Im Bann der Sinne
Treibhausblumen.
In dem Gewächshaus brannte jedoch nur ein einziges Licht - un-wahrscheinlich, dass sie dort war. Er ging trotzdem um das Haus herum. Wegen der Lage des Hauses war es unmöglich, von einem Ende des Gewächshauses zum anderen zu sehen.
Er wollte gerade den Gartenbereich verlassen, als etwas Glänzendes seine Aufmerksamkeit erregte. Neugierig blieb er stehen. Halb versteckt unter üppigen Grünpflanzen entdeckte er das blaue Notizbuch.
Da Charlotte sicher nicht begeistert wäre, wenn die automatische Bewässerungsanlage ihre Notizen ruinierte, nahm er das Buch und steckte es in die Innentasche seines Sakkos.
Er verließ das Gewächshaus und stellte überrascht fest, dass im Cottage jetzt Licht brannte. Mit großen Schritten legte er die kurze Entfernung zwischen den beiden Gebäuden zurück und klopfte.
Kurz darauf wurde die Tür geöffnet. „Was machen Sie denn hier?", fragte sie unfreundlich.
Am liebsten hätte er sie einfach in die Arme geschlossen und sie gebeten, nie wieder so eine dumme Frage zu stellen. Falls sie ihn für einen Mann hielt, der so leicht aufgab, dann würde sie noch eine Uber-raschung erleben.
Er lehnte sich lässig gegen den Türpfosten und drängte sie zurück ins Haus. „Ich wollte Sie sehen, ma petite. Sie sind gestern so wütend weggelaufen - ich wollte Ihnen nicht wehtun."
„Haben Sie auch nicht. Es ist alles in Ordnung."
Er nahm ihr Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen. „Wo waren Sie? Warum habe ich Sie nicht auf dem Weg hierher gesehen?"
Sie zog ihr Gesicht zurück. „Das geht Sie nichts an."
„Ich habe mir Sorgen gemacht."
Ihr Gesichtsausdruck wurde sanfter. „Das wäre nicht nötig gewesen. Ich war in der Stadt einkaufen. Sie haben mich wahrscheinlich nicht nach Hause kommen sehen, weil ich durch die Weingärten gekommen bin."
„Sind Sie mehr als zwei Meilen in der Dunkelheit gelaufen?"
„Ich kenne die Gegend."
„Charlotte, wissen Sie denn nicht, wie gefährlich das ist? Sie kennen die Saisonarbeiter doch gar nicht, die sich zurzeit hier herumtreiben. Wenn ich nicht so ein geduldiger Mann wäre ..."
„Wer hat behauptet, Sie seien geduldig?", unterbrach Charlotte ihn.
Seine Sorge hatte offensichtlich bewirkt, dass sie auftaute. Und als er ihre Hand nahm, zog sie sie nicht sofort zurück. Er bildete sich ein, ihren beschleunigten Herzschlag zu spüren.
„Ich habe eine Engelsgeduld", sagte er. „Sonst hätte ich es längst aufgegeben, Sie zu umschmeicheln, sondern Sie einfach in mein Chalet in den Schweizer Bergen entführt."
Fasziniert sah sie ihn an.
Er beugte sich vor, bis sich ihre Lippen fast berührten. „Und dort würde ich dann ganz schamlose Dinge mit Ihnen tun." Als sie nach Luft schnappte, fuhr er fort: „Der Kuss war alles andere als unbedeutend - das wissen wir beide. Verzeihen Sie mir, dass ich ihn herunterspielen wollte. Chérie, bitte seien Sie nicht mehr böse auf mich."
Alexandres verführerische Stimme betörte ihre Sinne. Ihr wurde heiß. Und als sie in seine Augen blickte, wusste sie, dass ihm der Kuss wirklich etwas bedeutet hatte. Es lag so viel in diesen dunklen, lebhaften Augen, eine Besessenheit, eine unglaubliche Sehnsucht.
Charlotte bekam Angst. Sie passte nicht zu diesem tollen Mann. Alexandre brauchte eine Frau, die selbstbewusst und ungezwungen mit ihrer Sexualität umging, die sich ihrer weiblichen Ausstrahlung sicher war, eine Frau, die ihm gleichermaßen eine Partnerin auf Partys und im Bett war - und sich nicht dauerhaft binden wollte. Und diese Frau war Charlotte nicht.
Sie erstarrte. „Bitte", flüsterte sie. „Bitte gehen Sie."
Bleib, flüsterte ihr Herz. Bleib, flehte ihr Körper. Bleib. Aber natürlich konnte sie das nicht sagen. Nur in ihren Träumen konnte sie einen Mann wie Alexandre in ihren Bann ziehen und seine sexuellen Wünsche erfüllen.
„Charlotte." Er wollte ihre Hand nicht loslassen. „Halten Sie mich wirklich für einen Mann, der Frauen wehtut?"
Es war die Verletzlichkeit in seiner Stimme, die ihr unter die Haut ging. „Nein. Sie ...
Sie sind der geborene Frauenverführer."
„Dann lassen Sie sich von mir verführen." Schon seine Stimme war die reinste Versuchung, sein Blick purer Zauber.
Mit aller Macht kämpfte Charlotte gegen die Anziehungskraft. Sie entzog ihm ihre Hand und versuchte, die Tür zu schließen. „Tut mir leid, aber ich will es nicht." Mit jedem Wort fühlte sie sich feiger. Der Drang, ihm zu sagen, was sie in Wirklichkeit für ihn empfand, war
fast
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