Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Leidenschaften

Im Bann der Leidenschaften

Titel: Im Bann der Leidenschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
Vom Netzwerk:
aber das bedeutet auch, dass er nichts von der wirklichen Sache zwischen Jerôme und mir weiß. Das ist doch schonmal was. Weil ich keinen blassen Schimmer habe, was ich sagen soll und weil es jetzt eigentlich auch nichts mehr zu sagen gibt, tue ich einfach so, als ob ich schlafe. Genau wie Philippe. Wie ich allerdings nach nur wenigen Minuten feststellen muss, tut Philippe nicht als ob er schläft. Er schnarcht. Vorsichtig drehe ich meinen Kopf zu ihm. Philippes Kopf ist nach vorn gekippt. Die Haare hängen ihm vor die Augen und sein Mund steht ein kleines Stück auf. Das ist mal wieder typisch. Mann und Frau streiten, Mann beendet das Gespräch, schläft umgehend ein und die Frau ist hellwach und aufgebracht.
    Ich fahre die Rücklehne meines Schlafsessels nach hinten und sehe mir an, was das Unterhaltungsprogramm hergibt. Einen der vielen Liebesfilme, die ich mir im Normalfall alle reingezogen hätte, obwohl ich sie bereits ausnahmslos kenne, vertrage ich jetzt nicht. Ich entscheide mich für einen Zeichentrickfilm, um meine trüben Gedanken zu verscheuchen. Das letzte, woran ich mich erinnere, als ich wieder aufwache, ist Shreks Bad im Sumpf.
    „Du hast das Frühstück und das Mittagessen verpennt“, begrüßt mich mein Ehemann. „Aber wir sind hier in der ersten Klasse. Wenn du möchtest, bestelle ich etwas für dich. Sie haben richtig leckere Sachen hier. Den Rotwein musst du probieren. Der ist vorzüglich. Ein Merlot, aber was für einer!“
    Aha. Unser erster Ehestreit hat sich wohl während des Schlafes in Luft aufgelöst. Philippes miese Laune hat seiner normalen blendenden Stimmung Platz gemacht.
    „Gib mir erstmal einen Kuss.“
    „ Ay-ay, Madame.“ Philippe salutiert und beugt sich zur mir hinüber. Er legt einen Arm über meine Brust. „Möchtest du deine Hand unter meine Decke stecken?“
    „Wie bitte?“
    „Du hast mich ganz genau verstanden.“ Philippe grinst über das ganze schöne Gesicht.
    „Haben sie hier Pornos im Bordprogramm?“
    „Ich habe dich beim Schlafen beobachtet.“
    „Ich wusste gar nicht, dass mein schlafendes Gesicht eine derartige Wirkung hat?“ Schlaftrunken lasse ich meinen Blick durch die Kabine schweifen. Nein, die schöne, gertenschlanke Stewardess ist nicht in Sicht. An ihr kann er sich nicht aufgegeilt haben. Jedenfalls nicht innerhalb der letzten zwei Minuten.
    „Ich habe nur Augen für dich – und für deine geilen Titten.“ Philippe streicht mir über die Brüste.
    Im Gegensatz zu mir, ergänze ich in Gedanken, und hoffe, dass Philippe diese Ergänzung nicht ebenfalls vornimmt. Um diese Gefahr zu bannen, und meine schon wieder zu Jerôme wandernde Gedanken zu unterdrücken, presse ich meine Lippen auf Philippes Mund. Im gleichen Augenblick wird mir jedoch bewusst, dass ich mir die Zähne noch nicht geputzt habe und ich drehe meinen Kopf zur Seite.
    „Ich muss mal ins Bad.“ Ich stemme meine Hände gegen Philippes Brust und drücke auf den Knopf, der die Rückenlehne und die Fußlehne in die Ausgangsposition bringt.
    „Gute Idee“, grinst Philippe. „Ich komme mit.“
    „Vergiss es!“ Sex auf dem Flugzeugklo, der Klassiker, nicht mit mir!
    „Warum, Annie? Meinst du nicht, du bist mir etwas schuldig?“
    Was ist jetzt wieder los? War unsere kleine Auseinandersetzung nicht überstanden? Mit einem Mal zappelt die Vergangenheit, die ich so schön im Griff zu haben glaubte, wieder wie ein forderndes Kind vor mir herum.
    „Ich wüsste, was mich dazu bringen würde, zu vergessen, dass du meinen besten Freund angeschmachtet hast.“
    Aha. Das Thema schon wieder. Hat sich die Sache doch nicht über Nacht in Luft aufgelöst, auch nicht auf Philippes Seite.
    „Ich habe deinen besten Freund nicht angeschmachtet!“, behaupte ich und erhebe mich aus dem wirklich bequemen Sitz.
    „Quatsch nicht!“ Philippe steht auf und tritt auf den Gang. Er zieht mich an der Hand zu sich und umarmt mich. „Komm, ich bringe dich zum Klo. Ich warte auch ganz züchtig vor der Tür.“
    Das Knabbern an meinem Ohr straft seine Worte allerdings Lügen.
    Ich rücke meine Leggings und mein Riesen-T-Shirt zurecht und krame das Kosmetiketui aus der Beuteltasche. Dann gehe ich vor Philippe her zur Toilette. Er befindet sich unmittelbar hinter mir, ich spüre die Wärme, die sein Körper ausstrahlt, an meinem Rücken. Die meisten Leute schlafen, obwohl der Zeitunterschied zwischen Frankreich und Mauritius bloß vier Stunden beträgt. Aber ich habe gut reden, habe ich doch fast den

Weitere Kostenlose Bücher