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Im Bann der Leidenschaft

Im Bann der Leidenschaft

Titel: Im Bann der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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durchdringenden schwarzen Augen musterte er lange den wütenden Aristokraten. Das war also der junge Spund, der Zena verführt hatte. Wie ein bleicher Giaur sah er eigentlich nicht aus. Also mußte in seinen Adern das Blut der Bergwelt fließen.
    »Nun, was hat das alles zu bedeuten?« fauchte Alex. »Es gefällt mir ganz und gar nicht, fünfzehnhundert Meilen weit in ein entlegenes Dorf verschleppt zu werden.«
    »Verzeihen Sie mir die etwas ungestüme Einladung, aber ich wollte meine Enkel sehen.« Obwohl Iskender-Khans Stimme höflich klang, funkelte sein Blick kalt wie Eis.
    »Verdammt, und ich wollte Sie nicht sehen!«
    »Vielleicht würde unser Gespräch angenehmer verlaufen, wenn Sie sich etwas mäßigen.«
    »Worüber möchten Sie mit mir reden?«
    »Wie ich höre, unterhalten Sie eine sehr enge Beziehung zu meiner Enkelin. Außerdem weiß ich Bescheid über ihre Schwangerschaft, und es ist mir nicht entgangen, daß sie tiefe Gefühle für Sie empfindet. Diese alberne Liebe versuchte ich ihr auszureden. Leider ist sie genauso eigensinnig wie ihre Mutter – Gott sei ihrer Seele gnädig.« Bei der Erinnerung an seine Lieblingstochter lächelte der Clan-Führer wehmütig, dann fuhr er im selben strengen Ton wie zuvor fort: »Da sie sich nicht von Ihnen trennen will, gibt es nur eine einzige Lösung – eine Heirat. Ich schlug ihr vor, unter meinen Kriegern ihre Wahl zu treffen. Das hat sie abgelehnt.«
    »Was? Eine Heirat?« Das bedrohliche Wort schien in Alex’ Ohren zu gellen.
    »Und so werde ich Zena mit Ihnen vermählen«, erklärte Iskender-Khan unbeirrt.
    »Tut mir leid, dazu bin ich nicht bereit«, stieß Alex zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Zum Teufel mit diesem alten Barbaren … »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden – ich muß nach meinen Leuten sehen.« Abrupt kehrte er dem Hausherrn den Rücken und ging zur Tür. Irgendein Instinkt warnte ihn vor der Gefahr. Doch da war es schon zu spät. Etwas Hartes prallte gegen seinen Rücken, und er sank verwirrt auf die Knie.
    Was der erboste Tartar in einer unverständlichen Sprache schrie, konnte Alex nur ahnen. Offenbar wurde er beschimpft und verflucht. In seiner Verblüffung gelang es ihm nicht, die schmerzhaften Schläge des Eichenknüppels abzuwehren.
    »Glauben Sie wirklich, Sie könnten meine Enkelin verführen und dann einfach beiseite schieben?« Nun wechselte Iskender-Khan wieder zum Russischen über. Wider Willen bewunderte Alex die Vitalität des alten Mannes, der gnadenlos immer wieder auf ihn eindrosch. »Sie werden Zena heiraten, elender Giaur, oder sterben!«
    Hilflos lag Alex am Boden und wünschte, er hätte seine Pistole bei sich. Sterben? O Gott, sein Vater würde in helle Wut geraten, seine Mutter bis an ihr Lebensende Tränen vergießen. Und der Fürst nahm es seinem Erstgeborenen immer sehr übel, wenn dessen Eskapaden die arme maman zum Weinen brachten. »Hören Sie auf, verdammter alter Narr! Wenn ich unter der Erde liege, kann ich Ihrer kostbaren Enkelin nicht viel nützen!«
    Mit diesem Argument veranlaßte er den Hausherrn zumindest, den Knüppel zu senken. Auf einen Ellenbogen gestützt, schaute der Prinz zu ihm auf und bemühte sich um eine möglichst verächtliche Miene. Doch das fiel ihm schwer, weil ein heftiger Schmerz durch seinen Kopf fuhr.
    »Unter diesen Umständen …« Mühsam suchte er nach Worten und verwünschte Zenas Großvater, der ihn in diese hoffnungslose Lage gebracht hatte. »Erlauben Sie mir, um die Hand Ihrer Enkelin zu bitten …« Dann verlor er die Besinnung.
    Iskender-Khan legte den Knüppel beiseite und hob eine Hand. Hinter einem Vorhang traten zwei Männer hervor. »Tragt meinen künftigen Schwiegerenkelsohn in sein Zimmer. Morgen findet die Hochzeit statt. Davor muß er sich ein wenig ausruhen.«
    Am späten Abend wurde ein Besucher in die Gemächer des Clan-Oberhaupts geführt. »Nikki!« rief Iskender-Khan freudestrahlend.
    »Willkommen, alter Freund!«
    »Welch ein Vergnügen, dich endlich wiederzusehen, Iskender!« erwiderte der Fürst, und die beiden Männer umarmten sich herzlich.
    »Setz dich, ich lasse eine Flasche Cognac öffnen – dein Lieblingsgetränk, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Du hast Cognac zu bieten? Also frönst du immer noch deinem bevorzugten Zeitvertreib?«
    »Nun, hin und wieder lauern wir einem reichen Kaufmann auf, oder wir plündern ein Dorf. Ich glaube, dieser Cognac stammt aus dem Vorrat eines armenischen Lebemanns und schmeckt ganz gut.

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