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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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blaffe ich Mary-Beth an. Angriff ist die beste Verteidigung, oder?
    „Ich war geschockt! Außerdem dachte ich, dass du von dir aus damit rausrückst. Aber da habe ich mich getäuscht. Unsere Freundschaft ist wohl nicht mehr viel wert! Was haben zwei Monate Paris bloß aus dir gemacht?“
    Letzteres frage ich mich allerdings auch. Was haben zwei Monate Paris aus mir gemacht? Aus diesem unbedarften Landei, das zwar unbedarft ist wie eh und je, jetzt aber mit fremden Männern in Clubs rummacht. Schon wieder füllen sich meine Augen mit Tränen, die ich rigoros wegwische. Den Tränennachschub unterdrücke ich per Willenskraft, indem ich mich auf die Umgebung konzentriere. Unser Taxi hält vor Olivier’s und ich werde auf gar keinen Fall in Gegenwart von Olivier weinen. Ich gebe dem Fahrer zwanzig Euro und meine Freundinnen und ich ziehen wie ein Trauerzug zum Café, das um diese Zeit wie immer gut gefüllt ist.
    „ Bonjour, Annie. Bonjour, Mesdames.“ Olivier legt einen Arm um meine Schultern, während er uns an einen der größeren runden Tische ans Fenster führt. „Ich habe mir schon gedacht, dass du heute mit deinen Freundinnen reinkommst, und den Tisch freigehalten. Die Drei haben einen waschechten Jetlag. Oder ist etwas anderes passiert, Annie?“
    Ich schüttele den Kopf. „Danke, Olivier. Du bist ein Schatz! Wir waren stundenlang beim Schneider und haben unsere Kleider für Morgen anprobiert. Das war anstrengend. Außerdem steckt uns der Junggesellinnenabschied in den Knochen und wir sind hungrig. Wir werden jetzt was essen, danach geht es uns sicher besser. Bring uns doch allen einen Salade Nicoise mit Rindfleisch, von dem leckeren, warmen Landbrot, eine große Flasche Rotwein und eine große Flasche Wasser. Eisgekühlt, bitte. Wir sind Amerikanerinnen.“
    Olivier grinst breit und lässt uns allein.
    „Was ist eigentlich passiert, Leute?“, fragt Jane, die Ellbogen auf dem Tisch abgestellt, ihre Augen taxieren uns. „Wir hatten eine wunderschöne Bridal Shower und eine hinreißende Anprobe. Vielleicht sollten wir mal wieder zum Spaß übergehen. Mel?“
    „Habe ich je brummig dreingeschaut? Als zukünftiges Model habe ich doch keinen Grund, oder? Aber ich werde es schon nicht machen, Mary-Beth. Ich bleibe bis an mein Lebensende allein und bringe kleinen Kindern vom Lande das Lesen und Schreiben bei.“
    „Tut mir leid“, brummt Mary-Beth, die die ganze Zeit schon verlegen am Saum der rotkarierten Tischdecke zupft. „Ich habe überreagiert. Erst die Sache mit Annie und dann du, das hat mir den Rest gegeben.“
    „Ich kann euch sagen: Mir tut es auch leid.“ Ich bemühe mich um eine feste Stimme und einen festen Blick, bin mir aber ganz und gar unsicher, was mir überhaupt mehr leid tut: Dass ich mich zu dieser peinlichen Nummer im Barone habe hinreißen lassen – oder dass meine Freundinnen es wissen.
    Olivier kommt mit dem Wasser und dem Wein. Stilecht gießt er mir einen Schluck zum Probieren ein. Natürlich nicke ich und Olivier schenkt uns allen ein und verschwindet.
    „Ist alles wieder gut?“ Jane sieht in die Runde. Als alle nicken, hebt sie ihr Glas. „Dann haken wir jetzt Annies Affäre von gestern Abend als einen notwendigen Schritt in Richtung Ehe ab. Sie hat sich früher nie ausgetobt. Das muss auch mal sein. Einmal im Leben braucht man so etwas. Außer mir natürlich. Also, Mädels, auf Annies Hochzeit!“
    Na, danke auch. Meine Freundinnen erteilen mir Absolution. Das ist wenigstens etwas. Sie lächeln vergnügt, als ob nichts gewesen wäre. Nur leider ist es damit nicht getan. Schließlich habe ich ein Gewissen. Trotzdem setze ich ein fröhliches Gesicht auf. Und hoffe, dass Jane recht behält mit ihrer Einschätzung, dass die Sache von gestern ein einmaliger, notwendiger Schritt in meine Ehe war. Wo ist nur meine Zuversicht von heute Morgen hin? Sexgöttin. Pah! Seufzend trinke ich meinen Wein in einem Zug leer.
    „Vielleicht solltest du besser Wasser trinken“, grinst Mel.
    Olivier serviert den Salat und knallt in typisch französischer Kellnermarnier das Brot und ein Öl-Essig-Salz-Pfeffer-Set auf den Tisch, was bei der vorzüglichen Sauce, die bereits auf dem Salat verteilt ist, vollkommen überflüssig ist. Aber so ist das hier. Ohne dieses Set auf dem Tisch, beginnt kein Franzose mit dem Essen. Selbst wenn er es mit der Kneifzange nicht anfassen würde – es sei denn, irgendeine Kleinigkeit in dem Salat verdient nicht das Prädikat ausgezeichnet.
    „Bon Appétit“,

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