Im Bann der Ringe (German Edition)
Himmel, sondern auch aus seinem Leben verschwunden. Nach dem kurzen Moment des Glücks, nun endlich seiner Vergangenheit auf die Spur gekommen zu sein, und dem Glauben, dadurch vielleicht auf anderem Weg seine Sterblichkeit wiederzuerlangen, kam nun die Enttäuschung, nur ein Stück leeres, altes Papier vorgefunden zu haben.
Ein leeres Blatt – ein leeres Leben.
***
„Der Zwilling?“ Cat sah ihn an. Unverständnis spiegelte sich in ihrem Gesicht, und wie zum Beweis legte sie ihre Stirn in Falten. „Was meinst du damit?“
Ric antwortete nicht. Viel zu sehr faszinierte ihn der Anblick ihrer Schmuckstücke, das stetige Leuchten der beiden Steine, die auf ihren Händen ein Wiedersehen zu feiern schienen. Er nahm gar nicht wahr, wie sie mit ihm sprach. Erst, als sie ihm unsanft in die Rippen stieß und nahe an seinem Ohr rief: „Hallo? Erde an Elric, Erde an Elric, können sie mich hören?“, löste er widerwillig seinen Blick von ihren Händen und schaute sie an.
„Heilige Scheiße“, stammelte er. „Catherine, das ist der Zwilling!“
„Ja, das sagtest du schon.“ Geduldig nickte sie. „Aber was bedeutet Zwilling? Ich versteh nur Bahnhof.“ Sie zuckte mit den Schultern. Doch dann fiel bei ihr anscheinend der Groschen. „Stimmt!“ Sie schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. „Ich Depp! Sie sehen fast gleich aus.“
„Sag ich doch! Alles ist identisch – bis auf die Farbe.“
Auf beiden Ringen befand sich dasselbe eingravierte Linienmuster. Auf Cats und ebenso auf seinem Ring. Und inmitten dieser Linien saß jeweils ein kleiner Stein. Ein Turmalin. Einer in Grün. Einer in Blau. Beide Ringe unterschieden sich wirklich nur in der Farbe des Steins und in ihrer Größe voneinander.
„Das ist ja Wahnsinn“, flüsterte Cat. „Und irgendwie auch unheimlich. Als würde da drin jemand mit einer Taschenlampe sitzen.“ Sie lachte leise. „Das gibt’s ja gar nicht. Was bedeutet das?“ Erwartungsvoll sah sie Ric an.
„Du weißt nichts darüber?“, fragte er.
„Nein. Ich habe keinen verdammten Schimmer, was das zu bedeuten hat. Du etwa?“
„Ja. Ein bisschen zumindest“, gab er zu. „Aber vorher wüsste ich gerne, woher du den Ring hast?“
„Glaubst du, ich habe ihn gestohlen, oder was?“ Wütend funkelte sie ihn an.
„Nein, so ein Quatsch! Ich will doch nur verstehen, wie du in die Legende reinpasst“, wehrte Ric ab.
„Legende?“ Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und ein Ausdruck trat in ihre Augen, den man fast als mörderisch bezeichnen konnte. Angriffslustig fixierten ihre kleinen Katzenaugen ihn. „Erst ein Fluch. Dann ein Zwilling. Und jetzt noch eine Legende? Sag mal, bist du sicher, dass du mich hier nicht verarschen willst?“
„Sehe ich so aus? Sieht das hier danach aus? Nein, doch wohl nicht! Ich weiß, das hört sich alles total verrückt an, und wenn du mir nicht glaubst, dann kann ich es gut verstehen. Ich …“, will doch nur die Wahrheit herausfinden, wollte er eigentlich sagen, aber sie ließ ihn nicht ausreden.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich dir nicht glaube!“, unterbrach sie ihn ungestüm. „Und das ist die Wahrheit. Je mehr ich hier höre und mich damit auseinandersetze, desto stärker glaube ich daran, dass es tatsächlich ein dunkles Geheimnis gibt, welches uns miteinander verbindet“, gab sie zu. „Ja, es hört sich merkwürdig an, das stimmt wohl, aber ich habe schließlich auch Augen im Kopf. Außerdem bin ich neugierig. Warum hast du mir davon nicht schon früher erzählt?“ Sie saß nun ebenfalls im Schneidersitz neben ihm, die linke Hand ausgestreckt auf ihrem Knie. Darauf lag ihr Ring. Ric stellte ihr Spiegelbild dar, nur, dass er seine Beine nicht ineinander verknotete, sondern lang vor sich ausstreckte.
So dicht neben ihr zu sein fühlte sich gut an. Und vor allem fühlte es sich richtig an. Nichts erinnerte mehr daran, dass er sich noch vor Stunden von ihr als einen Idioten hatte beschimpfen lassen müssen. Und darüber war er sehr froh.
„Früher erzählt? Was hätte ich denn sagen sollen? Hallo, ich bin Ric, ich bin verflucht und trage einen Ring, der vielleicht helfen könnte, den Fluch zu lösen. Dazu fehlt mir aber noch ein Gegenstück – hast du zufällig eins? Weil du ja schließlich von mir geträumt hast. So ungefähr?“ Und als Cat nicht antwortete, sondern ihn nur verblüfft ansah, redete er einfach weiter: „Abgesehen davon, dass ich die Befürchtung hatte, dass du schreiend Reißaus nimmst –
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