Im Bann der Leidenschaft
meine Süße«, beteuerte er und streichelte sie beruhigend. »Bei mir bist du in Sicherheit.« Zärtlich küßte er ihre Lippen. »Bobby und ich haben dich sehr vermißt. Lauf nie wieder weg! Für unerfahrene junge Damen ist diese Welt viel zu gefährlich.«
Sie schluchzte noch lauter, klammerte sich an den geliebten Mann und fürchtete, sie würde träumen und bald wieder in der Gewalt jener elenden Banditen erwachen. Doch dann spürte sie Alex’ starke Brust, roch seinen vertrauten maskulinen Duft.
Nein, es war kein Traum, sondern wunderbare Wirklichkeit.
Behutsam löste er ihre Arme von seinem Hals und preßte die Lippen auf ihre Handflächen. »Warum hast du mir nichts von dem Baby erzählt?«
»Weil ich dachte – es würde dich nicht interessieren.«
»Natürlich interessiert es mich«, tadelte er sanft, und ein zaghafte Hoffnung stieg in ihr auf. »Sobald wir wieder daheim sind, kaufe ich dir ein Haus in Petersburg oder Moskau. Oder eins in beiden Städten. Was immer du willst.« Als er sah, daß sie mit neuen Tränen kämpfte, fragte er besorgt: »Habe ich was Falsches gesagt?« Er verstand ihren Kummer nicht. Immerhin hatte er ihr ein Angebot gemacht, das er überaus großzügig fand. Wie seltsam sich die Frauen manchmal benahmen … Wahrscheinlich hing dieses Wechselbad der Gefühle mit Zenas Schwangerschaft zusammen.
»O nein, Sasha«, erwiderte sie wehmütig und wischte ihre tränenfeuchten Wangen ab, »du hast nichts Falsches gesagt.«
»Dann hör zu weinen auf. Ich kümmere mich um dich und das Baby.«
Von einer Heirat war nicht die Rede. Daran verschwendete er keinen einzigen Gedanken. Trotzdem verzieh sie ihm – weil sie ihn über alles liebte. Vielleicht würde eines Tages ihr Stolz zurückkehren und ihr gebieten, seine starken Arme abzuwehren. Aber jetzt wollte sie bei ihm bleiben, um jeden Preis. Es kam ihr so vor, als wäre sie von den Toten auferstanden und neues Lebensblut würde durch ihre Adern fließen.
»Und in der Datscha lassen wir das Kinderzimmer renovieren«, fügte er hinzu. Jeder Frau machte es doch Spaß, Räume umzugestalten und hübsch zu dekorieren, nicht wahr? Er unterbreitete ihr einige Vorschläge, versuchte auf vage, unvollkommene Weise ihre Wünsche zu erfüllen.
Was sie wirklich ersehnte, konnte man mit Geld nicht kaufen. Doch er war unfähig, solche Träume auch nur zu erahnen.
Die Kutsche brachte sie nach Wladikawkas. Fürsorglich vermied er alle Gesprächsthemen, die Zena bedrücken mochten. Nachdem sie ein freudiges Wiedersehen mit Bobby und den Kindermädchen gefeiert hatte, stiegen sie alle in den Privatwaggon des Prinzen und fuhren nach Kislowodsk. Nur Ivan blieb zurück, um den ersten Transport der Pferde in Ibrahim Beys Lager zu organisieren.
Auf der Reise nach Kislowodsk hatte Alex ausdrücklich bestanden, denn es gehörte zu den vier Städten des Beschtau, wo die berühmten kaukasischen Heilquellen entsprangen. Hier besaß die Familie Kuzan eine Villa, in der sich Zena von ihren qualvollen Strapazen erholen sollte, bevor sie nordwärts weiterfuhren.
Der Luxus von Kislowodsk übertraf den Komfort aller europäischen Kurorte. In gepflegten Gärten erhoben sich prächtige Gebäude, von Bankiers und Aristokraten aus Petersburg bewohnt. Tropische Pflanzen und Wäldchen schmückten die Stadt. Ringsum ragten zerklüftete Felsgebirge empor. Nirgendwo anders fand man eine so romantische Verschmelzung von westlicher und östlicher Kultur.
Am Abend ihrer Ankunft zogen Alex, Zena, Bobby und die Dienerschaft in die Kuzan-Villa. Zwei Wochen lang verwöhnte der Prinz seine Geliebte wie nie zuvor und half ihr, die bösen Erinnerungen zu verwinden. Er brachte ihr persönlich das Frühstück und das Mittagessen ans Bett. Erst nachmittags durfte sie aufstehen. Dann fuhren sie durch die Stadt und die nähere Umgebung, tranken Mineralwasser in einem der Bäder, oder sie sonnten sich auf der Veranda.
Bobby spielte im großen Park, der die Villa umgab. Im milden, heilsamen Klima genas er bald von seinen Atembeschwerden.
Nacht für Nacht beglückte Alex seine Geliebte mit immer neuen sinnlichen Freuden. Sie vergalt es ihm mit gleicher Glut, und was sie einander schenkten, führte zu ekstatischen Höhen, die sie nie zuvor erreicht hatten. Eines Abends lagen sie im Bett, müde und zufrieden, nachdem das Verlangen gestillt war. Durch die offene Verandatür sahen sie den funkelnden Sternenhimmel.
Zena wurde wieder einmal von jenen Bedenken geplagt, die vom Zwiespalt
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