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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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sofort ein Lächeln über das Gesicht.
    Da ich mich im Stehen besser und unauffälliger umsehen kann als auf dem Sofa, greife ich die Hand, die Mel mir reicht. Wir raffen unsere Röcke und entschweben zur Tanzfläche, die bereits gut gefüllt ist. Auf dem Weg dahin sehe ich mich unauffällig um, doch inmitten all dieser Menschen, die reden, trinken und tanzen kann ich ihn nicht finden. Ich fege den blödsinnigen Stachel der Enttäuschung gedanklich beiseite und stürze mich ins Getümmel. Die Bridal Shower ist schließlich einer der Höhepunkte meines Lebens. Mel hat Spaß. Sie freut sich ehrlich für mich und strahlt mich an, ich strahle zurück. Ich will ihr nicht die Laune verderben, denn ich habe so viel zu lachen in meinem Leben. Morgen bin ich die Frau eines Mannes, der in jeder Hinsicht ein Traummann ist. Es ist bekannt, dass man so kurz vor der Hochzeit Panik bekommt. Mein seltsamer Zustand ist vielleicht ganz normal. Ich bin mir nur nicht sicher, dass mir diese Panik zusteht. Wenn man wie ich vom Lande kommt und in der Pubertät nie einen Jungen abbekommen hat, sollte man froh sein, wenn man irgendwann heiratet. Ich freue mich auch. Ich liebe Philippe. Vielleicht fühle ich mich in diesem Club einfach nur fehl am Platz. Ich sollte bei Philippe sein. Ich hätte den Campari nicht trinken sollen. Ich bin ganz durcheinander. Meine Freundinnen sind bei mir. Warum freue ich mich gerade nicht wie verrückt? Warum kann ich diesen Abend nicht genießen? Wirklich genießen, nicht nach außen hin so tun als ob. Wer weiß, wie es Philippe ergeht. Vielleicht betrügt er mich in diesem Augenblick, dort in Dubai. Viel Zeit hat er zwar nicht, aber die hatte mein Ex auch nicht. Und jetzt ist er mit der Pommesverkäuferin verheiratet und die ist schwanger.
    Neben der Tanzfläche beginnt eine Live-Band eine coole Mischung aus Jazz und House zu spielen. Ich wische meine trüben Gedanken über die Umsiedlung, die neue Stadt und die Hochzeit beiseite und konzentriere mich ganz auf die Musik. Zumindest ist mein Alkoholpegel hoch genug, dass mir mein Ausschnitt gleichgültig ist. Außerdem verschaffen einem Prinzessinnen-Kleider Platz auf der Tanzfläche. Ich spreize die Arme zur Seite, schließe die Augen und drehe mich im Kreis. Die Musik ist toll. Plötzlich fühle ich mich so leicht und beschwingt, wie ich mich den ganzen Tag hätte fühlen sollen. Ich spüre die Blicke der anderen auf mir, vergesse sie, vergesse alles um mich herum, gebe mich ganz der Musik hin. Und dann bin ich mir plötzlich sicher, dass ich beobachtet werde. Ich will wissen, wer mich anschaut – und sehe, dass ein sehr hochgewachsener Mann in schwarzer Lederjacke und Sonnenbrille am Rand der Tanzfläche steht. Er hält ein bräunliches Getränk in einem hohen Glas in der Hand und beobachtet mich unverhohlen.
    Ich drehe mich von ihm weg, tanze einfach weiter, wiege mich im Takt der Musik. Doch der Blick in meinem Nacken lässt mir keine Ruhe.
    Kurzentschlossen gehe ich zu ihm. Ich muss mich neben ihn quetschen, denn um ihn herum sind alle Stehplätze besetzt. Mein Herz klopft noch vom Tanzen wie verrückt, ich schwitze. Am Rande der Tanzfläche vor ihm führen zwei sehr schlanke Frauen eine Art Schlangentanz auf. Sie tragen das gleiche kleine Schwarze. Die Beiden sind ganz in ihre Bewegungen versunken. Und in die Augen der jeweils anderen. Nie zuvor war ich einem lesbischen Paar so nahe. Aber ich bin nicht wegen der beiden Lesben hier.
    „Kennen wir uns von irgendwoher?“, frage ich den Mann mit der Sonnenbrille. Meine Stimme klingt heiser und ich weiß nicht, ob er mich verstanden hat. Es ist so laut. Aber ich muss endlich wissen, ob er mich verfolgt. Inzwischen bin ich mir sicher, ihn bereits vor unserer Begegnung bei Chanel und am Place de la Concorde gesehen zu haben.
    Er sieht zu mir herunter, betrachtet mich durch die dunklen Gläser seiner Brille. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Die Gläser verbergen seine Augen vollständig. Mein Herz klopft noch immer und mein Gesicht muss rot sein wie eine Tomate. Meine Wangen brennen.
    „Haben Sie das Kleid bei Chanel gekauft?“ , fragt er mit seiner leicht schmeichelnden, dunklen Stimme. Jetzt hebt er den rechten Arm und nimmt sich die Sonnenbrille von der Nase. Mir wird schwindlig. Diese Augen! Sie sind wirklich fast schwarz. Schwarz-braun. Nie zuvor habe ich so dunkle Augen gesehen. Die Iris verschmilzt beinahe mit der Pupille. Das sieht fast schon unnatürlich aus. Als wäre da ein Designer am Werk

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