Im Bann der Leidenschaften
wünscht Olivier und zischt ab.
Meine Freundinnen beginnen eine enthusiastische Unterhaltung über ihre Brautjungfernkleider und mein Hochzeitskleid. Zwischendurch kauen sie und ergehen sich in Lobeshymnen über die absolut köstlichen Rindfleischstücke, die im Salat verteilt sind. Ich fische die grünen Bohnen aus meinem Salat und lege sie auf Janes Teller, denn Jane liebt grüne Bohnen. Dann stopfe ich mir meinen Salat rein, nehme noch ein Glas Wein und trinke außerdem fast die ganze Wasserflasche allein leer. Ich fühle wie ausgetrocknet. Und dann muss ich natürlich zur Toilette. Und als ich da herauskomme, lehnt er an der Theke. Mindestens einen Meter neunzig misst er. Die schwarze Anzughose sitzt perfekt auf seinen schmalen Hüften. Das hellblaue Hemd ist an den Ärmeln hochgekrempelt und am Kragen sind zwei Knöpfe geöffnet, die ein paar dunkle Brusthaare freilegen. Dieser Franzose hält es wohl nicht für nötig, sich zu rasieren. Seine schwarzen Augen blicken direkt in meine und treiben mir augenblicklich einen Schauder über den Rücken. Unwillkürlich wandert mein Blick zu meinen Freundinnen an dem Tisch vor dem Fenster. Sie essen in aller Ruhe und unterhalten sich angeregt. Zwei, drei Minuten habe ich, bevor sie mich vermissen.
„Bonjour, Dornröschen“, begrüßt er mich, als ich vor ihm stehen bleibe. Er dreht meinen Freundinnen den Rücken zu, der so breit ist, dass selbst ich mich gut dahinter verstecken kann. Er duftet nach irgendeinem teuren Parfüm, das Moschus enthält, und ich habe den Drang, mein Gesicht in seiner Brust zu vergraben und daran zu schnuppern. Das darf nicht wahr sein! Ich schüttele den Kopf über mich selbst.
„Was fällt Ihnen ein, mir nachzuspionieren?“, herrsche ich ihn an. „Haben Sie keine Angst, dass ich zur Polizei gehe?“
Er hebt eine Augenbraue und wirkt dabei so sexy, dass es mir gleich noch einen Schauder über den Rücken jagt. Jetzt weiß ich, was es ist, das mich, beziehungsweise meinen Körper so auf ihn abfahren lässt. Es ist diese Mischung aus Arroganz und Amüsiertheit, die er ausstrahlt. Wobei ich mich frage, was zum Teufel ihn gerade wieder amüsiert. Ich bin nämlich alles andere als erfreut. Oder ist es mein amerikanischer Akzent, von dem Philippe dasselbe behauptet wie ich von seinem französischen?
„War ich so schlecht in der vergangenen Nacht?“, fragt er mit diesem unverschämten Grinsen, bei dem mir augenblicklich der Schweiß ausbricht.
Na super, zu den Schaudern auch noch schwitzen. Ich muss weg hier. Ich darf diesem Kerl nie wieder begegnen. Nicht bei dieser Wirkung, die er auf mich hat. Ich werfe noch einen Blick zu meinen Freundinnen hinüber. Noch scheinen sie mich nicht zu vermissen, aber lange wird das nicht mehr dauern.
„Woher wissen Sie, wo ich wohne?“
„Ich bin dir mehrmals von Bir-Hakeim aus gefolgt.“
„Dann sind wir uns bei Chanel nicht zufällig begegnet?“
Er setzt eine zerknirschte Miene auf.
„Und woher wussten Sie, dass ich mit meinen Freundinnen in den Barone gehe?“
„Das war Zufall.“ Er hebt zwei Finger zum Schwur. „Wie viele Pariser bin ich öfter auf einen Drink dort.“
„Auf einen Drink?“ Jetzt ziehe ich die Augenbrauen hoch.
„Ich schwöre, es war das erste Mal, dass ich dort …“ Er macht wieder dieses zerknirschte Gesicht, doch ich nehme ihm die Zerknirschtheit nicht ab. In seinen Augen funkelt der Schalk. „Haben Sie meine Nachricht erhalten?“
Ich bin fest entschlossen das Gespräch ein für alle Mal zu beenden. Ich muss zu meinen Freundinnen zurück und ich muss mich auf meine Hochzeit konzentrieren. So etwas wie das hier kann ich nicht gebrauchen. Es wird mein Leben zerstören, wenn ich keinen Riegel davorschiebe.
„Hören Sie“, verkünde ich so fest ich kann, „ich will, dass Sie mich in Ruhe lassen. Ich heirate morgen.“
Schneller als ich verschwinden kann, hält er mich am Arm fest. Der Griff seiner großen Hand ist so hart, dass es schmerzt. Vergeblich versuche ich, mich zu befreien.
„Dann ignoriere die zweite Nachricht, die ich vorhin für dich bei deinem Concierge abgegeben habe“, raunt er direkt in mein Ohr. Ich spüre seinen heißen, feuchten Atem. Dann lässt er mich los und wendet sich von mir ab.
Als wäre ein Rudel Wölfe hinter mir her, flüchte ich zu meinen Freundinnen. Mein Herz klopft bis zum Hals.
„Da bist du ja endlich“, grinst Mel. „Wir dachten schon, du wärst ins Klo gefallen.“
Hat sie mich etwa schon wieder erwischt? Ich
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