Im Bann der Leidenschaften
Dubai?“, will Mell wissen
„Ungefähr zwei Stunden später als bei uns“, murmele ich, während ich die SMS mit den Augen abscanne.
„Dann ist er entweder sehr früh aufgestanden oder sehr spät zu Bett gegangen“, mutmaßt Mel. Ihre Augen ruhen auf dem weißen Stück Technik in meiner Hand. Mel sieht aus, aus würde sie mir das Ding am liebsten aus der Hand reißen. Ich wusste gar nicht, dass Mel so neugierig ist.
Fünf Uhr morgens in Dubai. Muss los zum Shooting. Das Licht. Du weißt schon. Lasse mein Handy an. I. L. D. S.
Ich lese stumm. I. L. D. S. – Ich liebe dich sehr. Meine Augen füllen sich schon wieder mit Tränen. „Philippe will mit mir telefonieren.“
Mel erhebt sich. Entgegen meiner Vermutung, wirkt sie nicht beleidigt. „Dann lasse ich euch Zwei mal allein. Aber untersteh dich und erzähl ihm was von deinem Fehltritt! Schlaf eine Nacht darüber und entscheide danach, ob du deinen Traummann und deine traumhafte Beziehung in den Wind schießen willst. Versprich es mir, Annie!“
Unter Mels eindringlichem Blick nicke ich.
„Versprochen“, grummele ich mit matter Stimme.
Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Alles wird gut!“
Mels Worte in Gottes Ohr.
Kapitel 6
Meine Augen sind mit dem Display meines Handys verschmolzen. Immer wieder lese ich Philippes Nachricht. Dabei kenne ich sie längst auswendig. Er will, dass ich ihn anrufe. Leider weiß ich nicht, was ich will.
Ich lasse mein Handy an , hat er geschrieben. Dies ist seine bescheidene Art, mir einen Wunsch mitzuteilen. Nie befiehlt er. Immer ist er höflich, lässt mir die Wahl. Wenn ich ihn nicht anrufe, ist er mir nicht böse. Bei unserem Wiedersehen wird er fragen, ob ich eine schöne Feier mit den Mädels hatte. Nicht weil er mich kontrollieren will, sondern aus Interesse. Niemals würde er mich nötigen, ihm Bericht zu erstatten.
Die Tränen fließen schon wieder. Was bin ich für eine Heulsuse! Es reicht! Weg mit dem Handy. Ab damit unter Philippes Kopfkissen.
Ich springe aus dem Bett, zerre mir die Klamotten vom Leib und stapfe in mein Bad. Vielleicht hilft mir eine Dusche, zu mir zu kommen und die Ereignisse der vergangenen Nacht zu sortieren. Schlafen kann ich jetzt sowieso nicht. Dazu bin ich viel zu aufgekratzt. Schlaftabletten haben wir keine im Haus. Außerdem hasse ich Tabletten, ich schlucke höchstens eine bei Kopfschmerzen.
Mein Bad ist etwas kleiner als das von Philippe. Eigentlich ist es das Herrenbad. Aber Philippe war vor mir da und er ist eitler als ich. Und dann ist es schließlich seine Wohnung, obwohl er behauptet, sie gehöre jetzt auch mir. Er lässt nicht den geringsten Zweifel an seiner Liebe zu mir, die ich mit Füßen trete. Während er alles mit mir teilt, vergnüge ich mich mit einem anderen. Ich hasse mich selbst.
Ich trete unter die Dusche und drehe das Wasser voll auf. Es ist so heiß, dass es auf der Haut brennt. Ich beiße die Zähne aufeinander, um die Temperatur auszuhalten. Doch in meinem Kopf rattert es weiter. Also drehe ich die Temperatur in die entgegengesetzte Richtung. Ich schnappe nach Luft, zwinge mich, unter dem eiskalten Wasser auszuhalten. Es nutzt nichts. Meine Gedanken machen, was sie wollen. Jerôme, der Club, Jerômes weiche Hände in meinem Gesicht, auf meiner Schulter, auf meinen Brüsten. Unter der eisigen Dusche werde ich heiß. Das darf nicht wahr sein! Was hat der Kerl für eine Wirkung auf mich? Mit fliegenden Fingern reibe ich mich mit dem Orangenduschgel ein. Die Art, wie Jerôme meine Brustwarzen eingeklemmt hat, die Art, wie er mich angesehen und geküsst hat. Dieser ernste Blick, das leicht spöttische Lächeln. Wenn ich an seine dunklen Augen denke, an die bestimmte Art, mich zu berühren und seine Hand auf seinen Schwanz zu legen, spüre ich erneut dieses Ziehen im Unterbauch. Ich will das nicht! Mit der Rückenbürste schrubbe ich über meine Haut, bis sie glüht. Dabei prasselt das eisige Wasser auf mich nieder. Es macht mir nichts aus, aber es kühlt auch nicht mein überreiztes Gehirn.
Jerôme kommt zum falschen Zeitpunkt. Es ist zu spät für ihn und mich. Und wer weiß, was er überhaupt für ein Mensch ist. Ich kenne ich doch gar nicht. Möglicherweise ist er ein Widerling. Aber kauft ein Widerling seiner Schwester ein Halstuch, beziehungsweise gleich zwei von derselben Sorte? Vielleicht hat er mich aber auch angelogen und er ist ein vollkommen verkorkstes Einzelkind. Vielleicht verfolgt er mich seit einer Weile. Doch diese sexuelle
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