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Im Bann der Leidenschaft

Im Bann der Leidenschaft

Titel: Im Bann der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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sechsten Flasche bin ich ungefährlich. Beruhige dich, meine Liebe, ich bin niemals schwierig.« Viele seiner Freunde würden ihn der Lüge bezichtigen. Ob mit oder ohne Alkohol, Alex konnte schon bei der kleinsten Provokation ziemlich schwierig werden.
    Gut gelaunt erzählte er Anekdoten und Klatschgeschichten aus der Petersburger Gesellschaft. Mit seinem geistreichen Witz faszinierte er Zena wie schon so viele andere Frauen. Sein Charme und seine Schmeicheleien ließen alle weiblichen Herzen dahinschmelzen. Bald würde auch diese junge Dame willig in seine Arme sinken. Daran zweifelte er nicht. Aber er wollte sie nicht bedrängen. Er hatte versprochen, sie nicht anzurühren. Aber wenn sie den ersten Schritt tat (was nur eine Frage der Zeit war), würde er ihre Avancen nicht verschmähen. Das wäre unhöflich.
    Als sie in seine goldbraunen Augen schaute und das unverhohlene Verlangen darin las, erinnerte sie sich nur zu deutlich an die leidenschaftlichen Gefühle der vergangenen Nacht. Und sie gewann den Eindruck, er würde immer intensiver mit ihr flirten. Um die Konversation in unverfängliche Bahnen zu lenken, fragte sie abrupt: »Bist du mit der Gründung einer Duma einverstanden, in der auch die Bauern vertreten wären?«
    Alex verbarg ein zufriedenes Lächeln hinter seinem Weinglas. Natürlich wußte er, warum Zena so unvermittelt das Thema wechselte. Im Vollgefühl seines baldigen Sieges konnte er sich eine Verzögerung leisten, und so erwiderte er mit väterlicher Stimme, die das Mädchen zu beruhigen schien: »Lange dürfte es nicht mehr dauern, bis eine funktionsfähige Duma gebildet wird. An der Schwelle des zwanzigsten Jahrhunderts ist die absolutistische Herrschaft ein unhaltbarer Anachronismus. Und da die Bauern in diesem Land die Mehrheit der Bevölkerung darstellen, muß man ihnen natürlich ein Mitspracherecht in der Duma zubilligen.«
    Während er immer wieder an seinem Weinglas nippte, entbrannte eine lebhafte Diskussion über die Vor-und Nachteile der Monarchie. »Der Zar ist nicht gerade fortschrittlich gesinnt«, bemerkte er, um die reaktionären Tendenzen zu erklären, die sich der Bildung eines Abgeordnetenhauses entgegenstellten.
    In diesem Augenblick erklang eine schrille Stimme vor der Tür des Speisezimmers. »Ich muß ihn sehen! Das sage ich Ihnen doch! Ich muß ihn unbedingt sehen!«
    Nur eine kurze Pause deutete an, daß der Prinz den Ruf gehört hatte. Dann fuhr er ungerührt fort: »Bedauerlicherweise steht der Zar unter von Plehves Einfluß, eines eingefleischten Reaktionärs. Schade, daß Witte in Ungnade gefallen ist … Er war stets bestrebt, die repressiven Kräfte am Hof zu bekämpfen. Magst du ihn, mein Liebe? Oder meinst du, er würde zu kommerziell denken?«
    Obwohl Zena den Lärm in der Halle etwas verwirrend fand, versuchte sie zu antworten. Da wurde die Tür geöffnet und geschlossen. Trevor eilte zu seinem Herrn, beugte sich hinab und flüsterte ihm etwas zu. Weil Zena dem Prinzen an einem sehr schmalen Tisch gegenübersaß, hörte sie unwillkürlich einige Wortfetzen. »Eine gewisse Dame …«, angewidert rümpfte der Butler die Nase, »… läßt sich nicht abweisen … Ziemlich wütend …«
    Alex nickte. Dann antwortete er, ebenfalls im Flüsterton. Aber Zena konnte teilweise verstehen, was er sagte. »… in meiner Suite …« Nachdem er dem Butler gedankt hatte, bestellte er Kaffee und Cognac.
    Trevor entfernte sich, um die Anweisungen zu befolgen, und der Prinz wandte sich lächelnd zu Zena. »Verzeih mir, meine Liebe, nur ein kleines Mißverständnis. Jetzt ist alles geklärt. Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, erklär mir doch, was du von Witwe hältst.«
    Offensichtlich wollte er ihr nicht verraten, was der Tumult in der Halle bedeutete. Sie bezwang den Aufruhr ihrer Gefühle – Neugier, Ärger, Enttäuschung.
    Bei Cognac und Kaffee spielte er noch eine ganze Weile den freundlichen, perfekten Gastgeber, beschrieb die Dörfer, die zu den Ländereien seiner Familie gehörten, und erläuterte die nützliche Funktion der Bauernräte.
    Immer wieder sagte sie sich, es würde sie nichts angehen, mit wem er seine Nächte verbrachte. Trotzdem wuchs ihr Groll, und sie dachte unentwegt an die Frau, die in seiner Suite wartete. Doch dann empfand sie eine unwillkommene Genugtuung, weil es ihn nicht drängte, sein Schlafzimmer aufzusuchen.
    Ein weiblicher Instinkt bewirkte eine subtile Veränderung in Zenas Verhalten, was dem Prinzen nicht entging. Oft genug hatte er

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