sie nie hier gewesen. Aber irgendwie schien ihr das keine gute Lösung. Da spürte sie, dass etwas an ihrem Rock zupfte und blickte hinunter, in die hohlen Augen eines blassen Mädchens von etwa vier Jahren mit verschorfter und rinnender Nase. Chastity suchte in ihrer Handtasche nach der
    Packung Pfefferminzplätzchen, die sie immer bei sich hatte. Sie hielt eines dem Mädchen hin, das sie erst argwöhnisch beäugte, ehe es rasch danach griff und in den Mund stopfte, als müsse es befürchten, jemand würde es ihr wegnehmen.
    Die Tür zum inneren Raum öffnete sich, und Mrs. Croaker trat heraus, in den Armen das Kind, das sich beruhigt hatte. Douglas, der hinter ihr auftauchte, winkte Chastity mit finsterer Miene zu sich . Sie spürte, wie stumpfe Blicke aus schmalen Gesichtern sie teilnahmslos musterten, als sie zwischen den Menschen hindurchging und ihm in einen kleinen Raum folgte, dessen karge Einrichtung aus einem Tisch, zwei Stühlen, einem Bücherregal und einem Paravent in der Ecke bestand.
    »Was zum Teufel treiben Sie hier?«, beendete Douglas damit seinen Satz von vorhin.
    »Das erzählte ich schon. Ich sah Sie und wollte Sie einholen«, sagte sie, als sei es die

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