Im Bann der Liebe
Bausteinen.
Maisie war sicher oben im Kinderzimmer.
Susannah ging die Treppe hoch in den Flur.
»Maisie?«
Die Antwort war kaum zu hören. »Kommen Sie herein.«
Erleichtert seufzte Susannah auf und trat ins Kinderzimmer. Maisie saß mit Victoria auf dem Schoß im Schaukelstuhl, beide mit einer Decke zugedeckt. Selbst bei dem schlechten Licht hier konnte Susannah sehen, dass Maisie geweint hatte.
Sie trat zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter.
»Sie wollen Seattle verlassen«, schluchzte Maisie, »und das Baby mitnehmen.«
Susannah leugnete das nicht.
Maisie drückte das kleine Kind an sich, sodass es zappelte. »Ich habe Sie und Mr. Fairgrieve gehört.«
Susannah nickte. »Es tut mir Leid, Maisie, ich dachte, ich könnte mit einem Mann leben, der mich nicht liebt, aber ...«
»Schscht«, unterbrach Maisie sie. »Er liebt sie. Er weiß es nur noch nicht.«
Es ist zu viel verlangt, darauf zu hoffen, dass er es eines Tages weiß, dachte Susannah, ein schöner Traum, mehr nicht. Aber jetzt zählten ihre Probleme nicht, sie wurde hier gebraucht, bis diese neue Krise vorüber war. Sie zog sich einen Hocker neben Maisie und setzte sich. »Machen Sie sich keine Sogen um Aubrey und mich«, beruhigte sie sanft, »jetzt gilt es, andere Dinge zu bedenken.«
Maisie setzte sich aufrecht hin, und ein hoffnungsvoller Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. Sie schniefte. »Können Sie bitte das Licht höher drehen?«
Susannah erhob sich und griff nach der Lampe. Bald darauf erhellte das Gaslicht Maisies tränennasses Gesicht.
»Versuchen Sie, etwas zu essen«, schlug Susannah vor. »Oder trinken Sie wenigstens eine Tasse Tee.«
Maisie schüttelte den Kopf und starrte ins Leere, als würde sie in die Zukunft schauen. »Sie hat uns alle verflucht, wissen Sie, Mrs. Fairgrieve. Sie lag auf ihrem Bett und hat jeden von uns zur Hölle verdammt. Sieht so aus, als hätte sie Erfolg gehabt.«
Das erschütterte Susannah, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Ich glaub nicht an Flüche«, wiegelte sie ruhig ab. »Außerdem wusste Julia sicher nicht mehr, was sie tat. Sie wusste nicht, was sie sagte.«
Maisie runzelte die Stirn, aber in ihr Gesicht kehrte wieder etwas Farbe zurück. »Es war die Medizin, die sie eingenommen hat«, murmelte sie, »die hat sie völlig verrückt gemacht.«
Susannahs Herz raste. »Medizin?«
»Laudanum. Als der Arzt es ihr nicht mehr geben wollte, hat sie es irgendwo am Hafen bekommen.« Beschämt sah sie Susannah an. »Ich wollte es Mr. Fairgrieve sagen, hätte es sagen müssen, aber sie hat mir gedroht, mich dann mit Jasper auf die Straße zu setzen.«
Susannah wartete. Himmel, dachte sie, was war aus der fröhlichen, temperamentvollen Julia geworden, die sie gekannt hatte?
Allerdings hatte sie jetzt einen Anhaltspunkt, von dem sie Aubrey und natürlich der Polizei berichten musste. Nach ihrem Besuch im Hafen machte sie sich nicht mehr die Illusion, dort allein ein zweites Mal hingehen zu können.
»Manchmal kam ein komischer Kerl mit einem Päckchen an die Hintertür - klein war er und sah unheimlich aus.« Maisie erschauerte. »Mrs. Fairgrieve und er haben immer sehr ernst miteinander gesprochen, und sie hat ihm Geld gegeben.«
Susannah fragte sich, ob Maisie über den Abtreibungsversuch Bescheid wusste. Doch sie entschied, vorerst nicht darüber zu reden.
»Sie sehen erschöpft aus, Maisie«, sagt sie stattdessen. »Legen Sie sich ein bisschen hin. Ich bringe Ihnen Tee und etwas zu essen.«
Maisie nickte und lehnte sich zurück.
Eine halbe Stunde später - Ellie hatte Victoria übernommen - lag Maisie im Bett und Susannah holte ihr den versprochenen Tee. Jasper, der den Kummer seiner Mutter spürte, legte sich neben sie und umarmte sie.
Susannah trat ans Fenster und sah in das Schneetreiben hinaus.
»Ist der Polizist noch hier?«, fragte Maisie nach einer Weile.
»Ich denke schon«, erwiderte Susannah, »falls er Ethan nicht wieder ins Gefängnis gebracht hat.«
»Meinst du, er weiß es?«, fragte Maisie und wies mit dem Kopf auf Jasper.
»Wahrscheinlich nicht.« Susannah betrachtete das Kind traurig. »Aber er spürt bestimmt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Er braucht jetzt viel Zuneigung, denke ich - viele Umarmungen und Liebkosungen.« Maisie lächelte.
»Für eine Frau, die kein eigenes Kind hat, wissen Sie erstaunlich viel über die Mutterschaft«, meinte sie.
Susannah sah geknickt aus. Vielleicht würde sie nie eigene Kinder haben. Sie hatte sich
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