Im Bann der Liebe
Aubrey mit dieser lieblosen Ehe ganz und gar hingegeben. Ihre Leidenschaft für ihn konnte noch ihr Ruin werden.
Sie erhob sich und wollte gehen.
Es war eindeutig, dass Maisie in Susannahs Gesicht lesen konnte wie in einem Buch. Sie lächelte traurig. »Sie sind voller Liebe, Susannah Fairgrieve«, bemerkte sie, »zum Platzen voll. Geben Sie diesen Mann nicht auf, hören Sie? Er macht viel Ärger, aber er ist grundgut. Sie finden auf der ganzen Welt keinen besseren Ehemann.«
Susannah hielt in der Tür inne. »Er liebt mich nicht«, sagte sie unglücklich und bereute sofort, dass sie so ein Problem aufbrachte, wo sie doch an viel schwerer wiegende Dinge zu denken hatten.
Maisie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Er ist wie einer der Bäume da draußen«, erklärte sie. »Er steht auf sandigem Boden ohne Wasser und Sonne. Schenken Sie ihm etwas von Ihrer Liebe, Susannah, und Sie werden sehen, was passiert.«
»Manchmal«, erwiderte Susannah verblüfft, »überraschen Sie mich.«
»Machen Sie bitte das Licht aus, wenn Sie gehen«, bat Maisie schläfrig. »Ich würde es selbst machen, aber ich bin so müde.«
Susannah lächelte und gehorchte. Als sie ging, schlief Maisie bereits tief und fest.
Draußen entdeckte Susannah, dass Mr. Hollister und der Polizist fort waren und Ethan mitgenommen hatten. Aubrey stand in der Küche und guckte auf der Suche nach Essen in die Töpfe. Ellie und Victoria waren nirgends zu sehen.
Susannah begann den Tisch zu decken. Das Essen - ein Ragout mit Bohnen und Kartoffeln - war schon abgekühlt und begann dick zu werden. Susannah servierte es so, wie es war.
Aubrey betrachtete das Angebotene mit amüsiertem Bedauern. Während Susannah sich hinsetzte, blieb er stehen und stocherte mit seiner Gabel in der Schüssel herum. »Was ist das?«, fragte er neugierig, fast eine Spur belustigt.
»Keine Ahnung«, gab Susannah zurück. »Setz dich, ich bin hungrig.«
»Das musst du für das hier auch sein.« Er setzte sich und gab ihr eine große Portion auf.
Am liebsten hätte sie ihm erzählt, was sie über Julia und den Mann wusste, der ihr Laudanum verkauft hatte, aber er war erschöpft und brauchte Kraft. Sein Bruder war gerade zum zweiten Mal verhaftet worden, er wurde vielleicht bald befragt, und er hatte sich noch immer nicht ganz von den Schlägen erholt.
»Du siehst aus«, erklärte er zwischen zwei Bissen, »als wolltest du gleich aus dem Stuhl schießen und Funken sprühen. Bitte sag mir doch, woran du denkst, Mrs. Fairgrieve.«
Anders als ihr Mann, der jetzt mit großem Appetit aß, fand sie das Essen ungenießbar und schob den Teller weg. »Maisie hat mir erzählt, dass Julia immer an den Hafen ging«, gestand sie. »Sie hat sich dort mit einem Mann getroffen ...«
Aubreys Gesichtsausdruck wurde hart, aber er sagte nichts. Susannah fühlte sich wie eine Verräterin an der Freundin, fuhr aber trotzdem fort. »Maisie sagt, er kam ein paar Mal her, um ihr ... Laudanum zu bringen. Er soll klein gewesen sein und unheimlich ausgesehen haben.«
»Und?«
Susannahs Gesicht rötete sich vor Eifer und Scham, auch wenn sie nicht hätte sagen können, woher Letzteres stammte. »Verstehst du denn nicht? Es muss irgendeinen Zusammenhang geben. Wenn Mr. Su umgebracht wurde, weil er etwas wusste - nun, kann es dann nicht sein, dass er mit den Leuten bekannt war, die Mrs. Parker getötet und dich überfallen haben?«
»Das ist sehr weit hergeholt«, meinte Aubrey und nahm sich Kartoffeln nach. »Ich brauche dir nicht zu sagen, was Hollister davon halten wird. Du, ich, Ethan - wir alle haben Motive genug für die Verbrechen.«
»Gut, aber wir haben sie nicht begangen«, stellte Susannah fest.
»Der Mann, von dem Maisie gesprochen hat, wird etwas wissen. Hollister muss ihn finden.«
»Hollister hat schon so genug zu tun. Ich werde ihn selber finden. Hat Maisie einen Namen genannt?«
Susannah schüttelte den Kopf. »Ethan - ist er wieder im Gefängnis?«
»Nein«, sagte Aubrey und überraschte sie damit. »Er bleibt vorerst bei John Hollister.«
»Geht es ihm gut?« Sie fragte sich, wie die Neuigkeiten über Su Lin seine Beziehung zu Ruby wohl beeinflussen würden.
Aubrey sah grimmig drein und schüttelte den Kopf. »Aber bald, denke ich. Mittlerweile haben er und ich einen vorläufigen Waffenstillstand geschlossen. Ethan ist sehr nachtragend, was meine Vergehen - eingebildet oder echt - angeht.«
Susannah stieß den Atem aus. »Vor kurzem warst du derjenige, der ihm etwas übel
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