Im Bann der Leidenschaft
mich, daß Bobby das Spielzeug meiner kleinen Schwester zu würdigen weiß.« Alex kniete neben dem Jungen nieder und begann, ein Miniatur-Riesenrad zusammenzusetzen.
Sofort besserte sich Zenas Stimmung. »Oh, du hast eine kleine Schwester?«
»Ja, außerdem noch eine ältere und zwei Brüder«, antwortete er, ohne aufzublicken, und zeigte Bobby, wie man eine Schraube in eine hölzerne Strebe drehte. »So ist’s richtig. Sehr gut.«
»Darf ich noch was machen, Papa?«
Das Blut stieg in Zenas Wangen. »Bitte, verzeih ihm, Alex. Seit dem Tod unseres Vaters nennt er alle Leute, die Hosen tragen, Papa.«
»Oh, das stört mich nicht«, erwiderte Alex besänftigend. Wann hatte er zum erstenmal eine Frau erröten sehen? Und wie hübsch ihr rosiges Gesicht aussah … Die Damen seines Bekanntenkreises waren viel zu weltgewandt und abgestumpft, um in Verlegenheit zu geraten. »Sicher vermißt Bobby seinen Vater«, meinte er und erkannte wieder einmal, wie dankbar er für seine große, liebevolle Familie sein mußte.
Voller Wehmut dachte Zena an ihre verstorbenen Eltern. So viel Bobby ihr auch bedeutete – er konnte die Lücke nicht schließen, die sie hinterlassen hatten.
Als Alex den Kopf hob, sah er ihre traurige Miene. »Hilf uns doch!« schlug er aufmunternd vor. »Um diesen komplizierten Apparat zusammenzusetzen, brauchen wir noch zwei geschickte Hände. Bobby, mach deiner Schwester Platz.«
Gehorsam rückte der Junge beiseite und klopfte auf den Teppich. »Komm her, Zena, wir bauen ein riesiges Rad!« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, beschrieb er mit beiden Armen einen großen Kreis.
Lächelnd verdrängte Zena ihre Melancholie und kauerte sich auf den Boden. Zehn Minuten später war das Rad fertig, Bobby drehte es begeistert herum, und die winzigen hölzernen Fahrgäste in den Waggons genossen eine atemberaubende Fahrt. Mariana unterbrach die gemütliche Szene en familie, indem sie das Tablett mit dem Abendessen für Bobby auf ein Tischchen stellte. »Setz dich hierher«, bat sie. Nur widerstrebend kletterte er auf einen Stuhl, und sie versuchte ihn zu füttern.
»Nein, nicht du – Papa!« rief er und preßte die Lippen zusammen, als sie ihm einen gefüllten Löffel hinhielt. Wieder einmal färbten sich Zenas Wangen dunkelrot. Zögernd wandte sich die Dienerin zu ihrem Herrn.
»Gib mir den Löffel, Mariana!« befahl Alex, setzte sich auf das zweite Kinderstühlchen und klemmte die Beine unter den niedrigen Tisch. »Sag Trevor, er soll Champagner bringen. So, und jetzt mach den Mund ganz weit auf, Bobby.« Behutsam schob er einen Löffel voll Haferbrei zwischen die Zähne des kleinen Jungen.
Nachdem der Butler einen Eiskübel mit einer geöffneten Champagnerflasche abgestellt und zwei Gläser gefüllt hatte, zog er sich zurück.
Zena saß auf dem Teppich und beobachtete die amüsante Szene am Kindertisch. Angesichts des großen, kräftigen Prinzen auf dem winzigen Stuhl lachte sie leise. Bobby verlangte, ›Papa‹ müsse auch was von dem Haferbrei essen.
Gutmütig ergab sich Alex in sein Schicksal, und sie leerten gemeinsam die Schüssel.
Dann kehrte das Kind zu den Spielsachen zurück, und der Prinz ließ sich an Zenas Seite am Boden nieder.
»Haferbrei mit Champagner entspricht nicht ganz meinen Gewohnheiten«, erklärte er und schnitt eine Grimasse. »Diese Sünde wider den guten Geschmack mußt du geheimhalten. Sonst würden mich meine Freunde gnadenlos verspotten und mir bei jeder unpassenden Gelegenheit Haferbrei servieren.«
»Keine Bange, du kannst dich auf meine Diskretion verlassen. Oh, es war so komisch, wie du mit stoischer Miene den Haferbrei gegessen hast!« Sie kicherte und fragte sich, ob sie zuviel Champagner getrunken hatte. Oder freute sie sich einfach nur, weil sie nach langer Zeit endlich wieder einmal lachen konnte?
»Im Lauf der Jahre geriet ich in sehr viele spaßige Situationen. Also mach dich nur lustig über mich. Daran bin ich gewöhnt.« Grinsend schenkte er Champagner ein. In dieser heiteren Atmosphäre tranken sie drei Flaschen, die vor allem der Prinz konsumierte, während sich das Kind mit den Spielsachen vergnügte.
Nachdem die dritte Flasche geleert war, brachte Zena ihren Bruder ins Bett und folgte Alex nach unten ins Speisezimmer, wo ein üppiges Abendessen angerichtet war. Während der Mahlzeit trank Alex weiter. Erschrocken beobachtete Zena, wie er eine zweite Weinflasche öffnen ließ. Als er ihren angstvollen Blick bemerkte, erklärte er: »Bis zur
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