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Im Bann der Leidenschaft

Im Bann der Leidenschaft

Titel: Im Bann der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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fragte Alex nach einem kurzen Blick auf die versammelten Krieger in seinem Park.
    Erst vor kurzem hatte Iskender-Khan von der unangenehmen Begegnung seiner Enkelin mit den mingrelischen Sklavenhändlern erfahren. Einige Schäfer hatten den schwerverletzten Ma’amed gefunden und sein Leben gerettet. Sobald der Clan-Führer die Nachricht erhalten hatte, war sein Trupp nach Süden aufgebrochen, um nach ihr zu suchen. Schließlich hatte die Spur nach Kislowodsk geführt.
    »Unser Herr möchte Ihre Bekanntschaft machen, Prinz Alexander, und seine Enkelkinder sehen«, erklärte der Anführer. »Deshalb befahl er uns, Ihnen sicheres Geleit zu geben.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »In diesem Fall sollen wir die Einladung noch einmal aussprechen.«
    Auch Zena war mittlerweile an die Balustrade getreten, während Bobby am Tisch sitzen blieb und die imposanten Ritter der Berge ehrfürchtig anstarrte. In ihren silbern beschlagenen Gürteln steckten Säbel und langläufige Pistolen, an den Schultern hingen Gewehre.
    »Bitte, Sasha, er ist mein Großvater«, betonte Zena. »Gewiß kann es uns nicht schaden, seine Gastfreundschaft anzunehmen.«
    »Wie du weißt, lasse ich mich nicht gern nötigen.«
    »Vielleicht ist eine so große Eskorte unter diesen Umständen normal.«
    »Ja, das wäre möglich. Und ich fürchte, es bleibt uns auch gar nichts anderes übrig, als Iskender-Khans Truppe zu folgen. Dafür hat er eindrucksvoll gesorgt.« Alex wandte sich wieder zum Anführer. »Also gut, wir werden Sie begleiten. Aber ich nehme einige meiner Leute mit.«
    »Natürlich, Prinz Alexander, so viele Sie wollen. Für Iskender-Khans Enkelin haben wir eine Sänfte bereit.«
    »Die brauche ich nicht«, protestierte Zena.
    »Ich möchte lieber reiten.«
    »Zweifellos würde Ihnen mein Herr empfehlen, die Sänfte zu benutzen, Mademoiselle«, entgegnete der Anführer energisch. Auch er hatte die Fußspuren im blaugrauen Schlamm jenes fernen Tals gesehen.
    »Wenn Sie meinen …« Resignierend wandte sie sich zu Alex und zuckte die Achseln. Zwei Stunden später zog die Kavalkade langsam durch Kislowodsk, und bald begann der allmähliche Aufstieg in die Berge. Trotz verschiedener Abkürzungen, die kein Europäer kannte, würde die Reise zu Iskender-Khans Wohnsitz sieben Tage dauern.

8
    Iskender-Khans Festung mit dem hohen Turm lag über einem großen Tal, durch das ein reißender Wildbach rauschte. An den Ufern lagen Maisfelder und blühende Obstgärten. Pferde, Rinder und Schafe weideten auf grünen Hängen. Rings um das Dorf schimmerten die schneebedeckten Gipfel eines Gebirges, das die Bewohner gegen die Außenwelt abschirmte. Als die Kavalkade durch die Straßen zog, wurden die Besucher von vielen schweigenden Menschen bestaunt.
    Endlich hielten die Reisenden vor Iskender-Khans Haus, und der Clan-Führer trat vor das Tor – ein hochgewachsener Mann in einer goldgelben, mit Litzen besetzten Tscherkeßka und bestickten Stiefeln, flankiert von zwei ebenso prächtig gekleideten Adjutanten. Wie sein sorgsam gestutzter grauer Bart verriet, hatte er die Lebensmitte bereits überschritten, aber er sah immer noch attraktiv und eindrucksvoll aus. Freundlich umarmte er Zena und Bobby, dann lud er die Gäste in sein Haus ein.
    Er führte seine Enkel persönlich in ihre Gemächer und unterhielt sich eine Zeitlang mit ihnen, während Alex in seinem Zimmer badete. In allen Räumen lagen kostbare Teppiche und buntgemusterte Seidenkissen.
    Nach einem erlesenen Mahl, bei dem der Kakheti-Wein in Strömen geflossen war, zeigte der Hausherr Zena und Alex seine Kunstschätze. Er sammelte Antiquitäten, die man in alten Grabhügeln auf der großen Ebene nördlich des Flusses Terek gefunden hatte, vor allem Gegenstände aus Bronze und grünglasierte irdene Gefäße. Voller Stolz erklärte er die Besonderheiten jedes einzelnen Stücks. Am späten Abend wünschte er seinen Enkeln eine gute Nacht. »Wenn Sie noch ein paar Minuten für mich erübrigen könnten, Prinz Alexander …«
    »Natürlich«, antwortete Alex kurz angebunden. Trotz der großzügigen Gastfreundschaft ärgerte er sich immer noch über die erzwungene Reise. Als Iskender-Khan sorgsam die Tür schloß, konnte der Prinz sein Temperament, das er sieben Tage lang unterdrückt hatte, nicht länger bezähmen. »Was zum Teufel geht hier vor?« Wie alle Kuzans pflegte er die Autorität anderer Männer zu mißachten.
    Doch der würdevolle Clan-Führer ignorierte die Herausforderung völlig. Mit

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