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Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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wage die Flucht nach vorn. „Wobei hast du mich jetzt schon wieder gesehen?“
    „Ganz ruhig, Brauner“, gibt Mel zurück. „Du wirst wohl kaum auch noch in deinem und Philippes Stammcafé letzte oder allerletzte, notwendige Erfahrungen vor deiner Ehe sammeln.“
    Da hat sie wohl recht. Nichts liegt mir ferner. Schon jetzt ist es unwahrscheinlich, dass Philippe nichts von meinem Gespräch mit Jerôme erfährt. Olivier ist eine wahre Klatschtante.
    „Einen Café und ein paar Macarons zum Nachtisch, bevor wir zu mir gehen und uns mit einem Mittagsschlaf auf die Stadtrundfahrt vorbereiten?“, frage ich in die Runde.

Kapitel 8
    Meine Freundinnen schlafen. Friedlich liegen sie in ihren Betten. Sie bekommen nichts davon mit, als ich die Wohnungstür hinter mir ins Schloss ziehe. Ich sehe auf die Uhr. Mir bleibt eine Stunde. Um drei wollen wir gemeinsam zur Stadtrundfahrt aufbrechen.
    Statt der Treppe, wie sonst, wenn ich allein bin, nehme ich den Aufzug. Das letzte Kilo, das ich noch abnehmen wollte, damit es etwas bequemer ist in dem höllisch engen Mieder, ist mir gerade sowas von egal. Erst einmal muss ich die nächste Stunde überstehen.
    Ohne den Concierge anzusehen, haste ich an ihm vorbei, verlasse das Haus, laufe nach links. An der Straßenecke wechsele ich auf die andere Seite und betrete den Park, in dem es bei schönem Wetter wie heute nur so vor Mittagspausen-Spaziergängern und Touristen wimmelt. Es duftet nach irgendwelchen Blüten. Dem Schotterweg ungefähr einhundert Meter folgen, dann zweimal nach links abbiegen in den schmalen Weg, hat er geschrieben. Das heißt, Jean-Paul hat notiert, was irgendwer in Jerômes Auftrag ihm am Telefon durchgegeben hat.
    Ich bin so aufgeregt, dass ich beinahe an ihm vorbeilaufe. Er sitzt auf der ersten Bank in dem Parkweg, die Arme mit den hochgekrempelten Hemdsärmeln ausladend links und rechts auf der Rückenlehne abgelegt, die langen Beine in der schwarzen Stoffhose übereinandergeschlagen. Sein rechter Fuß wippt leicht. Wenn ich den Urwald, der in diesem Teil des Parks herrscht, betrachte, wird mir klar, warum er ausgerechnet diese Bank ausgewählt hat. Sofort fühle ich mich unbehaglich. Kein Mensch kommt in diesen Teil des Parks. Niemand wird uns hier sehen. Das bedeutet, dass auch niemand mich sieht, wenn er mir etwas antut.
    „Sie haben geschrieben, dass Sie ein letztes Mal mit mir sprechen wollen und mich dann in Ruhe lassen“, sage ich statt einer Begrüßung. Ich bleibe neben der Bank stehen. Der Abstand zwischen uns beträgt etwa zwei Meter. Das sollte genügen, um die Anziehung zwischen uns auf ein Minimum zu reduzieren.
    „Du könntest eigentlich wieder zum Du übergehen, Annie.“
    „Worüber willst du mit mir reden?“ Ich betone das Du über Gebühr. Es ist mir klar, dass ich das tue, um Abstand zwischen ihm und mir herzustellen. Zusätzlich verschränke ich die Arme vor der Brust.
    „Willst du dich nicht setzen?“ Er nimmt seine Arme von der Lehne, rückt an den rechten Rand der Bank.
    Ich schüttele den Kopf. Nein, ich will mich nicht setzen. Ich will schnell reden und dann will ich schnell verschwinden und diesen Mann für immer aus meinen Gedanken und aus meinem Leben verbannen.
    „Wie du willst, Annie.“ Er räuspert sich. „Du bist mir vor ein paar Wochen an der Metro-Station Bir-Hakeim aufgefallen. Du hast mir gefallen. Als ich dich das zweite Mal dort sah, bin ich dir nach Hause gefolgt. Ich war mir nicht sicher, ob ich dich auf offener Straße ansprechen kann. Darum das Theater.“ Er zuckt entschuldigend mit den Schultern, während er zu mir aufsieht. Seine Augen sind auf mein Gesicht gerichtet.
    „Schön“, erwidere ich betont genervt. Ich zucke ebenfalls mit den Schultern, als ob ich dauernd irgendwem auffalle. „Die Sache ist nur die: Ich heirate morgen.“
    „Das sagtest du bereits.“
    „Warum heftest du dich dann an meine Fersen?“ Unbehaglich trete ich von einem Fuß auf den anderen. Irgendwie hatte ich mir das hier anders vorgestellt.
    „Sollen wir ein paar Schritte gehen?“ Ehe ich antworten kann, erhebt er sich mit einer dynamischen Bewegung von der Bank. Wie ich mit Erleichterung notiere, versucht er gar nicht erst, an mich heran zu treten, sondern geht einfach ein paar Schritte weiter.
    Ich schließe zu ihm auf, denn es ist mir dann doch zu blöd, hinter ihm herzulaufen. Leider verringert sich dadurch unser Abstand auf ungefähr einen halben Meter, da der Weg hier sehr schmal ist und links und rechts jede Menge

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