Im Bann der Leidenschaft
ein russischer Besucher wünscht Sie zu sprechen.«
Noch hatte der kluge, scharfsinnige Scheich nicht entschieden, auf welche Seite er sich im fortgesetzten Konflikt zwischen Rußland und der Türkei schlagen wollte. Er würde sich allerdings möglichst lange heraushalten und irgendwann hoffentlich die Gunst des Siegers genießen. Wie er sich als eingefleischter Pragmatiker eingestehen mußte (obwohl es den Traditionen seiner Ahnen widersprach), würde das riesige Heer des russischen Reichs die zahlreichen, wilden, unabhängigen Türkenstämme im Grenzgebiet mühelos unterwerfen. Wenn die schwache Türkei auch vom mächtigen England unterstützt wurde, konnte man einige kleinere Stämme an der Grenze vielleicht – im Interesse guter diplomatischer Beziehungen – mit dem kriegerischen Rußland versöhnen, ohne die weitreichenden englischen Pläne im Nahen Osten zu durchkreuzen.
Angesichts dieses Ziels beschloß der Scheich, den Gast freundlich zu empfangen.
In stolzer Haltung betrat der russische Offizier das Zelt. Als er Zena entdeckte, erstarrte er mitten in der Bewegung. Ibrahim ging lächelnd zu ihm. »Offenbar wissen Sie weibliche Schönheit zu würdigen, Hauptmann. Ein besonders exquisites Exemplar, nicht wahr?«
Mühsam riß Alex seinen Blick von der halbnackten Gestalt los, die sich träge auf den Seidenkissen räkelte und ins Leere schaute. »In der Tat, ein erstklassiges Juwel.«
Formvollendet verneigte er sich. »Hauptmann Prinz Alexander Nikolaevich Kuzan, mein Herr. Verzeihen Sie mir, daß ich Sie bei Ihrer Mahlzeit störe.«
»Oh, es ist mir ein Vergnügen. Leisten Sie uns doch Gesellschaft.«
»Es wäre mir eine Ehre, Ibrahim Bey«, erwiderte Alex und richtete seine Augen wieder auf Zena, die ihren halb bekleideten Körper vor all den Männern zur Schau stellte. Notgedrungen bezwang er seinen Zorn.
»Meine Freunde – Hauptmann Prinz Kuzan.« Der Scheich stellte ihm die Anwesenden vor, und Alex nickte jedem einzelnen Gast höflich zu. »Und nun müssen Sie das neue Mitglied meines Haushalts kennenlernen, das mich heute nacht zum erstenmal beglücken soll. Vor drei Tagen habe ich diese reizvolle Frau gekauft und seither mit gewissen Methoden gefügig gemacht. Mein Täubchen, erhebe deine mitternachtsblauen Augen zu unserem Besucher. Hauptmann Prinz Alexander Kuzan – Delilah, wie ich sie aus offensichtlichen Gründen genannt habe.«
Prinz Alexander Kuzan … Nur langsam durchdrang der Name den Nebel, der Zenas Gehirn umhüllte. Prinz Alexander Kuzan – wie vertraut das klang. Sie blickte auf, und ihr Verstand versuchte zu registrieren, was ihr Augen deutlich sahen. Alex, formten ihre Lippen. Aber sie brachte keinen Laut hervor. Dann nahm ihr Gesicht wieder jene ausdruckslose Miene an, die es schon den ganzen Abend zeigte.
»Seien Sie ihr nicht böse, Hauptmann«, bat Ibrahim Bey. »Manchmal verkriecht sie sich in ihrer eigenen Welt. Zum Glück kann man sie sehr schnell in die Wirklichkeit zurückholen. Delilah, meine Liebe!« Er eilte zu Zena und schnippte dicht vor ihrer Nase mit den Fingern. »Schau mich an!« Sofort gehorchte sie. »Wie brav und fügsam sie ist, nicht wahr, Prinz Alexander? Nehmen Sie doch Platz! Nun wird Delilah für uns tanzen.«
Er führte sie die Stufen des Podests hinab, nachdem sich sein Gast auf die Kissen gesetzt hatte, klatschte in die Hände, und das Orchester intonierte eine leise, monotone Melodie.
In Zenas Adern schienen die Drogen zu singen, und die Musik erregte sie noch mehr. Langsam begannen ihre Hüften zu kreisen. Sanfte Klänge liebkosten ihren Körper, die wohlgeformten schlanken Beine paßten sich dem sinnlichen Takt an. Rhythmisch hob und senkte sie die Arme, die vollen, von Lederstreifen umspannten Brüste bebten. An den Innenseiten ihrer Schenkel rannen schimmernde Tropfen hinab.
»Ah, die Liebessäfte fließen bereits«, murmelte der Scheich triumphierend. »Jetzt ist die hübsche Kleine in der richtigen Stimmung. Meint Ihr nicht auch, Prinz Alexander? Vielleicht lasse ich sie heute nacht mit allen meinen Gästen schlafen. Auch der vierzehnte Schwanz wird mühelos durch ihre feuchte Liebespforte gleiten.« Als er wieder in seine Hände klatschte, verstummte die Musik. »Komm zu mir, Delilah!«
Automatisch folgte sie seinem Befehl, und er ergriff eine Serviette, um ihre Schenkel abzuwischen. Dann streichelte er ihren glattrasierten Venusberg. Bei dieser Berührung erschauderte sie ekstatisch.
Alex unterdrückte einen Wutschrei. Schmerzhaft
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