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Im Bann der Leidenschaft

Im Bann der Leidenschaft

Titel: Im Bann der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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widerwärtigen General gerettet worden war?
    Die restliche Reise verlief in tiefem Schweigen. Meistens döste der Prinz, und Bobby schlief friedlich in Zenas Armen. Doch sie war viel zu glücklich und aufgeregt, um sich auszuruhen.
    Nach zweistündiger Fahrt zügelte Ivan die Pferde am Grat einer Anhöhe, die einen Ausblick auf ein großes Tal mit einem gewundenen Fluß bot. Langsam öffnete Alex die Augen. »Ah, wir sind endlich da. Welch ein wunderbares Gefühl, nicht wahr, Ivan?« Der Fahrer pflegte zu behaupten, in der Stadt würde man nur seine Zeit verschwenden. Für das Gesellschaftsleben interessierte er sich nicht.
    Wochenlang hatte er geduldig auf die Reise nach Süden gewartet. »Das ist der schönste Ort auf der Welt, Sasha«, erwiderte er in vertraulichem Ton, denn er war nicht nur ein Diener, sondern auch ein treuer Freund seit Alexanders Kindheit und der Gutsverwalter von Podolsk. In dieser ländlichen Gegend genauso heimisch, hielt er vor jeder Ankunft auf dem Hügel an, und sie wechselten stets dieselben Worte.
    Wann immer Alex seinen beschaulichen, von Wäldern umgebenen Landsitz wiedersah, fragte er sich, warum er so dumm gewesen war, ihn jemals zu verlassen. Nirgendwo anders fand er seinen inneren Frieden.
    Zena blickte fasziniert ins Tal hinab. Auf einer schneebedeckten Wiese erhob sich ein imposanter Palast im neo-barocken Stil. Aus der Ferne betrachtet, glich sein komplizierter Irrgarten voll immergrüner Pflanzen einem Spielzeug. Etwas abseits umstanden mehrere Hütten eine Holzkirche.
    »Wie schön!« seufzte sie. »Jetzt verstehe ich, warum du dich hier so wohl fühlst. Was für kolossale Proportionen!«
    »Mein Urgroßvater hielt nichts von intimer Gemütlichkeit«, erwiderte Alex. »Nach seiner Ansicht mußte die Erholung auf dem Land in einem majestätischen Rahmen stattfinden, unter der Obhut eines zweihundertköpfigen Personals. Gelegentlich wurde die Monotonie von einer Wolfs-oder Hirschjagd unterbrochen. Wenn sich nicht die ganze Familie hier aufhält, ziehe ich’s vor, in der kleinen Datscha ein paar Meilen weiter unten am Fluß zu wohnen. Aber falls dir ein pompösere Atmosphäre besser gefällt …«, fügte er hinzu und zeigte auf den Palast.
    »O nein – nein, wie könnte ich deiner Entscheidung widersprechen?«
    »Also, dann fahren wir weiter, Ivan.«
    Bald erreichten sie ein großes, mit barocken Schnitzereien geschmücktes Holzhaus, das am Ende einer langen Kiefernallee emporragte. Hinter den Fenstern brannte Licht. Die Tür flog auf, und mehrere Diener eilten heraus. Verwirrt beobachtete Zena, wie Alex vom Schlitten sprang und die lachenden, schwatzenden Leute umarmte und küßte. Dann nahm er Bobby, der inzwischen erwacht war, aus ihren Armen, half ihr aus der Troika und machte sie mit seinem Personal bekannt. »Das ist Bobby«, erklärte er. »Letzte Nacht war er sehr krank. Deshalb braucht er viel Ruhe und Fürsorge.«
    Mitfühlend musterten die Diener den kleinen Jungen und nickten.
    Ein hochgewachsener, würdevoller Butler trat vor. »Darf ich versichern, wie sehr wir uns alle über Ihre Ankunft freuen, mein Herr?«
    »Ja, Trevor, es tut gut, endlich zurückzukommen.« Der heimgekehrte Sohn, dachte Zena und fühlte sich einsam inmitten der allgemeinen Wiedersehensfreude. Aber da wandte sich Alex zu ihr, und sein Lächeln verscheuchte ihren Kummer. »Komm, ich zeige dir das Haus.«
    Voller Stolz führte er sie durch zwanzig Räume mit glänzend polierter Holztäfelung, reichgeschnitzten Möbeln und bestickten Vorhängen. Frische Blumen aus dem Treibhaus des Landguts verbreiteten süße Düfte. In sämtlichen Zimmern brannte ein Kaminfeuer und sorgte für angenehme Wärme. Mehrere Pelze lagen auf kostbaren Orientteppichen, im gedämpften Flammenschein schimmerten emaillierte Ikonen. Um den phänomenalen Luxus noch zu betonen, standen überall Dienstboten bereit, die beflissen die Türen öffneten und schlossen.
    Zena und Bobby wurden in zwei aneinandergrenzenden Räumen im Oberstock einquartiert. Neben Zenas Zimmer, hinter einer Verbindungstür, lag das Gemach des Prinzen. Für dieses Arrangement gab er keine Erklärung ab, und sie verzichtete auf einen Kommentar, weil sie nicht schwierig oder undankbar erscheinen wollte. Wenn sie befürchten mußte, er würde sein Wort brechen und ihr zu nahe treten, konnte sie die ominöse Tür versperren.
    »Jetzt essen wir«, entschied er, »und danach wird der Arzt eintreffen. Vor unserer Abreise aus Moskau habe ich Dr. Anechev

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