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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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verführt“, zische ich meiner Freundin zu, die mich mit ihren runden Augen fragend ansieht. Als sie endlich kapiert, was los ist, zuckt sie nur mit den Schultern und meint, dass das mal eine Erfahrung wert wäre. Was sind denn das für Töne?
    „Unser Fahrer bringt die Kleider am frühen Abend zu dir, Annie“, kündigt Claude das weitere Vorgehen an. „Soll ich dich, eine halbe Stunde bevor er kommt, anrufen?“
    „Das wäre nett. Aber bitte auf dem Handy. Wir machen nämlich heute eine Stadtrundfahrt. Nochmals danke für alles, Claude! Ciao.“
    „Ciao, Ihr Hübschen.“ Claude begleitet uns höchstpersönlich nach draußen. Er umarmt und küsst nochmals jede einzelne von uns und entlässt uns dann in das Taxi, das eine der Praktikantinnen für uns gerufen hat.
    „Ein Schande, dass der schwul ist“, platzt Mary-Beth heraus, als wir gen Heimat fahren. „Der ist ja sowas von freundlich! Den kann ich mir super als Familienvater vorstellen.“
    „Mary-Beth“, tadelt Jane, „du bist bereits vergeben.“
    „Ich meinte ja auch nicht für mich.“
    „Für wen denn?“
    „Für Mel. Aber keine Angst: Das sollte ein Scherz sein.“
    Mel lacht laut auf. „Der ist einen Kopf kleiner als ich! Ich könnte nie mit einem Mann zusammen sein, dem ich auf den Kopf gucken kann. Hilfe! Den meisten Männern fallen irgendwann die Haare aus und dann sehe ich ständig auf einen nackten Kopf hinab. Allerdings kann ich mir vorstellen, für ihn zu arbeiten. Für die Liebe findet sich sicher ein anderer. Zum Beispiel der süße Taxifahrer von heute Morgen.“
    Alle Köpfe fahren zu Mel herum. Die nickt verlegen. „Vergesst das mit dem Taxifahrer! Aber die Model-Sache ist schon interessant. Zumindest schmeichelhaft. Wenn ich Claude richtig verstanden habe, würde er mich einstellen.“
    „Das heißt nicht einstellen, sondern buchen“, verbessert Jane unsere dünne, hochgewachsene und seit neuestem rothaarige Freundin. Mit der Haarfarbe scheint sie zugleich ihren Charakter geändert zu haben, stelle ich nicht zum ersten Mal fest.
    „Du denkst nicht ernsthaft darüber nach, oder?“ Mary-Beth sieht aus, als fallen ihr jeden Moment die Augen aus dem Kopf.
    Mel zuckt mit den Schultern. „Warum eigentlich nicht? Er hat gesagt, ich wäre geeignet. Ich hätte die richtige Modelfigur und ein schönes Herzchengesicht. Ihr wart doch dabei, ihr habt es doch auch gehört. Oder phantasiere ich?“
    „Ich verrate dir, warum aus deiner Modelkarriere nichts wird: Weil du nach Paris ziehen müsstest!“ Mary-Beth schüttelt den Kopf. Ihr Gesichtsausdruck ist finster. „Außerdem bist du über dreißig! Ziemlich alt für ein Model, meinst du nicht? Und für den Taxifahrer ebenfalls.“
    „Cindy Crawford ist über vierzig“, wendet Mel ein.
    „Du scheinst dich ja bereits mit dem Gedanken auseinandergesetzt zu haben“, knurrt Mary-Beth, und fügt giftig hinzu: „Dir scheint die Pariser Luft nicht zu bekommen. Gestern warst du blau wie tausend Russen und heute glaubst du, du wärst ein Model. Bloß weil ein schwuler Schneider dir Honig ums Maul schmiert! Für so etwas wird er bezahlt, meine Liebe, und zwar fürstlich! Von Annies blondem Fotoprinzen.“
    „Warum bist du denn so grantig?“ Jane greift nach Mary-Beths Hand, doch die reißt ihre Hand zurück.
    „Es ist bestimmt der Jetlag. Der macht einen früher oder später fertig“, versuche ich, Mary-Beth zu beschwichtigen, wobei ich mich schon über ihre Stimmung wundere. Ähnlich wie Jane, ist Mary-Beth normalerweise die Sanftmut in Person. Dass ihr die Luftveränderung oder die Zeitverschiebung derart zu schaffen machen, hätte ich niemals geglaubt.
    „Der Jetlag“, prustet Mary-Beth verächtlich. „Was ist es denn bei dir, Annie, was dich so fertig macht? Und versuch nicht, es abzustreiten! Oder warum verziehst du dich einen Tag vor deiner Hochzeit mit einem Typen in die hinterste Ecke von diesem Club? Und lässt uns mit einem Haufen Kanadiern hängen?“
    Oh nein! Nicht auch noch Mary-Beth. Am Ende weiß auch Jane von der Sache. Verdammt!
    „Sie haben sich unterhalten“, kommt Mel mir zu Hilfe.
    „Ach so“, Mary-Beth rollt mit den Augen, „ich dachte schon, er hätte aus irgendeinem Grund plötzlich keine Luft mehr bekommen und unsere wunderschöne Braut hätte ihm eine Mund-zu-Mund-Beatmung spendiert. Und weil unsere Lebensretterin so bescheiden ist, hat sie uns nichts von ihrer Wohltat erzählt.“
    „Warum hast du mich nicht gestern Nacht darauf angesprochen?“,

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